OstfriesenKiller
warmes Blut in ihre Ohrmuschel spritzte.
»So hatte ich wenigstens ein bisschen Ruhe. Zumindest hat sie nicht mehr dauernd Pia angerufen und gefordert, sie solle mich freigeben. Ich konnte doch nicht ahnen, dass Sylvie anfängt, Leute umzulegen. Ich dachte, sie verliebt sich neu, in einen anderen Typen, und dann ist alles wieder gut. Dann ist ja auch der Tim bei ihr eingezogen. Ich hab gehofft, damit sei alles erledigt.«
Der Notarzt schob Ann Kathrin zur Seite: »Bitte. So geht das nicht. Hören Sie auf.«
Ann Kathrin machte Platz. Vielleicht schrie sie so laut, weil sie Angst hatte, Ludwig könne sie sonst nicht hören, vielleicht auch nur, weil sie so empört war: »Sie glaubt also, dass sie Terroristen umbringt? Die Mörder ihrer Eltern?«
Aus Gründen, die sie hier im Innenraum des Rettungswagens nicht wahrnehmen konnten, bremste der Fahrer den Wagen scharf ab. Sie wurden heftig durcheinandergerüttelt. Weller knallte mit dem Kopf gegen eine Stange.
»Ja, hab ich es denn hier nur mit Bekloppten zu tun?«, fluchte Weller.
Ludwig hatte inzwischen eine Sauerstoffmaske auf der Nase, aber er konnte trotzdem sprechen. »Ich wollte das nicht! Was sollte ich denn machen?«, weinte er. »Sie hat mich doch nicht in Ruhe gelassen. Und jetzt bringt sie alle um, die an unserer Doppelkopfrunde teilgenommen haben.«
»Wer? Wer gehörte noch alles dazu?«
Er reckte seinen Kopf hoch. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Er öffnete den Mund, brachte aber keinen Laut hervor. Wieder blubberte Blut zwischen seinen Lippen hervor … »Bernd!«, stöhnte er. »Und Pia. Mein Gott – Pia!«
Dann fiel er kraftlos zurück und schloss die Augen.
So angeschossen und voller Blut, wie er da lag, sah er zum Gotterbarmen aus. Aber trotzdem konnte sich Ann Kathrin nicht gegen die Wut wehren. Sie brüllte ihn an: »Und Sie haben es natürlich überhaupt nicht genossen, angehimmelt zu werden! Der tolle Gitarrenspieler! Und dann auch noch ein Agent!«
»Wenn Sie jetzt nicht aufhören, schmeiß ich Sie raus!«, blaffte der Notarzt. Er hatte Angst, Ludwig Bongart zu verlieren.
»Gute Idee. Halten Sie sofort an!«, forderte Ann Kathrin.
»Das ist nicht Ihr Ernst.« Der Notarzt verlor nur selten die Fassung. Er war Krisensituationen gewöhnt. Doch jetzt überschlug sich seine Stimme: »Ich habe hier ein Leben zu retten!«, brüllte er.
»Ich auch«, konterte Ann Kathrin.
Der Notarzt gab dem Fahrer ein Zeichen. Der hielt auf der Norddeicher Straße an. Ann Kathrin und Weller sprangen aus dem Fahrzeug und rannten zurück zu ihrem Auto.
Wenn die Aussagen von Ludwig Bongart stimmten, schwebten Pia Herrstein und Bernd Simon in Lebensgefahr.
Ann Kathrin hatte ihr Handy am Ohr: »Sofort einen Streifenwagen zu Bernd Simon und einen zu Pia Herrstein!«
Pia öffnete die Tür in der Hoffnung, Ludwig sei gekommen, um sich zu entschuldigen. Er hielt einen Streit mit ihr nie lange durch. Er war es immer, der den Versuch machte, alles wieder einzurenken. Aber diesmal würde sie es ihm nicht leicht machen. Ein Hundeblick aus seinen rehbraunen Augen würde nicht ausreichen. Auch nicht eine seiner vielen Lügengeschichten. Keiner log besser als er. Er log ihr vor, sie sei die Schönste. Seine Königin. Am liebsten würde er jede Sekunde mit ihr verbringen. Aber der Regenbogen. Die Probleme mit dem Auto. Der Gitarrenunterricht. Er fand immer Erklärungen in der Außenwelt, warum er sich so oder so verhielt. Nie hätte er gesagt, ich habe heute keine Lust, dich zu sehen. O nein. Er schob Probleme vor, und wenn er sie erfinden musste. Aber sie war nicht mehr verliebt genug, um darauf reinzufallen.
Pia sah Sylvia. Pia war sofort wieder auf Hundert. »Ludwig ist nicht da!«, brüllte sie. »Verpiss dich!«
Sie knallte die Tür wieder zu. Das Gewehr in Sylvias Händen hatte sie nicht mal gesehen.
Sylvia klopfte erneut mit dem Lauf gegen die Tür. »Pia? Pia, mach auf! Ich muss mit dir reden!«
Pia lehnte sich mit dem Rücken von innen gegen die Tür und zischte: »Ich hab mit dir nichts mehr zu reden! Lass meinen Freund in Ruhe! Such dir selber einen Kerl! Weißt du eigentlich, was du anrichtest? Ich bin schwanger, verstehst du, schwanger! Von ihm!«
»Pia, bitte, mach auf.«
»Du hast kein Recht, dich in unsere Beziehung zu drängen. Hau endlich ab!«
Sylvia überlegte, einfach durch die Tür zu schießen. Sie hatte das einmal im Fernsehen gesehen. Pia musste sich direkt hinter der Tür befinden. Ihre Stimme war ganz nah.
Sylvia drückte die
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