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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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kleine Ina in Sylvia Hoppes Armen. Der Polizistin gefiel das. Sylvia fragte sich, warum sie nicht Hebamme geworden war, und ob es nicht viel beglückender war, dabei zu helfen, Babys auf die Welt zu bringen, statt ständig hinter Verbrechern her zu laufen und sich belügen und beschimpfen zu lassen.
    Sie summte ein Schlaflied, das sie aus ihrer Kindheit kannte, dessen Text sie aber vergessen hatte. Nur noch Bruchstücke waren in ihrem Bewusstsein.
    »Schlaf, Kindchen, schlaf,
    dein Vater hütet die Schaf,
    deine Mutter ist in Pommerland,
    Pommerland ist abgebrannt …«
    Meine Güte, dachte sie, was hat man uns damals vorgesungen? Pommerland ist abgebrannt! Man zeigt doch heute auch nicht den Kindern Freddy Krüger als Einschlaffilm.
    Als Kind hatte sie das Lied schön gefunden, aber jetzt kam es ihr irgendwie fragwürdig vor. Trotzdem summte sie die Melodie. Dabei sah sie Gundula Müller zu, die sich mit einer Muttermilchpumpe die überschüssige Milch aus der Brust absaugte.
    Die Frau hatte die Hoffnung, ihre Tochter Tina bald wiederzusehen und dann mit der Milch zu füttern. Sylvia Hoppe bezweifelte das sehr. Etwas sagte ihr, dass dies hier nicht nur ein Scherz war. Diese Sache hier würde nicht in wenigen Stunden beendet sein.
    Der Zustand von Frau Müller hatte sich stabilisiert. Allein der Gedanke an ihr geraubtes Kind reichte aus, und ihr schoss Milch in die Brüste. Nie vorher war Sylvia Hoppe der Zusammenhang zwischen Psyche und Körper so klar geworden wie jetzt. Der Gedanke an das Kind reichte aus, um die Milchproduktion anzuregen, so sehr, dass ein Baby es nicht schaffte, die Brüste leer zu saugen und Frau Müller eine Pumpe brauchte, weil die einschießende Milch die Brüste sonst schmerzhaft anschwellen ließ.
    »Sie glauben also auch, dass Ihr Exmann Tina entführt hat?«, fragte Sylvia Hoppe noch einmal.
    Frau Müller legte den Zeigefinger über ihre Lippen. »Pscht! Ina schläft doch jetzt. Es war bestimmt schrecklicher Stress für das Kind. Sie hat doch mitgekriegt, dass ihre Schwester aus dem Kinderwagen gehoben wurde und dann die ganze Aufregung drumherum, all die vielen Leute …«
    Sylvia Hoppe hörte sich jetzt tatsächlich flüstern: »Glauben Sie, das hat die Kleine mitgekriegt? Dafür ist sie doch noch viel zu jung. Vier Monate, ich bitte Sie!«
    »Die Kinder merken genau, was um sie herum passiert. Schon, wenn sie im Mutterleib sind, kriegen sie genau mit, ob sie gewollt sind oder nicht, ob um sie herum ständig Zank und Streit ist oder Friede herrscht und eine Situation der Annahme.«
    Etwas an dem, was Frau Müller sagte, rührte Sylvia Hoppe sehr. Gleichzeitig verfestigte sich in ihr die Ahnung, dass etwas unheimlich schiefgehen könnte. Sie gönnte dieser Frau und diesen Kindern so sehr das Glück. Aber etwas war faul, und nicht alle sagten hier die Wahrheit.
    Sylvia wollte die kleine Ina in das beigestellte Kinderbett legen, doch Gundula Müller wollte das nicht, legte die Milchpumpe zur Seite und streckte die Arme aus. Sie machte es sich mit ihrem Kind im Bett gemütlich, wobei sie mehr darauf achtete, dass das Kind gut lag als dass sie genug Platz hatte.
    Ina nuckelte schmatzend an einem gelben Schnulli.
    »Wenn Ihr Ex Tina mitgenommen hat, warum dann nicht beide Kinder?«
    »Keine Ahnung.«
    »Darf ich Sie etwas sehr Persönliches fragen, Frau Müller?«
    »Die ganze Sache hier ist sehr persönlich, finden Sie nicht?«
    »Hatten Sie nach der Trennung mit Ihrem Exmann noch Geschlechtsverkehr?«
    Empört richtete Gundula Müller sich im Bett auf. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Nun, kann es sein, dass er glaubt, die Kinder seien von ihm?«
    Frau Müller schüttelte vehement den Kopf. »Was denken Sie von mir?«
    »Es kann unter uns bleiben. Aber es ist eine sehr wichtige Information für uns. Es ergibt keinen Sinn, dass Ihr Mann das Kind stiehlt. Außer …«
    »Ja?«
    »Außer, er möchte eine DNA-Probe machen, um feststellen zu lassen, ob er der Vater ist. Hat er so etwas von Ihnen verlangt? Haben Sie es abgelehnt?«
    »Ja. Nein. Ich meine, Herrgott, Sie verwirren mich total!«
    »Sie werden doch wissen, ob Sie in der Zeit mit ihm intim waren?«
    »Er … er hat mich ein paar Mal besucht. Er hat versucht, mich zurückzugewinnen. Seitdem ich mit Thomas zusammen bin, hat er wieder reges Interesse an mir. Mehr als je zuvor in seinem Leben.«
    »Und?«
    Die Frau sprach nicht weiter.
    »Sie haben sich also mit ihm getroffen«, stellte Sylvia Hoppe fest.
    Sylvia schrieb nichts mit

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