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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Ordnung?«
    »Das Aufräumen hat eine Weile gedauert«, knurrte ihr Mann. »Ach, und wir haben noch einen Gast bekommen.« Er faßte Cho-Cho am Arm, kräftig, aber nicht grob, und zog ihn aus dem Wagen. Cho-Cho schüttelte ihn ab. »Sellars hat vergessen zu sagen, daß er nicht allein war.«
    »O je.« Die Frau musterte Cho-Cho. »Was machen wir mit ihm?«
    »Finger weg, sonst bise ex, ma’cita.« Cho-Cho durchbohrte sie mit seinem eisigsten Blick.
    »In der Radmulde ist kein Platz für ihn, also muß er vorne bei uns sitzen.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich denke, wenn jemand fragt, müssen wir sagen, daß er Christabels Cousin ist oder so.«
    »Nicht wenn er so aussieht, ausgeschlossen.« Sie runzelte die Stirn, aber nicht auf die ärgerliche Art. Cho-Cho wurde aus alledem nicht schlau. »Na schön, dann komm mal mit, junger Mann.«
    Er zückte das Messer. Ihre Augen wurden groß. »Mit mir nich, klar?«
    Sie streckte die Hand aus, aber langsam, als wollte sie einen bissigen Hund dran schnüffeln lassen. Irgendwie war ihm das noch viel unangenehmer als das Stirnrunzeln vorher. »Gib das bitte sofort her. Das kommt mir nicht in unser Haus.«
    »Bitte, sei so gut, Señor Izabal.« Sellars hatte sich soeben auf die Stufen des Vans gehievt und atmete schwer.
    Cho-Cho starrte die Frau an. Sie kam ihm überhaupt nicht wie ein wirklicher Mensch vor – sie war hübsch und sauber wie eine aus der Werbung. Was wollten diese Leute von ihm? Er faßte das Messer noch fester, aber ihre Hand blieb ausgestreckt.
    »Bitte, gib es mir«, wiederholte sie. »Niemand wird dir hier etwas tun.«
    Sein Blick wanderte von ihr zu ihrem breitschultrigen Polizistenmann, der nichts sagte, und dann zu Herrn Sellars, der nickte und ihn mit seinen seltsamen gelben Augen ganz ruhig und friedlich ansah.
    Schließlich überwand sich Cho-Cho und legte das Messer auf ein Bänkchen am Tor, neben eine Plastikkiste mit Nägeln und Schrauben. Er legte es hin, weil er es wollte – er ließ es sich von niemandem abnehmen.
    »Gut«, sagte die Frau. »Komm jetzt.«
     
    Als das Wasser abgestellt war, stand die Frau auf. Cho-Cho war voll damit beschäftigt gewesen, sich die ganzen fremdartigen Dinge im Bad zu betrachten – kleine Kinderspielsachen und getrocknete Blüten und ungefähr neunhundert Sorten Seife, von denen die meisten mehr wie Süßigkeiten als sonstwas aussahen –, und hatte sie gar nicht beachtet. Als sie jetzt sagte: »Rein mit dir«, brauchte er daher einen Moment, um zu verstehen, was sie meinte.
    »Da … da rein?«
    »Ja. So wie du jetzt bist, fährst du auf keinen Fall irgendwohin. Du …« Sie schauderte beinahe. »Du starrst vor Schmutz. Um deine Sachen kümmere ich mich.«
    Er guckte auf das warme Wasser, die weißen Handtücher auf den Haltern. »Ich soll da rein?«
    Sie verdrehte die Augen. »Ja. Na los, beeil dich, wir haben nicht viel Zeit.«
    Cho-Cho langte an den Kragen seiner Jacke, dann stockte er. Sie stand immer noch da, die Arme über der Brust verschränkt. »Was is?« fragte er sie. »Bise päddo oder was?«
    »Wie bitte?«
    »Meinse, ich zieh mich aus mit dir ’ier drin!« erklärte er zornig.
    Die Mutter des kleinen Mädchens seufzte. »Wie alt bist du?«
    Er überlegte einen Moment, ob er mit der Frage irgendwie reingelegt werden sollte. »Zehn«, sagte er schließlich.
    »Und wie heißt du?«
    »Cho-Cho.« Er sagte es so leise, daß sie noch einmal fragte.
    »Na gut«, sagte sie, als er es wiederholt hatte. »Ich geh raus, Cho-Cho. Paß auf, daß du nicht ertrinkst. Aber wirf mir deine Sachen raus, sobald du sie ausgezogen hast. Ich verspreche, ich guck nicht hin.« Die Tür war schon so gut wie zu, da machte sie sie noch einmal einen Spalt weit auf und sagte: »Und nimm Seife! Hörst du?«
     
    Als der Vater des kleinen Mädchens ungefähr eine halbe Stunde später hereinkam, war Cho-Cho immer noch wütend.
    »Das is Diebstahl«, rief er, den Tränen nahe. »Ich find mein Messer wieder, dann wird’s dir leid tun!«
    Der große Mann sah erst ihn an, dann die Frau. »Worum geht’s?«
    »Ich hab diese scheußlichen Sachen weggeschmissen, Mike. Ehrlich, die rochen wie … Ich will gar nicht dran denken. Die Schuhe hab ich ihm gelassen.«
    Cho-Cho hatte die Wahl gehabt, entweder nackt zu bleiben oder die Sachen anzuziehen, die sie ihm gab, deshalb hatte er eine Hose des Mannes an, unten mehrmals umgeschlagen und von einem Gürtel gehalten. Das war gar nicht so schlecht – mit so sackigen Hosen sah er ein

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