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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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abschütteln. Bei dem heiteren Ton, mit dem Doktor Hazen auf dieses und jenes Detail hinwies, hätte man meinen können, sie spazierten über das Gelände einer besonders lockeren und unkonventionellen Privatschule. Aber dem war nicht so, rief Calliope sich ins Gedächtnis: Die meisten dieser jungen Leute stellten eine Gefahr dar, und sei es nur für ihre eigene traurige Person; es war nicht ganz einfach, auf den munteren Plauderton der Frau Direktor einzugehen.
    Während sie über einen langen lavendelblauen Hof mit überdachten Wandelgängen an den Seiten schritten, sah sich Calliope die Insassen etwas aufmerksamer an. Immerhin war das Mordopfer Polly Merapanui definitiv einmal hiergewesen, und Detective Skouros war bis in die letzte kriminalistische Zelle ihres Körpers davon überzeugt, daß das Mädchen hier auch ihren Mörder kennengelernt hatte.
    Zur Patientenschaft, oder wenigstens zu dieser mehr oder weniger zufälligen Auswahl, gehörten nur wenige Aborigines, aber während sie die grämlichen Gesichter aller Farbschattierungen betrachtete, Augen, die sich mangels einer besseren Beschäftigung an jede Bewegung hefteten, mußte Calliope unwillkürlich an Bilder denken, die sie von Viehstationen im Outback gesehen hatte, Porträts der dort lebenden Aborigines, die ihr Land und ihre Kultur verloren hatten und jetzt nur noch beschäftigungslos auf den staubigen Straßen herumstanden und auf etwas warteten, das niemals geschehen würde, ohne die geringste Vorstellung zu haben, was das sein könnte.
    Die Klinik verfügte auch über eine stattliche Anzahl bewaffneter Wächter, muskulöse junge Männer, die mehr miteinander redeten als mit den Insassen. Jeder hatte ein Hemd mit dem Feverbrook-Firmenlogo an, so daß sie ein wenig wie Roadies für eine tourende Band wirkten; jeder trug einen Schockstab an der Hüfte.
    Doktor Hazen bemerkte Calliopes Blick. »Sie haben selbstverständlich einen Handcode.«
    »Wie bitte …?«
    »Die Schlagstöcke. Sie haben einen Handcode, so daß nur die Wächter sie benutzen können.« Sie lächelte, aber auf die verkniffene Art von Meteorologen, wenn sie den Zuschauern versichern, der Hurrikan würde nicht so schlimm werden wie ursprünglich angenommen, aber sie sollten sich trotzdem im Keller verbarrikadieren. »Wir sind sehr auf Sicherheit bedacht, Detective. Wir brauchen Wächter.«
    »Daran zweifle ich keine Sekunde.« Mit zusammengekniffenen Augen musterte Calliope ein undefinierbares pastellfarbenes Gebilde, das eine Betonbank oder ein derzeit wasserloser Brunnen sein konnte. »Was ist das da drüben für ein Gebäude?«
    »Unser Mediencenter. Möchtet ihr es sehen?«
    Das Center war ein offener Großraum wie eine altmodische Bibliothek, in viele individuelle Arbeitsnischen unterteilt und in beiden Geschossen ringsherum in regelmäßigen Abständen mit Wandbildschirmen bestückt. Es gab hier Pfleger oder Betreuer, oder wie man die Leute nannte, die in einer Verwahranstalt arbeiteten, aber allem Anschein nach nur etwa halb so viele wie Wächter. Calliope fühlte einen spontanen Ärger aufflackern, daß sie zu einer Gesellschaft gehörte, der es wichtiger war, Problemkinder zu internieren und ruhigzustellen, als sie zu heilen, aber sie unterdrückte ihn: Sie war selber ein Glied in der Kette, und wie sehr kümmerte sie sich normalerweise um die Leute, die sie verhaftet hatte, oder um ihre Opfer? Nicht übermäßig. Auf jeden Fall hatte sie hier etwas Konkreteres zu tun, als die Mißstände der Zivilisation zu beklagen.
    Viele der Insassen waren offensichtlich in verschiedene Medien eingeklinkt, manche über Fernanschlüsse, andere mit altmodischeren Methoden. Sie saßen allein in Sesseln, manche weit von jeder Konsole und jedem Wandbildschirm entfernt; man hätte meinen können, sie schliefen oder seien tief in Gedanken versunken, aber etwas an der Art, wie sie zuckten und die Lippen bewegten, veranlaßte Calliope nachzufragen.
    »Die meisten bekommen Therapie-Mods«, erläuterte Doktor Hazen, worauf sie hastig hinzufügte: »Wir setzen ihnen keine Cans ein, wenn sie nicht schon welche haben, aber wenn das der Fall ist – und bei fast allen, die mit Chargeschäden hierherkommen, ist es der Fall –, gibt es keinen Grund, warum wir die Löcher nicht für einen guten Zweck nutzen sollten.«
    »Hat es Erfolg?«
    »Manchmal.« Sogar die Direktorin brachte bei dieser Antwort keinen sonderlich optimistischen Ton zustande.
    Stan war an eine der Nischen herangetreten und beobachtete

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