Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas
wild auf die schwelende Stelle ein, dann stolperte er und stürzte die Treppe hinunter, knapp an Emily vorbei, aber direkt in Factum Quintus hinein, mit dem zusammen er als ein zappelnder schwarzer Schneeball weiterrollte.
Bevor Renie sich aufrappeln konnte, schleuderte eine weitere Explosion Florimel nach hinten gegen das Geländer. Sie sackte schlaff zusammen und rührte sich nicht mehr, eine Puppe mit herausgerissener Füllung.
Mit dröhnenden Ohren und so benommen, als wäre sie in tiefem Wasser versunken, strampelte sich Renie schließlich aus dem Wandteppich frei, doch kaum war sie ein paar Meter auf die Treppe zugekrabbelt, setzte ihr jemand einen Fuß aufs Bein. Sie rollte herum und sah sich dem Quan-Li-Monster gegenüber, das bekannte Gesicht zu einem irren Grinsen verzerrt, wie von Dämonen besessen. Es hielt in jeder Hand eine Steinschloßpistole, von denen eine noch rauchte.
»Ich wünschte, ich hätte mehr als eine von diesen alten Tromblons gefunden«, sagte es. »War doch goldrichtig für den Scheppersepp, nicht wahr? So gut wie ’ne Schrotflinte. Aber diese kleinen Knallbüchsen sind auch nicht schlecht.« Es beäugte die rauchende Pistole, feixte und warf sie über das Geländer. Renie hörte sie die Treppe hinunterpoltern. »Jede nur ein Schuß. Bißchen steinzeitlich … aber andererseits, wenn ich mir ein ausgiebiges Spielchen mit einer von euch genehmige, brauche ich sowieso nur noch eine Kugel.« Es schoß einen Blick auf Emily ab, die im Schock auf den obersten Stufen kauerte, und wandte dann das schaurige Grinsen wieder Renie zu.
»Ja, ich denke, ich nehme die Kleine«, sagte es und richtete die Pistole auf Renies Gesicht.
Kapitel
Wäsche wider Willen
NETFEED/INTERAKTIV:
GCN, Hr. 7.0 (Eu, NAm) – »Spasm!«
(Bild: Pelly wird mit dem Hubschrauber von einem Hochhausdach gerettet)
Off-Stimme: Pelly (Beltie Donovan) und Fooba (Fuschia Chang) glauben, die vermißten Kinder gefunden zu haben, aber der unheimliche Mister B. (Herschel Reiner) hat eine Überraschung für sie bereit – einen Herzinfarktstrahl! 2 Nebenrollen, 63 Statisten offen, medizinische Interaktiverfahrung für die Krankenhaushandlung erwünscht. Flak an: GCN.SPSM.CAST
> Es war windig, und die Lollipop-Familie wehte es bei ihrem Nachmittagstee ständig weg. Christabel hatte keine große Lust zum Spielen, aber ihre Mami hatte sie vor die Tür spielen geschickt, und so saß sie jetzt neben dem Zaun auf dem Rasen, unter dem großen Baum. Sie hatte einen Stein auf den Tisch gelegt, damit er nicht umkippte, aber sie konnte nichts dagegen machen, daß Mutter Lollipop jedesmal das Gleichgewicht verlor, wenn sie nach dem Tee griff.
Eigentlich waren sie Spielzeug für drinnen. Es war doof, mit ihnen im Garten zu spielen.
Alles war unnormal, das war’s überhaupt. Erst hatte Christabel sich so gefreut, daß die MärchenBrille ihren Papi doch nicht getötet hatte, und noch mehr, daß er sie danach nicht mehr wegen des Geheimnisses mit Herrn Sellars geschimpft hatte. Sie war sich sicher gewesen, daß jetzt alles wieder normal werden würde. Alles würde so werden wie vorher – Herr Sellars würde aus seinem Versteck in der Erde herauskommen und wieder in sein Haus ziehen, und Christabel würde ihn besuchen gehen, und dieser gräßliche Cho-Cho würde verschwinden, und alles würde wieder gut werden. Ganz sicher war sie sich gewesen.
Doch statt dessen war es nur noch unnormaler geworden. Zuerst kam Papi fast überhaupt nicht mehr aus dem Arbeitszimmer heraus, in das er sich jeden Abend einschloß, kaum daß er von der Arbeit da war. Manchmal hörte sie ihn sogar mit jemand reden, und sie fragte sich, ob es Herr Sellars war, aber ihr Papi sagte nicht, was er machte, und ihre Mami sah bloß die ganze Zeit ängstlich und unglücklich aus und schickte sie spielen.
Das schlimmste war, wie Mami und Papi sich stritten. Jeden Abend zankten sie sich, aber ganz anders als vorher. Sie zankten sich total leise. Wenn Christabel sich vor die Tür des Arbeitszimmers oder des Wohnzimmers schlich, wenn ihre Eltern meinten, sie würde schlafen, dann konnte sie kaum ein Wort verstehen, das gesprochen wurde. Anfangs dachte sie, sie wollten es vor ihr verheimlichen, daß sie sich stritten, und hatte Angst. Genau das hatten die Eltern von Antonia Jakes auch gemacht, und eines Tages hatte dann ihre Mutter knallfall den Stützpunkt verlassen und Antonia mitgenommen. Am selben Tag, wo ihre Mutter sie aus der Schule holte, hatte Antonia noch
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