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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Sie mit einer Zweidrittelstrafe rechnen, oder … «
    »Oder was?«
    »Oder Sie müssen fliehen.« Sie warf die Worte hin wie nicht ernst gemeint, doch er reagierte sofort.
    »Verhelfen Sie mir zur Flucht, Frau Kommissarin.«
    »Nun, wenn Sie den Namen des Mörders meines Vaters wirklich wissen, dann könnte ich … «
    Sie kratzte sich die Kopfhaut.
    Er fuhr mit seinem Handrücken zweimal unter seiner Nase entlang. Dabei schnaubte er zornig.
    »Es gibt einen Weg, Sie hier rauszuholen, Herr Meuling … «
    Seine Körperhaltung und sein Gesichtsausdruck veränderten sich augenblicklich. »Wie?«
    »Nun, Sie müssten mir zunächst einmal vertrauen. Es ist ein juristischer Trick, aber es dauert eine Weile.«
    »Ich steh auf juristische Tricks.«
    »Sie unterschreiben zunächst ein Geständnis«, schlug Ann Kathrin vor.
    Er lachte empört auf und tippte sich an die Stirn. »Ich bin doch nicht bescheuert!«
    »Ruhig Blut. Hören Sie mir zu. Sie gestehen den Mord an Mareike Henning in allen Einzelheiten. Dann mache ich mit Ihnen eine Tatortbesichtigung, wo wir die Tat rekonstruieren. Dabei verstricken Sie sich in Widersprüche.«
    »Wie? Was?«
    »Nun, es gibt ein paar Dinge, die nur der wirkliche Täter weiß. Dass sie am ganzen Körper rasiert war, zum Beispiel. Und was mit ihren Kleidern geschah. Was das Geschenkpaket im Baum sollte. Na ja, all solche Details, die wir nie bekanntgegeben haben.«
    Er begann zu ahnen, was sie vorhatte, und lehnte sich im Stuhl zurück. Er verschränkte die Arme hinterm Kopf und drückte die Fußsohlen gegen die Tischkante. Er wippte mit seinem Stuhl wie ein aufsässiger Schüler in der letzten Reihe.
    »Wenn das Geständnis nicht zur Tat passt und die Rekonstruktion auch nicht, liegt der Verdacht nahe, dass Sie gar nicht der Täter sind. So etwas passiert heutzutage immer wieder. Bei vielen Morden melden sich Leute, die ihn angeblich begangen haben, legen endlose Geständnisse ab, waren es aber gar nicht. Das dreht die Arbeit der Kriminalpolizei um, verstehen Sie? Plötzlich ist es nicht mehr unsere Aufgabe nachzuweisen, dass jemand den Mord begangen hat, sondern eben genau das Gegenteil, wir müssen nachweisen, dass jemand den Mord überhaupt nicht begangen haben kann.«
    »Wollen Sie einen Geisteskranken aus mir machen?«
    »Keineswegs. Ich denke, Sie haben einfach dem Druck der Verhöre nachgegeben. Sie haben den Psychostress einfach nicht mehr ausgehalten. Es lassen sich schnell ein paar Seelenklempner finden, die uns das bescheinigen.«
    Er grinste breit: »Sie haben mich also gefoltert, oder was?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein, so weit würde ich nicht gehen. Das glaubt man Ihnen nicht. Außerdem fehlen dafür alle Beweise. Aber dass in so einem Fall die Kollegen schon mal nervös werden und vielleicht ein bisschen zu weit gehen, weil sie den Mörder gern überführen möchten, ist doch verständlich, oder?«
    Er nickte. »Ja, es begann zum Beispiel damit, dass Sie erstens keinen Hausdurchsuchungsbefehl hatten und zweitens Ihr bescheuerter Kollege mir mit seinem Karatesprung in den Rücken geflogen ist. Ich hab jetzt noch Probleme, wenn ich … «
    »Geschenkt«, sagte sie. »Machen wir den Deal?«
    »Wer sagt mir, dass ich Ihnen trauen kann?«
    »Haben Sie eine Wahl? Aber wenn Sie wollen, können wir ja vorher Ihre Anwältin fragen. Wir können Ihre Aussagen Punkt für Punkt miteinander durchgehen, und dann bei der Tatortbesichtigung machen Sie die entscheidenden Fehler und erzählen uns einen Tathergang, wie er unmöglich so gewesen sein kann.«
    »Okay«, sagte er. »Machen wir’s. Aber so schnell wie möglich. Ich muss hier raus. Ich bin nicht für die Haft gemacht. Ich muss mich bewegen können.«
    »Dann geben Sie mir Ihr Geständnis. Je schneller ich es habe, umso schneller sind Sie hier draußen.«
    »Wie soll ich es machen?«
    Ann Kathrin öffnete lächelnd ihre Esprit-Handtasche, zog einen vorbereiteten Block und einen Füller hervor. »Handschriftlich. Jetzt sofort. Hiermit gestehe ich, Dieter Meuling, geboren
am 31 .März 1967 , im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, dass ich Frau Mareike Henning ermordet habe. Ich bereue meine Tat zutiefst und bitte um eine gerechte Strafe.«
    »Jetzt reicht’s aber, Frau Kommissarin!«
    Sie warf die Haare zurück und konterte kühl: »Wer eine Tat gesteht, will, dass eine bestimmte Gerechtigkeit wiederhergestellt wird. Schreiben Sie es und unterzeichnen Sie es, wenn Sie wollen, dass ich Sie hier raushole.«
    »Wenn Sie

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