Ostseegrab
Tina und Stefan bisher erfolgreich verhindern können. Doch Stefan machte sich keine Illusionen. Früher oder später würden sie wohl doch den großen Wunsch erfüllen müssen. Die Kinder brauchten einen Hund. Aber frühestens, wenn Finn nicht mehr über den Boden krabbeln würde. Er blickte über die Schulter. Seine Frau und der Kleine lagen auf einer Decke unter einem Sonnenschirm. Finn schlief und Tina blätterte in einer Zeitschrift. Sie sah umwerfend aus. Sie hatte höchstens noch vier Kilo mehr auf den Rippen, doch ihn störte das nicht. Im Gegenteil. Eigentlich mochte er die leichten Rundungen noch mehr als ihre gertenschlanke Figur. In ein paar Monaten würden sie ihr Schlafzimmer wieder für sich haben. Vielleicht sollte er schwimmen gehen. Das Wasser müsste kalt genug sein, um ihn von diesem Gedanken abzulenken.
»Ihh! Papa! Paul pinkelt in den Sand und alles läuft in die Sandburg!«
Schlagartig war er wieder in der Realität. »Antonia, geh mal zur Mama und frag sie, wann wir endlich ein Stück Kuchen haben dürfen. Ich kümmere mich hier um Paul und den Wasserschaden.« Seine Tochter grummelte und rannte dann los. »Paulchen, warum hast du denn nicht Bescheid gesagt?«, fragte er liebevoll.
Die erste Träne kullerte über seine Wange. »Vagetten.«
»Das kann doch mal passieren. Komm, wir gehen zur Mama, und die hat bestimmt was Feines zu essen in ihrem großen Korb.«
Paul nickte und kreischte dann glücklich auf, als Stefan ihn hochhob und herumwirbelte, bevor er ihn zu Tina trug. Sie war bereits dabei, den Marmorkuchen zu zerschneiden.
»Na, Jungs? Habt ihr Hunger?«
Gemeinsam machten sie sich über den Kuchen her. Der Pinkelskandal war längst vergessen. Stefan nutzte den Augenblick und küsste seine Frau. »Du bist die Schönste! Ich liebe dich, dich und unsere wundervolle Bande. Was meinst du? Wann haben wir unser Schlafzimmer wieder für uns?«
Tina grinste ihn an und flüsterte: »Und was machen wir dann im Schlafzimmer?«
Stefan wollte gerade antworten, als sein Diensthandy klingelte. Genervt griff er das Telefon und sprang auf. »Ich hoffe, es ist sehr wichtig!«, schimpfte er in den Hörer, während er in die Dünen stapfte.
»Stefan? Tut mir leid, wenn ich störe, aber ...«
»Robert! Nein du störst kein bisschen. Ich verbringe den ersten Nachmittag seit Wochen mit meiner Familie am Strand.«
Am anderen Ende der Leitung war ein Schlucken zu hören. »Ich wollte auch lieber golfen, aber Franck hat mich angerufen. Der hat vor dir anscheinend auch mehr Angst als vor seinen gruseligen Leichen. Sollte dir mal zu denken geben. Jedenfalls geht es um die Fehmarntote.«
Stefan blieb abrupt stehen. Diese Leiche ging ihm gehörig auf die Nerven. »Ja?« Er versuchte, nicht mehr so aggressiv zu klingen.
»Sie ist in keinem See ertrunken.« Robert machte eine Pause und atmete tief durch. »Die Sache wird immer verrückter. Diese Sarah ist in stinknormalem Leitungswasser ersoffen.«
»Leitungswasser?«
»Ja, das Laborergebnis ist eindeutig. Ich erklär dir die Einzelheiten, wenn du in einer anderen Stimmung bist.«
S tefan setzte sich kraftlos in den warmen Sand. »Weißt du eigentlich, was du da gerade gesagt hast?« Stefan hatte das Gefühl, selbst zu ertrinken. Leitungswasser! Schlimmer hätte es gar nicht kommen können. »Verdammt, Robert! Jetzt haben wir unendlich viele mögliche Tatorte.«
Olli konnte nicht mehr still sitzen. Die Polizei hatte nun fast alle befragt. Alle, bis auf ihn und Ben. Olli war vollkommen durcheinander. Seine Hände zitterten. Diese Befragung machte ihm Angst. Er würde nie und nimmer einen vernünftigen Satz herausbringen. In ihm wuchs die Panik. Im Moment war der Dicke in der Küche. Die Tür öffnete sich. Bärchen verließ schweigend das Bistro. Olli sah zur Küchentür. Er wäre viel lieber im Wartezimmer eines Zahnarztes gewesen.
»Würden Sie jetzt bitte kommen!« Schölzel zeigte auf ihn.
Olli schluckte und trat in die Küche. Es fiel ihm unendlich schwer, sich möglichst gelassen auf den angewiesenen Küchenstuhl zu setzen.
»Wer sind Sie?«
»Oliver Konrad.«
»Sie sind das!«, stellte Schölzel fest. »Sie sind hier Surf-lehrer, richtig?«
»In den Sommermonaten, ja. Sonst helfe ich meinen Eltern auf dem Hof.«
»Dann kommen Sie von hier?«
Olli nickte und beschloss, ein bisschen selbstbewusster aufzutreten. »Ja! Da leben, wo andere Ferien machen. Wie gesagt, nicht, dass ich immer Urlaub habe, bestimmt nicht.«
»Kannten Sie Sarah
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