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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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sagte Broders.
    »Wissen Sie, wo sich die beiden kennengelernt haben?«, fragte Pia.
    »Keine Ahnung! Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Milena sich von uns entfernt hatte. Sie wollte nicht mehr mit uns reden. Hat einfach dichtgemacht.«
    »Wovon hat sie gelebt, nachdem sie ihren Ausbildungsplatz verloren hatte?«
    »Verloren ... Das ist gut. Sie ist rausgeflogen . Milena hat mich mit ihrem Verhalten bis auf die Knochen blamiert.«
    »Wie haben Sie davon erfahren? Wenn Milena nicht mehr mit Ihnen gesprochen hat.«
    »Zuerst rief ihre Ausbilderin mich an. Genauer gesagt, geschah das Aufkündigen des Ausbildungsverhältnisses sogar in Absprache mit mir. Irgendwo sind Grenzen, wissen Sie. Kurz darauf kam Milena bei mir an. Aber erst, als die Bank ihre Karte eingezogen hatte. Ihr Konto war bis übers Limit überzogen. Da war ich wieder gut genug. Ich sollte sie auslösen. Sie ist hier bei mir im Büro gewesen, doch sie wollte nicht über das reden, was passiert war. Sie wollte nur mein Geld.«
    »Und? Haben Sie ihr etwas gegeben?«
    »Nein. Ich wollte ein Mal in meinem Leben konsequent ihr gegenüber sein.«
    »Vorher waren Sie nicht konsequent?«
    »Ich habe immer wieder an ihre Vernunft appelliert und dann doch nachgegeben. Es ist nur eine Phase, habe ich mir eingeredet. Ich wollte nicht wahrhaben, wie weit sie sich schon von uns entfernt hatte.« Er sah auf seine Hände. »Und dann dachte ich, es ist wie mit Alkoholikern. Denen hilft man doch auch nicht, wenn man sie immer wieder auffängt. Sie müssen erst richtig im Dreck liegen, um dann aus eigener Kraft wieder auf die Beine zu kommen.«
    »An welchem Tag war Milena hier bei Ihnen? Gab es da besondere Vorkommnisse?«
    »Ich glaube nicht, dass ich mir den Termin notiert habe ...« Er tippte auf der Tastatur herum und befragte seinen Kalender. »Aber es war Anfang Mai. Milena hatte noch ihr letztes Lehrgeld für April überwiesen bekommen und musste zum Ersten gehen.«
    »Patrick Grieger hat behauptet, dass er Milena hier, in der Gärtnerei, kennengelernt hat. An dem Tag, als Sie sie abgewiesen haben und sie weinend aus Ihrem Büro gekommen ist.«
    »Was? Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Was sollte der Typ hier gewollt haben? Pflanzen kaufen?«
    »Er ist Biologiestudent und arbeitet ehrenamtlich für eine Organisation namens Pomona .«
    »Muss man die kennen?«
    »Otto Normalverbraucher vielleicht nicht. Aber Sie vielleicht schon. Die Organisation kämpft gegen den Einsatz illegaler Pestizide.«
    »Oho. Und da haben Sie doch gleich mal an mich gedacht, was? Sehr einfach.«
    »Warum war Patrick Grieger hier?«
    »Das müssen Sie ihn schon selbst fragen.«
    »Hatte er an jenem Tag einen Termin mit Ihnen?«
    »Nein.«
    »Und wer ist Nina Schrader?«
    Bei diesem Namen zuckte Ingwers zusammen, hatte sich aber sofort wieder im Griff. »Die alte Geschichte wollen Sie jetzt auch noch ausgraben? Das hat doch nichts mit meiner Tochter zu tun.«
    »Wir gehen jedem möglichen Motiv nach.«
    »Frau Schrader war mal hier beschäftigt. Ich wusste gar nicht, dass sie schwanger war. Eines Tages kam sie nicht mehr zur Arbeit. Ich habe ihr das restliche Geld überweisen lassen und die Sache für mich abgehakt. Wissen Sie, das passiert hier öfter mit Aushilfen. Frau Schrader hatte Wochen später eine Fehlgeburt, und danach fiel ihr ein, dass sie mich ja mal verklagen könne. Sie behauptete, bei ihrer Arbeit in meiner Gärtnerei mit gesundheitsschädlichen Stoffen in Berührung gekommen zu sein, die das ungeborene Kind geschädigt hätten. Das sollte der Grund für ihre Fehlgeburt gewesen sein. Ich weiß nicht, wer ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Nachdem mein Anwalt sich der Sache angenommen hatte, wurde die Klage zurückgezogen.«
    »Sie wussten nicht, dass die Frau schwanger war?«
    »Nein.« Er presste die Fingerkuppen gegeneinander.
    »Mehr gibt es dazu nicht zu sagen?«, hakte Pia nach.
    »Nachdem die Klage abgewiesen wurde, habe ich nie wieder etwas von Frau Schrader gehört.«
    »Wusste Milena über die Angelegenheit Bescheid?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Die Gärtnerei war ihr egal. Sie hat sich nie dafür interessiert, wo das Geld herkam, mit dem ihr gemütliches Leben finanziert wurde.«
    »Hatten Mitarbeiter von Pomona etwas mit dem Fall Schrader zu tun? Haben die Nina Schrader vielleicht beraten oder unterstützt?«
    »Keine Ahnung. Ehrlich nicht.«
    »Haben Sie Feinde, Herr Ingwers?«
    »Nein, zumindest nicht, dass ich wüsste.«

22. Kapitel
    V

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