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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Geschenkt.«
    Dann zog Ann Kathrin das Bild ihres Vaters aus der Tasche. Es fiel ihr schwer, aber sie zeigte es Diwata Bogdanski wie das Bild eines beliebigen Verdächtigen.
    »Kennen Sie diesen Mann? Haben Sie ihn irgendwann einmal zusammen mit Ihrem Mann gesehen?«
    Frau Bogdanski sah sich das Bild den Bruchteil einer Sekunde zu lang an. Ihre Antwort war jetzt nicht mehr spontan, und deswegen misstraute Ann Kathrin ihr, als sie sagte: »Nein, ich habe diesen Mann noch nie gesehen.«
    Dabei hätte Ann Kathrin ihr doch so gerne geglaubt.
    Sie steckte das Bild von ihrem Vater wieder ein. Fast beiläufig fragte sie dann: »Hatte Ihr Mann Freunde? Ich brauche ein paar Namen, die mir weiterhelfen können. Dann lasse ich Sie gerne in Ruhe.«
    »Freunde? Nein. Wenn er zu Hause war, dann war er nur bei uns. Er war ein Familienmensch, wie ich schon sagte.«
    »Hat er nie jemanden mit nach Hause gebracht? Wurde er nie von jemandem abgeholt? Gab es keine Anrufe? Hatte er kein Adressbuch, in dem Telefonnummern standen?«
    Schwester Bogdanski lächelte milde. »Er war ein sehr diskreter Mensch. Ich weiß inzwischen – durch den Prozess – viel über ihn, wovon ich vorher keine Ahnung hatte. Natürlich ahnte ich, dass er Freundinnen hatte, wenn er wochenlang weg war. Die Mädchen haben es ihm leicht gemacht und sind ihm nachgestiegen. Aber auch das hat er diskret abgewickelt. Es gab nie Anrufe hier. In Wilhelmshaven hatte er nie eine Freundin, das wäre ihm allein schon vor seinen Kindern unangenehm gewesen. Seine andere Hälfte hat er in Hamburg ausgelebt oder auf
seinen Reisen. Hier war er ein guter, spiritueller Ehemann. Was glauben Sie, wie viele Frauen nur in unserem Laden einkaufen kamen, in der Hoffnung, ihm zu begegnen? Aber er war fast nie da. Im Grunde habe ich das Geschäft allein betrieben.«
    Ann Kathrin glaubte der Frau. Sie hatte eine geradezu entwaffnende Ehrlichkeit.
    Ann Kathrin dachte, bei Frau Bogdanski mit der Wahrheit weiter zu kommen, deswegen gestand sie: »Ich bin auf der Suche nach dem Mörder meines Vaters. Ich vermute, dass Ihr Mann den Mörder kannte. Dafür gibt es wichtige Hinweise. Keine Angst, Ihr Mann war nicht der Mörder. Aber er kannte ihn. Bitte helfen Sie mir. Wenn jemand Ihren Vater umgebracht hätte, würden Sie auch wissen wollen, wer es war, oder nicht?«
    Die Frau nickte heftig. »Meinen Vater hat der Krebs umgebracht.«
    »Jeder kleine Hinweis ist wichtig für mich. Gibt es vielleicht noch ein Adressbuch von Ihrem Mann? Einen Computer? Irgendetwas? Vielleicht finden wir einen Bekannten, der mir weiterhelfen kann.«
    Ann Kathrins Ausflug ins Private veränderte die Haltung von Diwata Bogdanski sofort. Sie berührte Ann Kathrins Hand und streichelte dann einmal über ihren Unterarm. »Er war wirklich sehr diskret. Es gab ein Notizbuch, das führte er ständig bei sich. Ich weiß nicht, wo es geblieben ist. Darin waren ein paar Adressen und Telefonnummern. Vielleicht haben Ihre Kollegen es damals bei ihm gefunden, als er in Hamburg … « Sie hatte jetzt noch Probleme, es auszusprechen. » … erschossen wurde. Er müsste es eigentlich in seiner Jackentasche gehabt haben. Immer rechts.«
    Frau Bogdanski machte an ihrem Schwesternkittel vor, wo ihr Mann üblicherweise sein Notizbuch hingesteckt hatte.
    Ann Kathrin spürte, dass jetzt die Luft raus war. Viel würde
sie nicht mehr erfahren. »Darf ich Sie heute Abend zum Essen einladen?«, fragte sie.
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bemühe mich, das alles zu vergessen. Und vielleicht sollten Sie das auch tun. Mir hat man meinen Mann genommen. Ihnen Ihren Vater. Wir kriegen sie beide nicht wieder. Wir müssen mit dem Schmerz leben. Rache hilft uns nicht.«
    Ann Kathrin nickte resigniert. Als sie mit Frau Bogdanski den Andachtsraum verließ, fragte sie: »Warum arbeiten Sie jetzt hier und nicht mehr in Ihrem Esoladen?«
    »Das Geschäft hat nie genug Geld abgeworfen, um wirklich davon leben zu können.«
    »Hier verdienen Sie jetzt mehr?«, staunte Ann Kathrin.
    »Ich brauche nicht viel. Und ich bin sozial abgesichert. Ich habe den Laden nach Volkers Tod erst verpachtet und später dann wurde er geschlossen. Räucherstäbchen und Heilsteine bestellen sich die Leute heute übers Internet. Sie kommen in den Laden, wenn sie Sorgen und Probleme haben und sich aussprechen wollen, aber davon kann man nicht leben.«
     
    Als Ann Kathrin das Reinhard-Nieter-Krankenhaus verließ und auf ihren Wagen zulief, wurde sie wieder an den

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