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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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eine Person war nicht vorgesehen, auch wenn es bloß ein Kind ist.« Er zuckte mit den Achseln und drehte Cho-Cho den Rücken zu, sehr zu dessen Erstaunen. War das ein Trick? Cho-Cho blickte Sellars an und überlegte fieberhaft, wieso der alte Mann ihn verpfiffen hatte.
    »Ich sag ihm alles«, zischte Cho-Cho den alten Mann an. »Von dir und die kleine mu’chita, die für dich stiehlt Essen und alles. Die kleine Christy dings, Bell.«
    Der große Polizist wandte sich ihm wieder zu. »Christabel? Was ist mit Christabel?«
    Plötzlich wurde Cho-Cho klar, wieso ihm der Mann bekannt vorkam. »Claro que si, bise ihr Papa, eh? ’ängse da auch mit drin?« Vielleicht machte das die ganze verquere Geschichte ein bißchen klarer – vielleicht wollte der Papa des kleinen Mädchens seine Bosse irgendwie um viel Geld betrügen, und Sellars half ihm dabei. Irgendeine Erklärung für das alles mußte es geben. Leute wie Sorensen stiegen nicht ohne Grund in stinkende Löcher wie dies hier – man sah es ihm an, wie sehr ihm der Geruch zuwider war, die feuchten Wände.
    »Abgesehen von Cho-Cho hier«, sagte Sellars ruhig, »habe ich dir alles wahrheitsgemäß dargestellt, Major Sorensen. Der Junge ist hier, weil er sich in den Stützpunkt eingeschlichen hat und weil er, wenn ich ihn an die Luft gesetzt hätte, dich und deine Kollegen bei seiner Festnahme bestimmt über mich informiert hätte.«
    »O Mann«, sagte der Polizist grimmig. »Ooo Mann. Okay. Ich laß mir was einfallen. Aber jetzt sollten wir zusehen, daß wir loskommen. Ich nehme ihn einfach vorne zu mir, bis wir bei uns sind.«
    »Ich geh ’ier nich weg.« Cho-Cho hatte allmählich den Eindruck, daß alles nur eine Ausrede war, um ihn ohne Aufsehen zu kaschen. Männer wie dieser Sorensen waren genau die Sorte, die Straßenkids einkassierte und spurlos verschwinden ließ. Cho-Cho hatte so Typen kennengelernt, weiß und saubere Fassade, aber hart und gemein, wenn niemand hinguckte.
    »Mein Lieber Señor Izabal, wir haben keine Wahl«, sagte Sellars zu ihm. »Wir sind hier nicht mehr sicher. Hab keine Angst, ich komme auch mit. Major Sorensen wird uns beschützen.«
    »Major Sorensen«, sagte der weiße Bulle mit finsterem Blick, »hat langsam das Gefühl, daß ein Kriegsgericht und ein Exekutionskommando wahrscheinlich die schmerzlosere Alternative wäre.«
     
    Sie brauchten gut zwei Stunden, bis sie alles weggeschafft und saubergemacht hatten. Der Vater des kleinen Mädchens wollte nicht, daß irgend etwas dablieb.
    »Aber wir halten uns damit doch nur auf«, sagte el viejo in dem gleichen milden Ton, in dem er mit Cho-Cho sprach.
    »Sieh mal, wenn sie diesen Ort entdecken und merken, daß jemand sich hier aufgehalten hat, dann gehen sie mit einem Teilchensauger über jeden Quadratzentimeter. Sie werden Spuren von dir finden, aber auch Spuren von meiner Tochter und jetzt auch von mir. Vergiß das, was ich vorhin gesagt habe – ich begehe vermutlich beruflichen Selbstmord, aber den anderen würde ich mir lieber ersparen.« Der Mann, der Sorensen hieß, zerlegte den Rollstuhl des alten Mannes, steckte die Teile in Reisetaschen und schleppte sie nach draußen, immer zwei auf einmal. Danach nahm er einen Klappspaten und grub ziemlich weit von dem Betonhäuschen entfernt, in dem sich der Tunneleingang befand, ein Loch im Gras. Als er fertig war, kam er zurück, holte die Chemietoilette und leerte sie in das Loch aus.
    Als die Toilette, der kleine Kocher und die übrigen Sachen des alten Mannes in den draußen bereitstehenden Van geladen waren, wies er Cho-Cho und Sellars an, sich zwischen die Rücksitze zu legen, wo sie nicht zu sehen waren. Zuerst wollte er Cho-Cho bewegen, ihm das selbstgebastelte Messer auszuhändigen, aber Cho-Cho dachte gar nicht daran, und schließlich gab er auf und ließ es ihm.
    »Wenn wir anhalten, keinen Laut«, sagte Sorensen, als er eine Decke über sie breitete. »Egal was passiert, ihr gebt keinen Mucks von euch.«
    Cho-Cho traute dem Braten immer noch nicht, aber der alte Mann machte keine Zicken, und so beschloß er, erstmal mitzuspielen. Der Wagen fuhr nur eine kurze Strecke. Als er hielt und die Decke weggezogen wurde, waren sie in einer Garage.
    »Mike?« Im offenen Tor stand eine Frau, die einen dieser Schlafgehmäntel anhatte wie die Weiber in so Netzsendungen. »Du warst so lange weg. Ich hab mir schon Sorgen gemacht.« Sie klang eher, als ob sie gleich einen Schreikrampf kriegte, aber sie riß sich zusammen. »Ist alles in

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