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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Weise. Die merkwürdigen Gestalten schienen zu tanzen – etliche von ihnen hatten sogar vor der Kuppel eine Schlange gebildet, rempelten sich lachend an und warfen ihre schlenkernden Ärmchen in die Luft. Erst als das Kanu nur noch einen Steinwurf vom Ufer entfernt war, konnten seine Insassen die ausgelassen Feiernden endlich richtig erkennen.
    »Scänblaff!« flüsterte Fredericks. »Gemüse!«
    Alle möglichen Gemüse schwankten durch den Haupteingang der Kuppel, über dem in großen Leuchtbuchstaben Zur wilden Siebschaft zu lesen war. Das Disco-Sieb war bis zum Platzen voll von Lauchstengeln und Fenchelknollen in durchsichtigen Fransenkleidchen, Zucchini in schulterbetonten Jacketts und Röhrenhosen und anderen fröhlichen Vertretern eines guten Dutzends flott gekleideter Gemüsesorten, und wie aus einem Füllhorn hatte sich die tolle Schar auch auf den nachtdunklen Linoleumstrand ergossen.
    »Pff«, machte die Landschildkröte mißbilligend. »Ein gammeliger Haufen, ich muß schon sagen.« Es war nicht im geringsten witzig gemeint.
    Während Orlando und Fredericks sich das Schauspiel mit staunender Begeisterung anschauten, ging plötzlich ein harter Ruck durch das Kanu, so daß es zur Seite kippte und Orlando beinahe über Bord gepurzelt wäre. Die Landschildkröte fiel gegen die Umrandung, doch Fredericks griff blitzschnell zu und zog sie auf den Boden des Bootes zurück, wo sie heftig mit den Beinen strampelnd liegenblieb.
    Abermals wurde das Boot von einem solchen Stoß erschüttert, daß das Holz buchstäblich aufstöhnte. Starke Marke mußte sich ins Zeug legen, damit das Kanu in den urplötzlich feindlich gewordenen Wassern nicht kenterte, und seine großen Hände schwangen das Paddel von einer Seite zur anderen.
    Unten am Boden war Orlando voll damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten, als er unter sich über die ganze Länge des Kanus ein Kratzen spürte. Er ging auf Hände und Knie hoch, um nachzusehen, was los war.
    Eine Sandbank, dachte er, aber dann: Eine Sandbank mitten auf einem Küchenfußboden?
    Er lugte über den Rand des schaukelnden Kanus. Im ersten Augenblick sah er nur das aufgewühlte, hoch aufspritzende Wasser im Licht der Disco schillern, aber da schoß ein riesiges, gezahntes Ding aus dem Wasser hoch und auf ihn zu. Orlando kreischte und warf sich flach hin. Gewaltige Kinnladen krachten lautstark genau dort zusammen, wo eben noch sein Kopf gewesen war, dann knallte die ins Wasser zurückstürzende mörderische Gestalt so fest gegen den Rand des Kanus, daß ihm die Knochen klapperten.
    »Da hat… hat was versucht, mich zu beißen!« schrie er. Schlotternd daliegend sah er auf der anderen Seite des Kanus ein weiteres triefendes Riesenmaul aufsteigen. Es ging auf, schlug seine stumpfen Zähne zusammen und glitt dann wieder unter Wasser. Orlando tastete den Gürtel nach seinem Schwert ab, aber es war fort, vielleicht über Bord gegangen.
    »Sehr schlecht!« rief Starke Marke durch den Tumult. Das Kanu bekam einen weiteren kräftigen Schlag versetzt, und der Indianer konnte es nur mit knapper Not im Gleichgewicht halten. »Salatzangen! Viel böse seien!«
    Orlando lag neben Fredericks und der hilflos strampelnden Landschildkröte auf dem Boden des rasch vollaufenden Kanus und versuchte sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, von Küchengeräten verspeist zu werden.
     
     
    > Dread sah gerade den ersten Schub Daten durch, den Klekker und Co. ihm zu seiner Südafrikaanfrage geschickt hatten, und genoß dabei das Summen im ganzen Körper von seinem jüngsten Adrenaxhit, als eine seiner Außenverbindungen am Rand seines Gesichtsfeldes zu blinken anfing. Er stellte den hämmernden Beat in seinem Kopf ein wenig leiser.
    Der Anruf setzte seine Nur-Ton-Vorgabe außer Kraft, und ein Fenster ging auf. Das neue Fenster rahmte ein asketisches braunes Gesicht ein, das von einer Perücke aus schwarzem Hanf mit Goldfäden darin gekrönt war. Dread stöhnte innerlich. Einer der Lakaien des Alten Mannes – und nicht einmal ein richtiger Mensch. Das war der Gipfel der Beleidigung. Andererseits, überlegte Dread, wenn jemand so reich und abgeschottet war wie der Alte Mann, merkte er vielleicht nicht einmal mehr, daß es eine Beleidigung war.
    »Der Herr über Leben und Tod wünscht dich zu sprechen.«
    »Das heißt, ich soll wieder in der Filmkulisse auftauchen?« Es war ihm unwillkürlich herausgerutscht, aber Dread ärgerte sich über sich selbst, daß er seinen Sarkasmus an einen Rep

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