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Ostseegrab

Ostseegrab

Titel: Ostseegrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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die Großen daran zu hindern sich die Köpfe einzuschlagen, als Sophie in die Küche kam. »Morgen! Gut geschlafen?«, fragte Tina nebenbei.
    »Wie ein Baby! Muss an diesem Astrid-Lindgren-Gedächtniszimmer liegen. Ich fühl mich wie ein kleines Mädchen, das einen aufregenden Sommer in Schweden verbringt.«
    Tina musste lachen. »Siehst du, so glücklich war meine Kindheit.«
    »Allerdings hat mich heute Nacht wohl ein LKW überrollt. Mir tut alles weh. Ich schwöre, ich hatte noch nie so einen brutalen Muskelkater!«
    »Nimmst du mal den Kleinen. Ich muss die Brötchen rausholen.«
    Tina gab Sophie das Baby und öffnete den Ofen. »Fuck! Aua! Ich hab mir die Hand verbrannt.« Wütend schmiss sie das heiße Blech in die Spüle und hielt ihre Hand unter fließendes kaltes Wasser.
    »Ist es schlimm?«, fragte Sophie.
    »Nein, ich glaube nicht. V. S.!«
    »V. S.?«
    »Verfluchte Scheiße!«, flüsterte Tina. »Wir versuchen, vor den Kindern nicht zu fluchen.«
    »Mama, was bedeutet Fuck?«, wollte Antonia wissen.
    »Und das klappt auch immer ganz toll.«
    Sophie fing an zu lachen. Tina schüttelte ernst den Kopf, dann konnte sie sich auch nicht mehr halten. Antonia und Paul waren schon wieder mit Pelle beschäftigt. Ein paar Minuten später saßen alle am Frühstückstisch. Das Telefon klingelte.
    »Ich geh ran!«, flötete Antonia. Sie sprang auf und griff sich den Hörer. »Hallo, Papa! Gut, dass du anrufst. Du sag mal, Papa. Was bedeutet eigentlich Fuck?«
    Tina ließ ihr Brötchen fallen und stürzte zum Telefon. Mit einer schnellen Bewegung nahm sie ihrer Tochter den Hörer aus der Hand. »Stefan?«
    »Fuck? Was ist denn bei euch los?«
    Tina sah zu Sophie und rollte mit den Augen. »Meine Schuld! Als ich am Backblech kleben blieb, ist es mir rausgerutscht.« Sie berichtete kurz von ihrem Unfall. »Und was ist bei dir so wichtig, dass du dich schon im Morgengrauen aus dem Haus schleichst?«
    »Dienstgeheimnis!«
    »Jetzt hör aber auf!«
    »Aber kein Wort zu Miss Marple! Wir haben gerade auch diese erste Leiche obduzieren lassen.«
    »Du bist in der Rechtsmedizin? Verstehe ich dich da richtig? Zwei?«
    »Ich darf dir nicht mehr sagen.«
    »Wenn hier ein Irrer herumrennt, hätte ich das schon ganz gerne gewusst. Denk mal an deine Kinder.«
    »Ist Sophie in der Nähe?«
    »Nein!«, log Tina. »Sie ist mit Pelle im Garten.«
    »Es stehen noch etliche Tests aus, aber leider sind auf den ersten Blick tatsächlich Parallelen erkennbar. Schatz, ich muss Schluss machen. Feller ist da. In 10 Minuten haben wir eine Besprechung mit Franck. Ich liebe euch. Und kein Wort zu Sophie!«
    Tina legte das Telefon auf den Tisch und setzte sich wieder.
    »Zwei?«
    Tina deutete auf die Kinder und schüttelte den Kopf. Antonia und Paul schlangen ihr Frühstück runter und sprangen auf, um mit Pelle zu spielen.
    »Jetzt sag schon. Was, zwei? Zwei Leichen? Diese Sandra ist auch nicht freiwillig getaucht, stimmt doch?«
    »Ich darf dir nichts sagen. Stefan würde mich umbringen.« Sophie schaute sie beleidigt an und stand auf. »Mensch, du musst das doch verstehen!«
    Sophie war schon fast bei der Treppe. »Sicher.«
    Tina rieb sich nervös die Schläfen. »Nur so viel. Sie haben tatsächlich die erste Leiche obduzieren lassen.«
    »Dann haben wir zwei Opfer?«
    »Das weiß Stefan noch nicht genau.«
    Sophie nickte gedankenverloren und rannte die Treppe hoch. Tina deckte ab. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Hatte sie zu viel gesagt? Sophie würde jetzt erst recht schnüffeln. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn Stefan dahinterkam. Tina zuckte zusammen. Und der Mörder? Mein Gott, natürlich! Ihm würde Sophies Schnüffelei am wenigsten gefallen.
     
    Ben schnappte sich frische Klamotten, Duschgel und Zahnbürste und lief zum Bistro. Das Küchenfenster war weit geöffnet. Hanjo werkelte sicher schon in der Küche. Ben nahm sich vor, ihm nach der Dusche Gesellschaft zu leisten und ihm zu helfen. Er schloss die Hintertür auf und ging ins Badezimmer. Auch wenn das Bad nicht viel mehr war als ein gekachelter Raum mit Badewanne und Waschbecken und sich die Leergutkisten bis unter die Decke stapelten, war er froh, dass er es nutzen durfte. Verglichen mit seinem Badezimmer auf Phuket war es Luxus pur. Er musste nichts mit Kakerlaken teilen. Ben fröstelte kurz unter der kalten Dusche. Trotzdem blieb er eisern. Die Verlockung war groß, den Heißwasserhahn aufzudrehen. Er sollte sich gar nicht erst an diesen Luxus

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