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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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alle Zeiten verändern würde, nicht verstanden.
    Und selbst wenn es sie verstanden hätte, wäre es ihm egal gewesen.

Kapitel
Als Tourist in Madrikhor
    NETFEED/NACHRICHTEN:
    Wieder soll Nanotech an einem Hauseinsturz schuld sein
    (Bild: Notlager der deutschen Familie Öztürk in ihrem Vorgarten)
    Off-Stimme: Die Öztürks aus dem westfälischen Paderborn sind nur der jüngste Fall, in dem eine Familie Schadensersatzklage gegen die DDG AG erhebt, den Hersteller von TeppoDynam, einem nanoautomatischen Teppich- und Polstermöbelreiniger, der nach ihren Angaben ihr Haus zerstörte.
    (Bild: Fundamente des Hauses der Öztürks)
    In einem neuen Frontalangriff gegen die schwer unter Beschuß stehende nanotechnische Industrie geben die Anwälte der Öztürks einem Herstellungsfehler in dem Reinigungsprodukt TeppoDynam die Schuld daran, daß die winzigen schmutzfressenden Nanoautomaten weit über den Punkt hinaus weitermachten, an dem sie sich hätten abstellen sollen. Sie vernichteten daraufhin nicht nur den ganzen Teppich, sondern auch den Fußboden, die Hauskatze und fast das ganze Gebälk der bescheidenen Doppelhaushälfte, die daraufhin einstürzte …
     
     
    > Christabel hatte entdeckt, daß sie hören konnte, was Mami und Papi unten im Wohnzimmer redeten, wenn sie die kleine Luke aufhielt, aus der der Reinigungsautomat kam, um den ganzen Schmutz vom Boden aufzusaugen.
    Als sie noch richtig klein gewesen war, nicht wie jetzt, hatte sie Angst gehabt vor dem Schlotzboter, wie ihr Vater ihn nannte (stets quittiert vom Ausruf ihrer Mutter: »Iii, Mike, das ist eklig!«). Die Art, wie er plötzlich herauskam, auf seinen kleinen Noppen und Hochhebebeinen durchs Zimmer krabbelte und mit seinen roten Lichtern blinkte, als ob es Augen wären, hatte sie immer an die Minierspinne erinnert, die sie mal in der Schule in Bio gesehen hatte. Häufig war sie nachts weinend aufgewacht, weil sie geträumt hatte, er sei herausgekommen und versuche, die Decken von ihrem Bett zu saugen. Ihre Mutter hatte ihr viele Male erklärt, er sei nur ein Automat, er komme nur zum Saubermachen heraus, und wenn er nicht arbeite, sitze er nicht lauernd hinter der kleinen Klapptür, sondern im Erdgeschoß am anderen Ende der Röhre auf seiner Feststation und lade sich auf.
    Die Vorstellung, daß das kleine quadratische Ding lautlos irgendwo im Dunkeln saß und Strom trank, hatte sie genauso gruselig gefunden, aber manchmal mußte man seine Eltern einfach in dem Glauben wiegen, sie hätten einem geholfen.
    Jetzt, wo sie ein großes Mädchen war, wußte sie, daß es bloß ein Automat war, und darum hatte sie sich so gut wie gar nicht gefürchtet, als sie auf den Gedanken gekommen war, die Luke zu heben und zu probieren, ob sie nicht hören konnte, worüber ihre Eltern sich stritten. Sie hatte den Kopf direkt in das dunkle Loch gesteckt und nach einer Weile sogar die Augen aufgemacht. Die Stimmen ihrer Eltern klangen weit weg und blechig, als ob sie selber Roboter wären, was ihr gar nicht gefiel, aber nachdem sie ihnen eine Weile gelauscht hatte, dachte sie fast überhaupt nicht mehr an den gräßlichen kleinen Kasten.
    »… Das ist mir egal, Mike, sie mußte wieder zur Schule gehen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben!« Ihre Mutter hatte vorher geschrien, aber jetzt hörte sie sich bloß noch erschöpft an.
    »Na schön. Aber ansonsten geht sie mir keinen Schritt aus dem Haus, und sie wird hingebracht und hinterher wieder abgeholt!«
    »Von mir, heißt das, nicht wahr?« Christabels Mami klang, als wollte sie gleich wieder zu schreien anfangen. »Schlimm genug, daß du zur Zeit nie zuhause bist, aber jetzt soll ich auch noch die Gefängniswärterin für unser Kind spielen …«
    »Ich begreife dich nicht«, fuhr Papi sie an. »Macht dir das gar nichts aus? Sie hat irgendeine … Sache mit einem erwachsenen Mann laufen – das hast du selbst gehört! Es kann irgendein bizarres Softsexding sein. Unser kleines Mädchen!«
    »Das wissen wir doch gar nicht, Mike. Sie hat diese komische Brille, und ich hab gehört, wie eine Stimme da rauskam und ihren Namen sagte …«
    »Und ich hab dir bereits erklärt, daß das nicht die handelsübliche MärchenBrille ist, Kaylene. Irgendwer hat daran rumgefummelt und einen Nahbereichstransponder eingebaut.«
    »Nur zu, schneid mir das Wort ab! Laß mich nicht ausreden! Auf die Art behältst du wenigstens recht, stimmt’s?«
    Irgend etwas zerbrach mit einem lauten Klirren. Christabel war so erschrocken, daß sie sich den

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