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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Bundestags sein, bevor ich vierzig bin.« Werner stellte das frisch gezapfte Pils vor Gregorian auf den Tresen.
    »Ich weiß, du hast das Zeug dazu. Vorausgesetzt natürlich, du machst keine Dummheiten.«
    Der Wirt hatte sich in die Küche zurückgezogen, sodass Waskamp seinem Onkel offener antwortete, als er es sonst an diesem Ort getan hätte. »Die geplatzte Veranstaltung heute Abend war nicht gerade hilfreich«, bekannte er.
    Gregorian musterte ihn. »Denkst du, das hat jemand geplant? Die falschen Leute eingeladen und ihnen Freibier versprochen, wenn sie den Laden aufmischen?«
    Ein erfrischend neuer Aspekt, wenn auch bei näherer Betrachtung haltlos, dachte Waskamp. Sein Onkel war trotz seines beachtlichen geschäftlichen Erfolges der gerissene Klempnermeister geblieben. »Ich denke, es war einfach Pech. Vergessen wir es.«
    »Unterschätze die Macht der öffentlichen Meinung nicht, Sven! Es gibt immer Neider. Hast du eigentlich den Zeitungsartikel gelesen, den dein Schwager neulich verzapft hat?«
    »Welchen meinst du?«, fragte Waskamp ausweichend.
    »Dein Schwager Bernd hat sich mal wieder dazu berufen gefühlt, in einem Artikel im Lokalteil an die Uhlenburg und die Zeiten des Landeserziehungsheims zu erinnern.«
    »Meinst du den Artikel, in dem es um die Konzertreise dieser griechischen Geigerin ging? Maria Barlou? Die Uhlenburg wurde nur am Rande erwähnt …«
    Waskamp hatte den Artikel von seiner Sekretärin einscannen und archivieren lassen. Erst hatte er überlegt, ob er seinen Schwager direkt darauf ansprechen sollte, aber seine Schwester Julia regte sich immer so schnell auf. Er hatte stattdessen den Chefredakteur angerufen. Im Nachhinein betrachtet, war das eine unüberlegte Reaktion gewesen. Es machte den Artikel nicht ungeschehen, und je mehr er sich aufregte, desto größer war die Aufmerksamkeit, die den alten Geschichten zuteil wurde. Es war wie verhext. Noch immer war er an diesem Punkt verwundbar.
    Sven Waskamp trank einen großen Schluck Bier. Sein Blick fiel auf das Ölgemälde, das links neben ihm an der Wand hing. Es zeigte, in romantischer Manier gemalt, das Wahrzeichen seines Heimatortes Kargau: die Uhlenburg. Er erzählte Journalisten oft, er sei gewissermaßen im Schatten der Uhlenburg aufgewachsen. Das Haus der Gregorians grenzte direkt an den Wald, der die Uhlenburg umgab. Sven Waskamp fand, dass dieser regionale Bezug ihm etwas Bodenständiges gab. Früher war die Uhlenburg mit dem Park und zahlreichen Nebengebäuden ein Erziehungsheim für schwer erziehbare Mädchen gewesen, doch das Heim war Anfang der Neunzigerjahre geschlossen worden. Mittlerweile, nach Jahren des Leerstandes, gab es neue Pläne für die Nutzung der Anlage, doch Waskamp bezweifelte insgeheim, dass dieser Ort jemals etwas Positives hervorbringen würde. Zu schwer wogen die Erinnerungen. Er konnte die Uhlenburg nicht betrachten, ohne sie zugleich als Schandfleck zu empfinden, fast als Bedrohung.
    Gregorian war seinem Blick gefolgt. »Zu dem Zeitungsartikel gehörte auch ein Foto der Uhlenburg. Und Bernd hat bei der Ankündigung der Konzerttournee natürlich auch Maria Barlous Lebensgefährtin erwähnt, die zufälligerweise früher mal in dem Heim gewesen ist.«
    »Das weiß ich.«
    »Sven! Bernd hat das doch nicht umsonst getan! Erst lenkt er die Aufmerksamkeit auf das Erziehungsheim, und wenn die Saat ausgebracht ist, legt er nach. Er wird die alte Geschichte genau zu dem Zeitpunkt hochkochen, wenn deine Aktien steigen.«
    »Ich werde darauf vorbereitet sein, Martin. Ich habe noch mal mit dem zuständigen Staatsanwalt und dem Leiter der Rechtsmedizin gesprochen. Meine Chancen stehen recht gut.«
    »Wird man nach der langen Zeit überhaupt noch beweisen können, dass du nicht der Vater des ungeborenen Kindes warst?«, fragte Gregorian.
    »Unter Umständen. Ich will ja gar nicht an die Öffentlichkeit damit. Ich will nur gewappnet sein. Für den Fall, dass es wieder losgeht, werde ich mit dem Finger auf schlampig geführte Ermittlungen zeigen können.«
    Gregorian schwieg. Ihm war anzusehen, dass seine Gedanken keine erfreulichen waren. Immerhin hatte er damals hautnah mitbekommen, wie es gewesen war, als sein Neffe in den Suizid einer Schülerin des Heims verwickelt gewesen war. Sven war vorgeworfen worden, das Mädchen geschwängert und dann im Stich gelassen zu haben. Man hatte ihm die Mitschuld an ihrer versuchten Abtreibung und dem Selbstmord gegeben. Sven stand am Beginn einer beachtlichen politischen

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