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Othello

Othello

Titel: Othello Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reclam
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»Othello« , Tavistock 2005 (Writers and Their Work).
    Spivack, B., Shakespeare and the Allegory of Evil , New York 1958.
    Stoll, E. E., » Othello «, in: E. E. S., Art and Artifice in Shakespeare , London 1963 ( 1 1933).
    Vaughan, Virginia Mason, »Othello«: A Contextual History ,Cambridge 1994.

Nachwort
    Shakespeares Tragödie Othello wurde vermutlich 1604 geschrieben und in demselben Jahr erstmals aufgeführt. Das Stück war ein großer Publikumserfolg und übertraf mit seinen immer wieder angesetzten Aufführungen die anderen großen Tragödien des Autors. Mehr noch: Es regte, zusammen mit Hamlet (1602), so viele Nachahmungen an, dass wir heute zusammenfassend von einer besonderen dramatischen Gattung, der sogenannten ›jakobäischen Rachetragödie‹ sprechen.
    Die Hauptrolle fiel zu Shakespeares Lebzeiten seinem Freund und Schauspielerkollegen Richard Burbage zu, der als »grieved Moor« seine Zuschauer offenbar nachhaltig ­beeindruckte. Für Richard Flatters Behauptung, dass kein Geringerer als Shakespeare selbst die Rolle des Iago übernahm – eine sehr verlockende Vermutung –, haben wir allerdings keinen Beleg. Vielmehr scheint diese als Komplementärfigur konzipierte Rolle eher mit John Lowin besetzt gewesen zu sein, der auch in Hamlet (Titelrolle Rich­ard Burbage) eine wichtige Komplementärrolle (Clau­dius) übernahm.
    Die einzige das Stück in seiner Gesamtheit verwerfende Kritik stammt aus dem Jahre 1693. Thomas Rymer schrieb damals: »There is in this play some burlesk, some humour and ramble of Comical Wit, some shew and some Mimickry to divert the spectators: but the tragical part is plainly none other than a Bloody Farce, without salt or savour.«
    Seit dem 18. Jahrhundert ist Othello hingegen bei Kritikern und Publikum gleichermaßen beliebt, was zweifellos auf die unter den Tragödien Shakespeares einmalig gelungene Verbindung von kompakter Handlung und unerschöpflich erscheinendem Aussagepotenzial zurückzuführen ist. Wie kein anderes Shakespearestück ruft es beim Zuschauer spontane Reaktionen hervor. Iagos Auftritte sind in der Vergangenheit oft mit Zischen, lauten Protesten und gar mit direkten, an Othello gerichteten Warnrufen begleitet worden. Immerhin ist das Publikum heute bereit, die schauspielerische Leistung des Iago-Darstellers am Schluss mit Beifall zu honorieren.
    Dieser gewandelten Einstellung der Zuschauer entsprechen auch veränderte Inszenierungen und literaturkritische Bewertungen von Othello. Das Stück, so will es scheinen, bedarf keiner Adaptionen wie die anderen Tragödien und ist, mehr als Macbeth und wohl auch Hamlet , eher für die heutige Zeit geschrieben worden. Wir sehen in Othello Bezüge, die Shakespeares Zeitgenossen aufgrund eines völlig anderen Weltbildes entgingen. Und so haben wir in den letzten 100 Jahren Inszenierungen zu verzeichnen, die uns zunächst überraschen, aber vom Text selbst her durchaus begründbar sind. In einer Inszenierung von 1935 wurden die Beziehungen zwischen Othello (Ralph Richardson) und Iago (Laurence Olivier) als homosexuelles Verhältnis interpretiert. Laurence Olivier begegnet uns erneut, dieses Mal als Othello, in einer Inszenierung aus dem Jahre 1964. Hier erscheint Othello – ungemein aktuell – mit karibischem Akzent und Gehabe, während Iago (Frank Finlay) mit seinem nordenglischen Dialekt Provinzialismus, Nonkonformismus und Aufsteigertum suggeriert. Gerade Iagos Rolle lässt eine ungewöhnliche interpretatorische Vielfalt zu, so dass ihr dramatisches Potenzial keineswegs ausgeschöpft ist. Die Literaturkritik hat hier ein erhebliches Maß an Vorleistungen erbracht, deren dramaturgische Umsetzung noch Jahrzehnte dauern wird.
    Die erste Textfassung von Othello , eine Quartausgabe (Q1 – 1622), erschien relativ spät, unmittelbar gefolgt von der ersten Gesamtausgabe des Shakespeareschen Werkes (Folio 1 – 1623). Wir wissen nicht, ob der Folio-Text einer anderen Vorlage entnommen wurde. Die Unterschiede sind, verglichen mit anderen Stücken, nicht sehr groß. In der Folio-Fassung finden wir weniger Flüche, offenbar eine Konzession an ein Gesetz aus dem Jahre 1606, welches dem Theater entsprechende Auflagen machte. Außerdem ist der Folio-Text insgesamt 160 Zeilen länger als die erste Quartausgabe, die interessanterweise mehr Bühnenanweisungen

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