Ostseegrab
mit nach unten. In der Küche war bereits der erste Streit ausgebrochen.
Antonia brüllte ihren kleinen Bruder an. »Pelle ist mein Hund! Ich kenne ihn schon viel länger.«
»Aber mich mag er lieber!«
Gleich würde wieder einer heulen. Schon schluchzte Antonia los. »Paul ist so fies!«
Tina sah die beiden ernst an. »Pelle liebt Sophie am allermeisten, okay? Aber er hat euch beide sicher gleich gern. Es gibt gleich Frühstück.«
Sie war gerade dabei, die Eier abzuschrecken, als sie den Wagen hörte. »Da kommt Papa!«, rief sie den Kindern zu. Der Audi stoppte quietschend auf der Einfahrt. Tina lief zur Haustür und öffnete. Stefan sah furchtbar aus, doch, was sie noch mehr irritierte, war, dass auch Sophie und Pelle bei ihm waren. »Was ist denn?«, fragte sie verwirrt. Stefan gab ihr einen flüchtigen Kuss. Er roch grauenhaft.
»Lass dir die Geschichte doch von Miss Marple erzählen. Mir reicht es für heute!«
Tina sah erschrocken zu Sophie, doch die schüttelte nur den Kopf und ging mit Pelle nach oben. Irgendwas stimmte da ganz und gar nicht! Was war denn nur passiert?
Stefan wollte nur noch unter die Dusche und endlich schlafen. Vorher musste er aber noch den Staatsanwalt informieren, dass er die Leiche ohne wirkliche Begründung nach Lübeck hatte bringen lassen. Nichts konnte schlimmer sein als das, was in den letzten Stunden geschehen war. Und dann noch Sophie! Er hatte jetzt schon genug von ihr und das Wochenende hatte noch nicht einmal richtig angefangen. Stefan wusste, dass sie sich nicht vom Herumschnüffeln abhalten lassen würde. Er hätte sich die Warnung auch sparen können.
»Papa! Papa, Pelle ist hier und er hat Sophie mitgebracht!«
Antonia und Paul warfen sich in seine Arme. Stefan drückte sie fest an sich. In diesen Sekunden vergaß er alles. Er war ein glücklicher Mann. Ohne seine Familie wäre er sicher schon im Irrenhaus. »Hey! Ich hab euch vermisst! Was macht denn euer Bruder?«
Paul zuckte mit den Schultern. »Ach, der sagt nie was.«
»Natürlich nicht!«, kommentierte Antonia. »Er ist doch noch ein Baby. Komm Papa! Wir haben Frühstück gemacht.« Sie nahm seine Hand und zerrte ihn zum Esstisch. Auch wenn alles sehr lecker aussah, verspürte er keinen Hunger. Sein Kleinster lag in der Wippe und maulte leise. Beim Anblick seines kleinen Sohnes musste er wieder an das Baby vom Dach denken. Er musste sich zusammenreißen. »Na, kleiner Mann!« Stefan strich Finn über die Wange. »Ich bins, Papa! Da musst du doch nicht meckern.«
»Er verlangt sein zweites Frühstück und er hat die Hose voll«, erklärte Tina.
Stefan hatte sie gar nicht kommen hören.
»Setz dich doch.«
»Ich würde gern duschen und muss telefonieren.«
»Gleich, Schatz.« Tina gab ihm einen Kuss und nahm das Baby auf den Arm. »Ich leg Finn in Antonias Zimmer, dann hast du im Schlafzimmer deine Ruhe. Sei so lieb und pass kurz auf die Kinder auf. Fangt doch schon mal an zu essen!«
Stefan schüttelte schweigend den Kopf. Er würde auf der Stelle einschlafen und mit dem Gesicht in einem belegten Brötchen landen.
»Ich will Kinderwurst!«, forderte Paul.
»Kann Sophie denn nicht kurz aufpassen?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Sophie duscht gerade. Ich bin doch gleich wieder da.«
Sie duscht gerade! Neue Wut kroch in ihm hoch.
»Papa, du musst auch mal wieder duschen.«
Er sah seine Tochter an. Sie war wirklich das hübscheste kleine Mädchen, das er je gesehen hatte. Und sie war mindestens genauso pfiffig. Da stand ihm noch was bevor.
»Papa duscht ja gleich. Nun hole ich mir einen großen Becher Kaffee und dann schmieren wir Brötchen. Alles klar?« Die Kinder nickten zufrieden. Stefan ging um den Tresen herum zur Espressomaschine. Er zitterte und war sich nicht sicher, ob aus Erschöpfung oder vor Wut.
Sophie ließ sich das heiße Wasser über den Körper laufen und versuchte, sich zu entspannen. Sie war nach Fehmarn gekommen, um in der Inselidylle neue Kraft zu schöpfen. Sie hatte sich auf Strände, Deiche und Reetdachhäuser gefreut. Wasserleichen passten so gar nicht in das Bild. Pelle lag auf der Badematte und schnarchte leise. Beim Joggen über eine Leiche zu stolpern, das war doch wirklich wie im Krimi. Sophie hatte die Tote immer noch genau vor Augen. Die schlanke Figur, das nasse blonde Haar. Sie drehte das Wasser ab und griff nach einem dicken Frotteehandtuch. Sie wickelte sich ein und setzte sich neben ihren Hund auf den Boden. »Ach Pelle, was für ein schräger
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