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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Ein Gewächshaus? Verdammt, ja: ein Gewächshaus!«, rief Pia aufgeregt.
    Er fuhr langsam darauf zu. Tatsächlich befand sich hinter Büschen und Bäumen eine Halle aus Glas. Soweit man es erkennen konnte, wurde das Gebäude jedoch nicht mehr genutzt.
    Die Scheiben waren blind und grün verspakt. Wohlert stellte den Wagen in einer Feldeinfahrt ab und lockerte seine Hände, die das Lenkrad umklammert gehalten hatten.
    »Es ist zumindest eine Möglichkeit. Wir sehen nach«, sagte Pia. »Die Kollegen suchen weiter. Und jemand zieht ein paar Erkundigungen über dieses Grundstück ein.« Sie steckte das Mobiltelefon in die Hosentasche. Wohlert und sie stiegen aus und überquerten die Straße.
    »Wenn Ingwers hier ist, dann muss auch das Auto irgendwo zu finden sein. So ’n Pick-up kann sich ja nicht mal so eben in Luft auflösen.«
    »Nein, aber in so einer Halle verschwinden«, entgegnete Pia.
    »Das hier kann genauso gut ein Zufall sein ...«
    Conrad Wohlert ist wirklich nicht die Idealbesetzung für das erste Einsatzteam vor Ort, dachte Pia. Immerhin, er folgte ihr im Schutz der Büsche, bis sie direkt an der Glaswand standen.
    Im Innern des Gewächshauses war es dunkel. Es schien wirklich verlassen zu sein. Der Boden zu ihren Füßen war von Unkraut überwuchert. Pia schirmte ihr Gesicht mit den Händen ab und versuchte, im Halleninnern etwas zu erkennen.
    »Alles dunkel, was?«
    »Mit etwas Fantasie sehe ich durch den Grünbelag hindurch Blumentische und Wärmelampen. So ähnlich wie bei Ingwers im Betrieb. Nur ist diese Halle hier nicht ganz so groß. Dafür heruntergekommener.«
    »Da vorn ist der Eingang.« Wohlert schickte sich an weiterzugehen.
    »Warte noch!« Pia war sich nicht sicher. Hatte sie eben einen schwachen Lichtreflex gesehen? Jetzt wieder. Jemand ging durch den hinteren Teil des Gewächshauses und leuchtete mit einer Lampe auf den Boden. Ingwers? »Da drinnen ist jemand. Ich hab einen Lichtschein gesehen, wie von einer Taschenlampe«, flüsterte sie.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Wohlert.
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig, als nachzusehen. Los, komm!« Pia lief in Richtung des Einganges. Wenn Ingwers sich im hinteren Teil des Gewächshauses aufhielt, dort, wo sie das Licht gesehen hatte, bestand nicht die Gefahr, dass sie ihm vorn in die Arme liefen. Sie hörte Wohlert hinter sich schnaufen. Mit einem Mal verstummte das Geräusch. Pia stoppte. »Was hast du?«, flüsterte sie.
    Er deutete stumm auf den Pick-up, der hinter zwei Müllcontainern geparkt stand.
    Pia gab die Info telefonisch weiter. »Die anderen sind in Kürze da«, sagte sie dann zu Conrad Wohlert.
    »Gibt es schon was Neues über diesen Ort hier?«
    »Es ist ein stillgelegter Gartenbaubetrieb.«
    »Gehört er Ingwers?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber als Fehmaraner kennt er seine Konkurrenz, oder? Das reicht vielleicht schon. Wir müssen nachsehen, was er da drinnen macht.«
    »Pia, das kannst du vergessen. Mit mir gibt es keine waghalsigen Aktionen«, sagte Wohlert abweisend. »Wir warten auf Verstärkung.«
    Er hatte recht. Irgendwie. Sie hatte sich vorgenommen, nichts Unüberlegtes mehr zu tun. Es gab jetzt Felix, und der brauchte sie. Ihr Konto war ohnehin überzogen: Sie war im Job schon fast ertrunken, beinahe erhängt worden und um ein Haar verbrannt. Das Schlimmste: Ein Kollege hatte bei einer Aktion mit ihr sein Bein verloren ... Und vor einiger Zeit war sie mit einer Spritze Stresnil außer Gefecht gesetzt worden, von der sie angenommen hatte, es sei Kaliumchlorid. Das Maß war voll.
    Sie ging zurück zum Gewächshaus und versuchte noch einmal hineinzusehen. Hier, nahe am Eingang, standen Kisten und Kübel herum. Es war noch dunkler, von dem Lichtschein war nichts mehr zu sehen. War es wirklich Rudolf Ingwers gewesen? Und wenn ja, was trieb er hier ... verdammt? Sie waren als Erste vor Ort ... und da drinnen war vielleicht ein Kind in Lebensgefahr. Pia presste ihre Fäuste gegen die Schläfen.
    »Ist was?«
    »Ich versuche, nicht loszustürmen, aber es fällt mir schwer. Wohlert, er ist da drinnen!«
    Conrad Wohlert trat von einem Fuß auf den anderen und sah in Richtung Straße. »Sie kommen«, sagte er und klang erleichtert. »Die Verstärkung ist da.«
    Sie teilten sich in zwei Teams. Wohlert blieb mit ein paar Leuten vorn am Eingang, während Pia mit zwei Kollegen am Gebäude entlanglief. Das Gelände und das Gewächshaus waren so groß, dass sie gut und gern die doppelte Menge an Einsatzkräften gebraucht

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