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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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in ihren Fingern, der Stoff fiel auseinander, graue Asche rieselte heraus, und ein herzförmiger schwarzer Stein kam ans Licht. Irma starrte ratlos darauf. Sie wusste immer noch nicht, was das war, aber es fühlte sich nicht gut an. Gar nicht gut. Und es roch seltsam: rauchig und nach Kräutern, mit einem süßlichen Unterton. »Ich will wissen, woher du das hast«, verlangte sie.
    »Ich hab’s gefunden. Es gehört mir.«
    Immerhin: Zoe hatte ihre Sprache wiedergefunden. »Ist ja gut«, sagte Irma besänftigend. »Ich nehm es dir nicht weg.« Sie sah, dass Milenas Mutter ein paar Schritte zurückgewichen war und nun eilig durch den Garten davonging. Aber das war nicht ihre Baustelle. Sie konzentrierte sich auf ihr Kind. »Du musst mir sagen, wo du das gefunden hast, Zoe.«
    »Unter meinem Kopfkissen.«
    »Haben wir irgendwas gegen Klarholz in der Hand, außer, dass er ein Grundstück an der Ostsee kaufen will?«, erkundigte sich Pia.
    »Nicht irgendein Grundstück, Pia. Das Grundstück!«
    »Könntest du mich bitte aufklären, Broders, bevor ich gleich in diesem Brutofen von einem Vernehmungsraum eingesperrt sein werde und nicht weiß, warum.«
    »Christian Klarholz will Mordkuhlen kaufen. Und noch ein bisschen Land drumherum. Er ist Inhaber einer Investmentfirma, die dort eine Ferienanlage bauen will. Apartments, Restaurants, Schwimmbad, Wellness ...«
    »Was hat das mit unserem Mordfall zu tun? Stand Milena Ingwers ihm bei diesem Vorhaben irgendwie im Weg?«
    »Nein, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Interessant finde ich allerdings, dass Maren Rosinski, die Besitzerin des Grundstücks, sofort nachdem wir sie verlassen hatten, zum Telefon gegriffen und Klarholz angerufen hat.«
    »Juliane hat sich deswegen bei mir über dich beklagt. Du würdest sie bei Vernehmungen ausschließen, hat sie gesagt.«
    Broders schnaubte. »Entweder sie gewöhnt sich an uns, oder sie kann gleich wieder gehen.«
    »Ich weiß ja nicht, ob Gabler das auch so sieht. Er hat sich mächtig ins Zeug gelegt, damit wir Verstärkung bekommen und er nicht bei jedem größeren Fall in den anderen Kommissariaten um Unterstützung betteln muss.«
    »Und ich weiß nicht, ob das auch in Zukunft Gablers Problem sein wird«, meinte Broders. »Unser Neuzugang ist bestimmt nicht umsonst hier.«
    »Hey, was soll das heißen?« Pia fasste Broders am Arm, um ihn daran zu hindern, in den Vernehmungsraum zu stürmen, ohne ihr eine Antwort zu geben.
    Er sah vorwurfsvoll zu ihrer Hand, und sie zog sie langsam weg. »Ruhig Blut. Ist bisher alles nur Hörensagen, Engel.«
    Pia vermutete insgeheim schon länger, dass Broders die Menschen durch Wände reden hören konnte. Selbst der Kaffeeautomat in der Teeküche und das Schaltbrett des Fahrstuhls schienen ihm unentwegt interne Informationen über die Lübecker Polizei zuzuflüstern. Broders saugte sie alle auf, und seine Schlussfolgerungen stimmten meistens mit der Realität überein, bevor die Entscheidungsträger selbst es wussten. Einige seiner polizeilichen Fähigkeiten waren nicht ganz so vollkommen ausgeprägt, aber er hatte noch jede Personalveränderung im Kommissariat überlebt. Pia hob eine Augenbraue. »Manfred Rist?«
    »Wir werden erwartet«, sagte Broders und stieß die Tür zum Vernehmungsraum auf.
    Christian Klarholz saß mit weit von sich gestreckten Beinen am Tisch und tippte etwas in sein BlackBerry. Was auch immer er da begonnen hatte, er beendete es, bevor er zu ihnen aufsah.
    Pia war überrascht darüber, wie jung er aussah, jedenfalls für das Projekt, das er angeblich anvisiert hatte. Aber wer sagte, dass man für das Jonglieren mit hohen Geldbeträgen vorher irgendeine Art von Reife erwerben musste? Pia fielen seine wachsam blickenden Augen hinter der stark vergrößernden Brille auf. Sein Haar war kurz geschnitten und dünn. Es lichtete sich über der Stirn. Er trug Jeans, die er nicht selbst zerschlissen hatte, und ein Kapuzenshirt eines angesagten amerikanischen Labels. Als er ihr die Hand reichte, fiel Pia die dunkle Behaarung seiner Unterarme auf, die bis auf seine Handrücken reichte. Am rechten Handgelenk trug er eine teuer aussehende Taucheruhr.
    Pia setzte sich schräg neben Broders und überließ es ihm, die ersten Fragen zu stellen. Sie war sich nicht ganz klar darüber, worauf ihr Kollege überhaupt hinauswollte.
    Zunächst ging es ihm darum, die Fakten festzuhalten. Klarholz referierte nüchtern, jedoch mit unterschwellig spürbarem Enthusiasmus über die Pläne, die er

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