Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
mit ihrem ohnehin recht spärlichen Lichteinfall weitgehend verdunkelte. Was man von seinem Gesicht und seiner sonstigen Haut sehen konnte, war mit Tätowierungen überzogen, und in seinen buschigen Bart waren Tierknöchelchen geflochten. Er hob eine Hand, groß wie eine Bärenpranke, und legte sie auf den Tisch, der hörbar knarrte.
    »Ich bin Grimmbart der Unholde«, grollte er, »der Töter des Riesen Vaxirax und anderer fast genauso berüchtigter Ungeheuer. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden Tag wenigstens einen Mann mit meinen bloßen Händen umzubringen, einfach damit ich nicht aus der Übung komme. Und am liebsten knöpfe ich mir solche vor, die ungefragt auf meinem persönlichen Hocker sitzen.« Da seine Zähne offensichtlich niemals einer so weibischen Prozedur wie dem Putzen unterzogen worden waren, blitzten sie weniger, als daß sie kurz moosgrün in Erscheinung traten. »Und wer bist du, kleiner Mann?«
    »Ich … ich heiße Kä-tör von Rhamsi«, stammelte der andere, »Söldner auf Durchreise. Ich bin … fremd hier, und ich wußte nicht …«
    »Schön, daß ich noch deinen Namen erfahre, bevor ich dir den Kopf abreiße«, unterbrach ihn Grimmbart, »damit die Barden den Toten von heute der langen Liste hinzufügen können. Die Barden führen sehr genau Buch über meine Taten, mußt du wissen, und mit Namen und so sind sie ziemlich pingelig.« Grimmbarts Atem war erstklassig gerendert und in der Tat so wenig hold, wie der Beiname des Mannes erwarten ließ: Der VR-Dufteffekt hätte nahezu jeden davon überzeugt, daß er in der Windrichtung eines überfahrenen und verwesenden Aases stand.
    »Ups.« Kä-tör ruckte mit dem Hocker nach hinten. »Eigentlich wollte ich grade gehen.«
    Zehn Sekunden später saß Catur Ramsey mit weit gespreizten Beinen draußen auf der düsteren Straße, und aus der Tür hinter ihm scholl Gelächter. Selbst er mußte zugeben, daß sein rascher Abgang mit abschließendem Sturz auf den Hintern wahrscheinlich einen Lacher wert gewesen war. »Lieber Himmel!« sagte er. »Was ist das für ein Scheißspiel hier? Das ist schon die dritte Bar, aus der ich hochkant rausfliege.«
    »Erstmal«, sagte die Stimme in seinem Ohr, »ist es eine Taverne und keine Bar. Den Kram mußte draufhaben, sonst passiert dir das immer wieder. Alle hacken immer auf den Anfängern rum.«
    »Ich habe ja gesagt, ich hätte was anderes machen sollen als einen bewaffneten Söldner – einen Dieb oder einen Zauberer oder sonstwas. Vielleicht einen mittelalterlichen Buchhalter. Bloß weil ich ziemlich groß bin und diesen überdimensionalen Dosenöffner am Gürtel hängen habe, will sich jeder mit mir anlegen.«
    »Jo, aber wenn du mal an einen gerätst, vor dem du nicht weglaufen kannst, hast du auf die Art wenigstens ’ne Chance zu überleben«, gab Beezle mit seinem breiten Brooklyner Akzent zu bedenken. »Und bei dem Tempo, das du vorlegst, wird das nicht mehr lange auf sich warten lassen …«
    Ramsey rappelte sich auf und klopfte sich Knie und Hinterteil seiner schweren wollenen Kniebundhosen ab. Sein Schwert, das er bis jetzt noch nicht aus der Scheide zu ziehen gewagt hatte, schlug an seinen Schenkel. Nicht nur hatte das baumelnde Ding ihn ein paarmal beim Weglaufen von Kneipenschlägereien behindert, es hatte außerdem irgendeinen bizarren Namen, den er ständig vergaß.
    »Wie heißt dieses Ding nochmal? Wutfurz oder Blutwurst oder so?«
    Beezle, eine körperlose Jiminy Grille im Ramseys Ohr, seufzte. »Es heißt Blutdurst. Es stammt aus dem Tempel des heulenden Gottes in deinem Heimatland Rhamsi, jenseits der Grenzen von Mittland. Wie schaffst du’s, dir deinen juristischen Krempel zu merken? Du hast’n Gedächtnis wie’n Sieb, Sportsfreund.«
    »Ich mache mir Notizen. Ich sitze an einem Schreibtisch und spreche in mein Bürosystem. Ich habe Kanzleihelfer. Ich muß für meine Ermittlungen normalerweise nicht durch die stinkenden Gossen der altehrwürdigen Stadt Modderloch kriechen.«
    »Madrikhor. Wenn du willst, daß ich über deine Witze lache, solltest du mein Empathielevel ein bißchen höher stellen, damit ich sie schneller mitkriege.«
    Ramsey knurrte, aber innerlich mußte er wider Willen darüber grinsen, wie sehr sich das Ganze offenbar als vollkommener Reinfall entpuppte. »Schon gut. Heb dir deine Energie lieber dafür auf, einen neuen Platz zu finden, wo ich Prügel beziehen kann.«
     
    Hierherzukommen war ihm zunächst als gute Idee erschienen, zumal als die meisten der

Weitere Kostenlose Bücher