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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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und zerrte ihn mit sich. In ihren Schuhen patschte das Wasser und ihre Finger waren jetzt schon so kalt, dass sie sich fragte, ob sie den Abzug ihrer Heckler & Koch P 2000 im Notfall schnell genug drücken könnte.
    »Entweder Sie spielen jetzt das Spiel nach meinen Regeln oder Sie können mir gestohlen bleiben und werden den Rest Ihres Lebens im Gefängnis sitzen. Was glauben Sie eigentlich, was wir hier tun? Das ist kein Kinderspiel. Wir versuchen, ein deutsches Gericht auszutricksen, und zwar nicht das Duisburger Amtsgericht. Man wird Sie des Mordes anklagen, da müssen wir schon richtige Geschütze auffahren, damit Sie freikommen. Sie haben ein Geständnis hingelegt, und jetzt kommt es darauf an, dass ich von Ihnen ganz genau erfahre, wie Sie es wirklich gemacht haben, damit wir Ihr Geständnis dann so frisieren können, dass ich nachweisen kann, dass Sie es gar nicht gewesen sein können. Kapieren Sie das, Sie blöder Idiot, Sie?«
    Ann Kathrin hob die Rechte, ballte aber nicht die Faust, sondern
es wirkte für Meuling genauso, als ob sie ihm eine Ohrfeige verpassen wollte.
    »Reden Sie nicht mit mir wie mit Ihrem kleinen Sohn«, zischte er.
    »Sie sagen mir jetzt, wie der Mörder meines Vaters heißt oder ich breche die ganze Aktion hier ab, klar? Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt. Ihre Anwältin hat die fünfzigtausend Euro von mir.«
    »Ich weiß. Sie hat es mir bestätigt.«
    »Also – wie heißt der Schweinehund?«
    Meuling versuchte sich in die Büsche zu drücken, um ein bisschen mehr Schutz vor dem Regen zu haben. Mit Genugtuung registrierte Ann Kathrin, dass er zitterte. Sie wusste aber nicht, ob es die feuchte Kälte war oder die Angst.
    »Ich habe diese blöde Torte nicht kaltgemacht, haben Sie das immer noch nicht kapiert?«
    »Es ist mir völlig egal. Sagen Sie mir den Namen und ich helfe Ihnen aus dieser Klemme heraus.«
    »Ich dachte, wir hätten die Regeln festgelegt.«
    Ann Kathrin sah sich um. Sie waren ganz alleine. Der Regen hüllte sie ein wie eine schützende Decke.
    Sie zog ihre Heckler & Koch und drückte sie ihm gegen die Stirn. »Es gibt keine Regeln!«, kreischte sie. »Kapieren Sie das endlich? So hat man meinen Vater umgebracht! Genau so! Und wenn ich Ihnen jetzt so das Gehirn rausblase, passiert mir überhaupt nichts. Wenn hier einer Ärger kriegt, dann meine drei Kollegen, die da hinten im Gefangenentransporter Skat spielen. Als ich den Täter am Tatort hatte, drehte er plötzlich durch und ging auf mich los. Ein bulliger Mann, so ein richtiges Muskelpaket. Jeder Richter würde mich freisprechen.«
    »Hören Sie auf«, flehte er, »hören Sie auf.«
    Unter dem Druck der Waffe beugte er seinen Kopf immer weiter nach unten.
    Ann Kathrin drückte ihn in die Hecke. Die Äste stachen in sein Gesicht. »Den Namen!«, forderte sie. »Den Namen. Ich schwör dir, ich drück sonst ab.«
     
    Cora Johannsen fuhr in ihrem weißen Mercedes direkt vor dem Schloss vor. Parkverbotsschilder beachtete sie nicht. Sie glaubte, im Auftrag der Staatsanwaltschaft unterwegs zu sein, gerufen von der Polizei. Wer wollte es riskieren, ihr einen Strafzettel zu verpassen, und welche Politesse ging bei dem Wetter schon auf die Jagd nach Parksündern?
    Sie wunderte sich, dass hier keine Polizeiautos standen. Dann entdeckte sie den Gefangenentransporter auf dem Parkplatz gegenüber. Es hätte genauso gut ein Umzugswagen sein können. Durch den Regenschleier konnte sie es nicht so genau erkennen.
    Sie kam sich zwar blöd dabei vor, versuchte aber tatsächlich, ihren Knirps aufzuspannen. Der ostfriesische Wind brach dem Regenschirm in Sekunden sämtliche Gelenke. Sie erkannte augenblicklich den wirtschaftlichen Totalschaden und machte sich nicht mal mehr die Mühe, den Schirm in ihren Wagen zurückzulegen. Sie ließ ihn einfach fallen.
    Cora Johannsen lief zum Parkplatz hinüber. Hinten im Gefangenentransporter saßen Weller, Schrader und Benninga. Weller reizte gerade sein Blatt aus.
    »Achtzehn, zwanzig, zwo.«
    Benninga nickte. »Das wird mein Spiel. Einer mehr als sechsunddreißig?«
    Schrader stieg sofort aus.
    Weller mochte es nicht, wenn jemand gegen die Regeln verstieß. »Geben, hören, sagen«, stellte er fest und fühlte sich bereits als Sieger.
    Die Männer hatten die Tür nur einen kleinen Spalt offen gelassen, damit von draußen nicht zu viel Feuchtigkeit hereinkam.
Cora Johannsen sah hindurch und kapierte augenblicklich, was geschehen war. Sie schlug die Tür zu und die drei saßen in der

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