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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Pia für die Strecke zu Fuß eine Viertelstunde. Die Luft war mild, es roch nach warmen Steinen, Pommes-Fett, trockenem Gras, untersetzt mit einer dezenten Note von Abgasen. Sommer in der Stadt. Viel zu schade, um mit dem Auto zu fahren. Und da Felix keine Lust gehabt hatte, still im Buggy zu sitzen, und Pia es nach kurzer Überlegung günstig gefunden hatte, wenn er sich vor dem Treffen mit Lars noch austobte, hatte sie ihn vom Dom an zu Fuß laufen lassen.
    Er sammelte Steinchen, Stöckchen und Kronkorken, und als Pia sich über Letzteres nicht begeistert zeigte, versuchte er, eine Taube zu fangen. »Gack-gack!«
    Wer hatte ihm denn diesen Blödsinn beigebracht? »Das ist eine Taube, Felix. Tau-be.«
    »Gack-gack.« Na super. Danke, Hinnerk.
    Lars musste kurz vor ihnen angekommen sein. Er schloss gerade sein Fahrrad an einem der Fahrradständer an, als sie am Hieronymus eintrafen. Pia ertappte sich dabei, wie sie bei seinem Anblick kurz die Luft anhielt. Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Dass er gut aussah und vor allem sehr schöne Arme hatte, war nicht zu übersehen. Reiß dich zusammen!, befahl sie sich. Du gehst mit ihm essen. Felix hingegen hatte nur Augen für den gestiefelten Drachen und die nackte Jungfrau an der Fassade des Restaurants.
    Lars richtete sich auf und entdeckte sie. »Hey, Pia.« Er lächelte. »Und da ist ja auch Felix. Hallo, Felix.«
    Ihr Sohn riss sich vom Anblick des grünen Drachen los und sah von Lars zu Pia und wieder zurück. »Pa-pa«, artikulierte er ungewöhnlich klar. Pia spürte, wie sie rot wurde. Felix streckte seine kleine schmutzige Hand vor.
    Lars ergriff sie und warf Pia einen belustigten Blick zu. »Er denkt, sein Vater ist ein Drache?«
    »Das ist Lars, Felix«, erklärte Pia. »Kannst du ›Lars‹ sagen?«
    »La-pa.«
    »Bist du am Samstag noch mal zum Landy-Treffen zurückgefahren?« Pia schob den Teller mit der Vorspeise beiseite. »Oder nach Hause?«
    »Ich bin in meine Wohnung gefahren. Das passte ganz gut. So war ich am Sonntagmorgen rechtzeitig auf der Baustelle.«
    »Eine neue Baustelle oder immer noch Düsterbruch?«
    »In der Wakenitzstraße. Nur eine kleine Wohnungsrenovierung. Das Haus in Düsterbruch ist verkauft. Gott sei Dank! Es war höchste Zeit, damit abzuschließen.«
    Pia hatte Lars während einer Ermittlung in Düsterbruch kennengelernt. Er hatte dort ein altes Haus saniert, in dessen Nachbarhälfte eine Frau ermordet worden war. Eigentlich besaß er eine Werbeagentur, aber im Dreck zu wühlen und Häuser wieder herzurichten, schien seine eigentliche Bestimmung zu sein.
    »Woher kommt diese Abneigung gegen den Ort Düsterbruch?«
    »Du meinst, weil es so ein hübsches Dorf ist, etwas abgelegen, reizende Landschaft? Ich sollte wohl glücklich sein, dass ich in so einer Umgebung aufwachsen durfte. Aber ich habe es gehasst.« Er trank einen Schluck Bier.
    »Die lieben Nachbarn?«
    »Woher weißt du ...?«
    Pia steckte Felix noch ein Stück Weißbrot zu und suchte nach einer Ausflucht, dankbar dafür, dass die Bedienung ihnen den Salat servierte und ihr so noch einen kleinen Aufschub verschaffte. Nach einem Blick in Lars’ Gesicht beschloss sie, die Wahrheit zu sagen. »Ich hab während unserer Ermittlungen in Düsterbruch mit einem ehemaligen Polizeibeamten gesprochen. Er war bei der Suche nach der entführten Justina von Alsen dabei.«
    »Ach, der hat wohl was über meinen Vater gesagt.« Lars’ Stimme hörte sich gepresst an.
    Pia hatte sich selbst in diese Situation hineinmanövriert. Nun musste sie auch fortfahren. »Unter anderem, dass die Nachbarn deinen Vater verdächtigt haben, am Verschwinden des kleinen Mädchens beteiligt gewesen zu sein.«
    »Könnte man so sagen.« Er sah sie aus schmalen Augen an. »Hast du eine Vorstellung davon, wie es ist, wenn ein ganzes Dorf davon überzeugt ist, dass du ein Verbrechen begangen hast ... oder jemand, der dir nahesteht?«
    Pia schüttelte den Kopf.
    »Und die Polizei tut nichts, um die falschen Anschuldigungen zu widerlegen.«
    »Dass sie nichts getan haben, kann man so nicht sagen. Der Polizist, mit dem ich geredet habe, hat sich sein Leben lang mit diesem Fall beschäftigt. Ich glaube nicht, dass es leicht für ihn war, dass sie den Fall nicht haben aufklären können.«
    »Die Leute im Ort dachten jedenfalls, dass die Polizei nicht schlau genug gewesen war herauszufinden, was jeder Einzelne längst zu wissen glaubte. Hast du mal in einem Dorf gelebt, Pia?«
    »Nein. Ich bin in einem

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