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Ostseegrab

Ostseegrab

Titel: Ostseegrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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musste zurück nach Hause. Die erste Zeit hatte er in seinem alten Kinderzimmer bei seinen Eltern gelebt. Seine Mutter war unendlich glücklich gewesen, doch er hatte ihre übertriebene Fürsorge nicht mehr ausgehalten. Sein alter Kumpel Olli war seine Rettung gewesen. Olli war auf der Suche nach einem zweiten Surflehrer für die Hochsaison. Er hatte das Angebot dankbar angenommen. Er war billig an den alten Transit gekommen und kurzerhand auf den Parkplatz gezogen. Ben atmete tief durch und versuchte, die Gedanken an Phuket zu verdrängen. Er schlüpfte in eine alte Armeehose, griff seine Zahnbürste und knallte die Schiebetür von außen zu. Er sperrte nie ab. Das war das Gute an seinem Zigeunerleben. Er besaß nichts, was sich zu stehlen gelohnt hätte. Die wenigen persönlichen Sachen, an denen sein Herz hing, waren für jeden anderen ohne Wert. Wenn er wollte, konnte er alles, was er brauchte, in zwei Minuten in eine Tasche packen und abhauen. Ben ging zu Hanjos Haus, in dessen Untergeschoss auch das Bistro war. Es würde ein heißer Tag werden und er würde genug zu tun haben, um sich abzulenken. Ben schloss die Hintertür auf und ging zu dem Badezimmer hinter der Restaurantküche. Das Bad war eigentlich für das Personal gedacht, doch die wenigen Aushilfskräfte, die in der Hochsaison stundenweise kamen, lebten auf der Insel und brauchten es nicht. Hanjo hatte ihm angeboten, es zu benutzen. Durch den hinteren Eingang konnte er es jederzeit betreten, ohne Hanjo zu stören oder durch das Bistro laufen zu müssen. Ben drehte das Wasser auf und versuchte die Erinnerungen für einen Moment wegzuspülen. Vergessen würde er die grauenhaften Bilder nie. Ben wusch sich das Shampoo aus den Haaren und überlegte, was er nun machen sollte. Normalerweise würde er zu Olli gehen, um mit ihm bei einem Becher Kaffee den Unterrichtsplan für den Tag zu bequatschen. Doch das war jetzt unmöglich. Er konnte Olli nicht gegenübertreten, nicht unter vier Augen. Warum hatte er sich nur darauf eingelassen? Ihm hatte es rein gar nichts bedeutet. Er hatte geglaubt, sie seien sich einig, sie hätte verstanden. Sie waren beide nicht nüchtern gewesen und sie waren erwachsen. Es ging doch nur um ein bisschen Spaß! Warum musste sie eine solche Szene machen? Und wie sollte er sich jetzt bloß verhalten? Er musste einfach so tun, als sei überhaupt nichts passiert. Wenn er Glück hatte, kam die Wahrheit nie ans Licht.
     
    Sophie versuchte, ruhig zu bleiben. Stefan war nach wie vor ein arrogantes Arschloch. Er hatte sie behandelt, wie einen dummen Teenager. Sie solle nichts anfassen. Sie hatte lange genug als Polizeireporterin gearbeitet. Tina lag soviel daran, dass sie das alte Kriegsbeil endlich begraben würden. Und nun hatten sie sich bereits gestritten, bevor sie sich überhaupt gesehen hatten. »Scheiße«, flüsterte Sophie der Toten zu. »Wieso muss ausgerechnet ich hier lang joggen? Nimm es nicht persönlich, aber ich wünschte, ich hätte dich nie gesehen.« Im gleichen Moment schämte sie sich und sah sich die Leiche genauer an. Sie trug einen Neoprenanzug und lag auf dem Rücken. Warum sah das alles irgendwie falsch aus? Es musste grauenhaft sein zu ertrinken, dachte sie schaudernd. Vielleicht war die Frau schon fast am Ufer gewesen, als ihr die Luft ausging. Sophie fröstelte. Hatte sie den Strand gesehen und gedacht, dass sie es noch schaffen könnte? Die Augen waren geschlossen, so als hätte sie resigniert. Pelle hatte das Interesse an der Toten verloren und spielte mit einem großen Ast, der im Seetang lag. Sophie hatte das Gefühl, schon eine halbe Ewigkeit auf die tote Frau gestarrt zu haben, als endlich zwei Männer den Deich entlangliefen. Sie stiefelten durch den Sand auf sie zu.
    »Aha! Da sind wir richtig! Polizeihauptkommissar Larrson. Das ist mein Kollege Claas Meier. Haben Sie Kriminalhauptkommissar Sperber verständigt?«
    Sophie nickte. Larrson sah mit seinem grauen Vollbart eher wie ein Seebär aus. Er musste kurz vor der Pensionierung stehen.
    »Wie ist Ihr Name?«, fragte Meier. Er sah aus wie ein pummeliges Riesenbaby. Wäre die Situation nicht so ernst, hätte sie beim Anblick des skurrilen Duos einen Lachanfall bekommen.
    »Sophie Sturm.« Sie nickte mit dem Kopf in Richtung Leiche. »Mein Hund hat sie gefunden.« Larrson nickte und sein junger Kollege nahm ein Notizbuch zur Hand. Endlich sah sie auch Stefan. Er marschierte energisch auf sie zu.
    »Morgen«, grüßte er brummig. »Und? Was haben

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