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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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erwischt. Zum Glück, sage ich heute. Damals dachte ich, ich tu meinem Kind was Gutes.«
    Rupert war eine Menge Mist gewöhnt, aber das traf ihn jetzt doch.
    »Und dann hat Ihnen das Jugendamt die Kinder abgenommen?«
    »Naja, dann kam der ganze Ärger. Außerdem hatte ich ja noch einen Prozess laufen und …«
    Rupert wollte gar nicht mehr wissen. Er winkte ab. Grimmig fragte er sich allerdings, warum in seinen Akten nichts von einer Zwillingsschwester gestanden hatte.
    »Wie hieß die Schwester denn? Hat sie überlebt?«
    »Wir haben sie Janis getauft, nach Janis Joplin. Der hat meine Frau sich damals sehr verbunden gefühlt. Und ich mich auch. Me and Bobby McGee war unser Lieblingssong, und sie hat ja auch ihr Leben lang mit der Droge gekämpft.«
    Rupert hatte es jetzt noch eiliger, aus dem Flur herauszukommen. »Ja, genau«, brummte er, »und ihr Junkies müsst natürlich zusammenhalten. Wo wohnt die Schwester?«
    »Zu ihr hatte ich noch weniger Kontakt als zu meiner anderen Tochter. Das haben ja die Behörden verhindert und …«
    »Klar«, sagte Rupert, »die anderen waren die Bösen. Dachte ich mir schon. Wissen Sie, ob Janis noch lebt?«
    Freytag zuckte mit den Schultern. Es sah ein bisschen so aus, als ob er es nicht nur nicht wüsste, sondern es ihm auch noch egal wäre.
    Entweder spielt dieser Mann mir hier eine sehr clevere Nummer vor, dachte Rupert, oder der hat wirklich sein altes Leben hinter sich gelassen und noch mal ganz von vorne angefangen und interessiert sich für nichts und niemanden. Nicht mal für seine Kinder.
    »Haben Sie gar nicht das Gefühl, Sie müssten irgendwas wiedergutmachen?«, fragte Rupert.
    Freytag sah ihn groß an.
    »Zum Beispiel Ihren Kindern?«, schlug Rupert vor.
    Freytag lächelte milde. »Oh ja. Ich bete jeden Abend für sie. Manchmal knie ich stundenlang und flehe den Herrn an, dass er ihnen die Möglichkeit eröffnet, ihren Weg zu Gott zu finden.«
    Endlich war Rupert draußen. Er atmete tief ein. Er hatte den Satz schon auf der Zunge: Möglicherweise sei der Wunsch ja zumindest für eine Tochter inzwischen in Erfüllung gegangen. Aber er schluckte die Worte hinunter. Stattdessen verabschiedete er sich, ohne Freytag die Hand zu geben, und ging am Kanal ein paar Meter auf und ab.
    Er stellte sich auf eine Klappbrücke und sah den schnurgeraden Kanal entlang. Dann rief er Ann Kathrin an.
    »Ich bin bei Freytag, Ann. DNA von seiner Tochter kann ich hier nicht auftreiben. Der hat nichts von ihr.«
    »Rupert, reiß ihm ein paar Haare aus und bring sie mit. Das reicht, um festzustellen, ob sie seine Tochter ist oder nicht.«
    Es lief Rupert heiß den Rücken runter. »Natürlich«, sagte er. »Klar. Ich Idiot hab etwas von ihr gesucht, um ihre Identität festzustellen, aber es reicht natürlich völlig, wenn wir …«
    »Ja, das reicht. Wir sind hier richtige Profis. Das ist hier keine Schülerzeitung, und wir sind auch nicht bei Jugend forscht …«
    »Du hast recht, Ann. Ich war einfach in Gedanken. Ich dachte schon, wir müssten ihre Schwester suchen, um …«
    Er schämte sich und schob alles auf Frauke. Offensichtlich verwirrte sie ihn so sehr, dass gerade er, der auf fundierte Fakten stand und gar nichts von Intuition hielt, aber dafür umso mehr von Laborergebnissen, sich in so einer Frage von Ann Kathrin belehren lassen musste. Natürlich wusste er all das, aber es war, als sei sein Wissen plötzlich in eine Art Schwarzes Loch gefallen.
    »Habe ich das richtig verstanden?«, hakte Ann Kathrin nach. »Hast du Schwester gesagt? Was für eine Schwester?«
    »Sie hatte eine Zwillingsschwester. Janis. Benannt nach Janis Joplin. Das ist die, die …«
    »Ich weiß, wer Janis Joplin war.«
    Ann Kathrin beendete das Gespräch abrupt.
    Rupert kehrte noch einmal zum Haus zurück, ging ohne zu klingeln durch die offene Tür, durchquerte mit wenigen Schritten den dunklen Flur und sah Hans Freytag in der Schreinerei. Er kniete vor dem Schaukelpferd und bearbeitete es mit einem Schnitzmesser.
    »Haben Sie noch etwas vergessen, Herr Kommissar?«
    »Oh ja. Ich hätte gerne eine DNA-Probe. Sie können sich weigern, aber …«
    »Warum sollte ich?«, fragte Freytag und reckte Rupert den geöffneten Mund entgegen, ohne sich zu erheben.
    Mist, dachte Rupert, ich hab die Wattestäbchen noch im Auto. Was ist bloß los mit mir?
    Er war sauer auf sich selbst, deswegen giftete er Hans Freytag an: »Sie machen das wohl nicht zum ersten Mal, was?«
    »Nee. Sie?«

    Satt schlief die

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