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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Ihre Praxis heute geschlossen?«, fragte Pia.
    »Ja. Vielleicht auch für länger. Ich brauche Bedenkzeit, wie es ohne Timo weitergehen soll.«
    »Ich verstehe.« Pia nahm mit einem Anflug schlechten Gewissens den großen Becher Kaffee entgegen.
    »Haben Sie schon etwas … einen Verdacht?«, wollte Katja Simon mit drängendem Unterton in der Stimme wissen.
    »Wir ermitteln in verschiedene Richtungen«, sagte Pia.
    »Werden Sie die Praxis ohne Ihren Mann überhaupt weiterführen können?«, fragte Maiwald.
    »Warum nicht? Ich könnte jemanden einstellen oder mir einen Teilhaber suchen … Wenn ich das will.«
    »Hatten Sie für den Fall, dass einer von Ihnen stirbt, Vorsorge getroffen? Gibt es ein Testament zu Ihren Gunsten? Eine Lebensversicherung?«, hakte Maiwald nach.
    »Natürlich, aber … sind Sie deshalb hier? Glauben Sie etwa, dass ich etwas mit Timos Tod zu tun habe?« An Katja Simons Hals erschienen rote Flecken, ihre Augen funkelten.
    Pia warf Maiwald einen warnenden Blick zu. War das seine Gesprächsstrategie? Konfrontation ohne Sinn und Verstand? Um diese Details würden sie sich zu einem späteren Zeitpunkt kümmern.
    »Wir glauben gar nichts, Frau Simon. Ich würde gern hören, was sich gestern bei der Sportveranstaltung zugetragen hat.« Pia spürte, dass Maiwald ihr grollte, aber er hielt den Mund. Das erste Befragungsprotokoll, das gestern auf dem Priwall mit Katja Simon erstellt worden war, wies noch Lücken auf. Pia hoffte, dass der Frau nach Abklingen des ersten Schocks ein paar Details eingefallen waren, an die sie gestern nicht gedacht hatte.
    »Es war ein ganz gewöhnlicher Orientierungslauf«, berichtet Katja Simon nach einem misstrauischen Blick auf Maiwald. »Eigentlich ein Trainingslauf mit Wettkampf-Charakter. Timo war von Haus aus eher ein Langstreckenläufer. Er ist schon mehrmals beim Hanse-Marathon mitgelaufen. Sein Traum war es, ein Mal in New York zu starten …« Sie sah einen Moment zum Fenster hinaus. Draußen hatte die nächste Regenwolke den Himmel verdunkelt. »Orientierungslauf war eine Möglichkeit für uns, zusammen etwas zu machen. Obwohl wir in derselben Praxis gearbeitet haben, ist gemeinsame Freizeit immer knapp bemessen gewesen.«
    »Hat das gut funktioniert? Gemeinsam leben und arbeiten?«, fragte Maiwald.
    »Ja, meistens schon.«
    »Die Praxis lief gut?«
    »Die Praxis lief von Anfang an hervorragend.«
    »Deshalb konnten Sie es sich auch leisten, dieses Haus hier zu bauen«, sagte Maiwald. Hinter seiner Stirn schien er Baukosten und Grundstückspreis zu addieren.
    »Das gehört doch alles noch der Bank«, antwortete Katja Simon kühl. »Genauso wie die Praxiseinrichtung.«
    »Gestern Morgen …«, lenkte Pia das Gespräch wieder in die geplante Richtung.
    »Timo und ich kamen gegen elf Uhr auf dem Priwall an. Wir hatten uns beide für den Orientierungslauf angemeldet, allerdings für verschiedene Strecken. Timo war nicht ganz fit. Er hatte gerade eine Bronchitis überstanden, und ich fand es unvernünftig, dass er trotzdem die lange Distanz laufen wollte. Aber sagen Sie das mal einem Mann! Zunächst lief alles wie immer: Wir begrüßten die anderen und redeten ein bisschen. Man begegnet beim OL eigentlich immer denselben Leuten …« Katja Simon stockte.
    »Wollen Sie eine Pause machen?«, fragte Pia.
    »Nein. Mir fiel nur gerade etwas ein. Die ersten Kinder kamen von der Kinderstrecke zurück. Ein Junge und ein Mädchen liefen ins Ziel. Der Junge … oder war es das Mädchen? Egal. Sie erzählten, dass sie jemanden im Gelände gesehen hatten.«
    »Erinnern Sie sich, was sie genau gesagt haben?«
    »Nein – nicht wortwörtlich. Aber die anderen erinnern sich vielleicht: Birte kam extra herüber, Helga und Thomas waren auch dabei … und Timo natürlich. Die Kinder behaupteten, sie hätten einen Mann im Gelände gesehen. Wahrscheinlich einen Spaziergänger, dachte ich.«
    »Wie denken Sie jetzt darüber?«
    »Ich frage mich, ob die Kinder ihn gesehen haben. Den Schützen … Gestern war ich allerdings der Meinung, die anderen Erwachsenen schenken dem Gerede der Kinder zu viel Aufmerksamkeit. Einige machen sich ja neuerdings echt ins Hemd wegen der Kinder.«
    »Warum das?«
    »In jüngster Zeit hat es ein paar Mal Probleme mit Veranstaltungen gegeben. Es gibt ja immer jemanden, dem nicht gefällt, was andere tun. Angeblich schrecken wir das Wild auf und trampeln seltene Pflanzen nieder. Es gab anonyme Briefe … Aber das hat bestimmt nichts mit Timos Tod zu tun. Das

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