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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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aber es wäre mir lieber, wenn sie freiwillig … «
    »Das hat alles keinen Sinn. Wenn man Druck auf sie ausübt oder sie spürt, dass sie manipuliert werden soll, dann … «
    Weller winkte ab. Er schwitzte. Sein helles Leinensakko zeigte unter den Achseln dunkle Flecken.
    »Ann Kathrin tickt anders«, sagte Weller. »Sie hält ihr ostfriesisches Revier sauber und sie glaubt, dass hier ein dicker Hund begraben liegt … «
    Ubbo Heide hob die Arme beschwörend zur Decke. »Ja, sollen wir jetzt in der Tagespresse Anzeigen veröffentlichen? ›Lieber Serienkiller, such dir deine Opfer in Süddeutschland oder der Schweiz, nähere dich nicht der Küste. Wenn du bis Oldenburg kommst, bist du erledigt!‹ – Das ist doch absurd.«
    Weller lüftete sein Sakko, zog es aber nicht aus, weil es ihm unangenehm war, mit seinem durchgeschwitzten Hemd vor seinem Chef zu stehen. Er musste nicht auf das psychologische Wissen der letzten Fortbildung zurückgreifen, um zu erkennen, dass es Rechtfertigungsschweiß war. Die Zimmertemperatur lag jetzt bei angenehmen einundzwanzig Grad.
    Weller fühlte sich mit dem gärenden Konflikt unwohl. Er hatte ein Loyalitätsproblem seiner Partnerin und seinem Chef gegenüber. Er konnte es nicht beiden recht machen.
    Er versuchte, aus der Klemme herauszukommen: »Ubbo, was ist dran an dieser Sache mit Frau Klocke?«
    Ubbo Heide ging zur Tür, als müsste er überprüfen, ob sein Büro wirklich verschlossen war. Es ging eine Nervosität von ihm aus, die Weller so nicht kannte. Er behielt sonst auch in schlimmen Krisensituationen die Nerven und wirkte beruhigend und mäßigend auf die anderen ein.
    »Die gute alte Dame ist an einem Herzinfarkt gestorben«, sagte Ubbo Heide.
    »Ich meine ihre Tochter Isolde.«
    »Was soll mit der sein, Frank?«
    »Das frage ich dich!«
    »Es gibt keinerlei Unterlagen über sie, dass sie jemals bei der Kripo war … Und dann noch hier bei uns … Ich müsste das doch wissen. Ich leite den Laden schließlich seit zehn Jahren. Ich … Was guckst du so, Frank? Ich mag es nicht, wenn du so guckst.«
    »Ubbo, als du hier angefangen hast, war sie schon tot.«
    Ubbo Heide machte fahrige Bewegungen mit den Händen. Er wendete sich ein wenig von Weller ab. »Es gibt jedenfalls keinerlei Unterlagen, dass sie jemals bei der Kripo war. Ich habe das überprüft.«
    »Das sehe ich anders«, sagte Frank Weller. »Ich habe einen Kollegen beim Landesamt für Bezüge und Versorgung angerufen. Die werden gerade ins Finanzministerium eingegliedert, aber noch hat das NLBV einen Ableger in Aurich. Und da gibt es Unterlagen über eine Isolde Klocke. Außerdem habe ich mit dem Kollegen Hubert Jüttemeier gesprochen. Der ist seit vierzig Jahren mit in der Truppe. Der hat sie noch erlebt und kann sich gut an sie erinnern.«
    Weller zog einen Ausdruck aus der Brusttasche seines Leinenjacketts. Das Papier wies Schwitzflecken auf. Ohne sich das Papier anzusehen, zeigte Ubbo Heide darauf. Dann stand er starr und sah Weller zunächst ungläubig, dann zornig an.
    Wie um sich zu entschuldigen, sagte Weller: »Und dann habe ich bei der Sparkasse Aurich-Norden angerufen. Es gibt da jemanden, der mir manchmal ohne richterlichen Beschluss weiterhilft … «
    »Ohne richterlichen Beschluss?« Heide schüttelte ungläubig den Kopf. »Du weißt, Frank, dass du damit gleich gegen einen ganzen Stapel Vorschriften verstoßen hast … «
    »Ja, aber wir haben so im letzten Jahr drei gesuchte Straftäter einkassieren können, die für uns wie vom Erdboden verschwunden waren, am alten Wohnort nicht ab- und am neuen nicht angemeldet. Aber die Rente haben sie sich von der LVA auf ihr Konto überweisen lassen. Die Bank hatte auch die richtige Adresse. Es geht doch oft einfach nur darum, Informationen zusammenzuführen und auszuwerten. Er hat zumindest bestätigt, dass sie bis zu ihrem Tod ein Konto bei der Sparkasse hatte.«
    Ubbo Heides Telefon klingelte, aber er ging nicht ran. Sein wütender Blick öffnete die Schweißdrüsen unter Wellers Achselhöhlen noch weiter.
    »Bitte, Ubbo, er hat mir doch nicht den Kontostand gesagt oder so was, sondern nur, dass er sich erinnert, sie sei bei ihm Kundin gewesen. Du liebe Güte, wir sind hier in Ostfriesland, da kennt man sich … Anonyme Verbrechen geschehen hier nicht … «
    »Danke für den Vortrag, Frank«, sagte Ubbo Heide zynisch. »Ich mache diesen Job seit dreißig Jahren. Zwanzig Jahre beim BKA und … «, er winkte ab. »Mit wem hast du sonst noch in dieser

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