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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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das rauszufinden, brauche ich dich.«
    »Aber ich kann nicht in den Sim rein und es auf die Weise ausprobieren?«
    »Noch nicht.« Er beherrschte seine Stimme, aber es paßte ihm nicht, wenn seine Anweisungen mit Fragen beantwortet wurden. Er tat unauffällig einen tiefen Atemzug und lauschte seiner Musik. »Und noch etwas. Es wird sowas wie Tags haben, mit denen man sein Heimsystem identifizieren kann, doch selbst wenn nicht, möchte ich, daß du feststellst, wo es herkommt.«
    Sie blickte zweifelnd. »Ich probier’s. Und dann?«
    »Dann fingieren wir ein Signal, es sei zerstört oder verloren, oder was weiß ich. Wenn es ein separates Objekt ist, könnte es sein, daß es weiter funktioniert.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wenn es im Moment funktioniert, wäre es dann nicht einfacher, wir benutzen es, bis jemand es merkt, statt daß wir das Risiko eingehen, es abzustellen und vielleicht nicht wieder anstellen zu können?«
    Er holte ein weiteres Mal tief Luft. »Dulcy, dieses Ding gehört einem der Konsorten des Alten Mannes. Wenn diese Gralssäcke irgendwie spitzkriegen, daß jemand es hat, dann werden sie auch feststellen können, wer. Und wenn sie das raushaben, wird binnen zehn Minuten ein Rollkommando deine Tür aufsprengen und dich so rasch und gründlich von der Bildfläche verschwinden lassen, daß deine Nachbarn meinen werden, du hättest dich in Luft aufgelöst. Das wird in der wirklichen Welt passieren, nicht in einem VR-Netzwerk. Hast du das verstanden?«
    »Ja, hab ich.« Diesmal war sie leise und respektvoll, wie es sich gehörte.
    »Gut. Melde dich alle drei Stunden bei mir, oder dann, wenn du auf was Interessantes stößt.« Er brach die Verbindung ab.
    Er lehnte sich auf der Couch zurück, zündete sich eine schlanke, schwarze Corriegaszigarre an und dachte darüber nach, wann er wohl wieder im RL auf die Jagd gehen konnte. Er stellte sich den Tag vor, an dem er die rothaarige, vorwitzige Dulcinea Anwin nicht mehr gebrauchen konnte. Er konnte in wenigen Stunden in New York sein …
    Doch selbst diese gewohnte und unterhaltsame Spekulation konnte ihn nicht lange von seinen neuen Plänen ablenken. Und wenn ich ein Gott bin, dachte er, was werde ich dann jagen? Andere Götter?
    Er fand die Vorstellung ausgesprochen reizvoll.

Kapitel
Qual der Wahl
    NETFEED/UNTERHALTUNG:
    Psychopathische Gewalt? Na, was denn sonst!
    (Besprechung des interaktiven Spiels »Rabenmutter IV – Mutti ist die Bestie!«)
    Off-Stimme: »… Aber Gott sei Dank sind die Leutchen von U Suk Gear inzwischen über den Gehirnkrampf weg, den sie bei RM III hatten, wo die Spieler für das Verstümmeln, Vergewaltigen oder Abschlachten unschuldiger Zivilisten tatsächlich Punkte abgezogen bekamen. Das krieg noch einer geboxt! Ultrabrutal IST ultrabrutal, tick? Wenn Mord nicht mehr gleich Mord sein darf, ist man bald soweit, daß die Figuren ständig anhalten und überlegen müssen – und macht das vielleicht Spaß? Keinen Byte …«
     
     
    > Paul Jonas klammerte sich an eine Spiere seines zertrümmerten Bootes und bemühte sich, den Kopf über der Oberfläche des aufgewühlten Meeres zu halten. Er wußte kaum, wo der Himmel war, ganz zu schweigen davon, wie er das ferne Troja finden sollte, und über den schwarzen Berg hatte er auch nichts erfahren. Zu seinen Feinden zählten jetzt noch Götter, und die wenigen Freunde, die er besaß, hatte er im Stich gelassen.
    Wenn Elend Geld wäre, dachte er, während er versuchte, das Salzwasser auszuhusten, bevor ihn die nächste Welle erwischte, dann wäre ich der reichste Mann in diesem ganzen beschissenen imaginären Universum.
     
    Die Nacht schien sich endlos lange hinzuziehen und sich zudem nicht aus Minuten oder Stunden zu addieren, sondern aus Tausenden von hastigen Atemzügen, die er zwischen den auf ihn einstürzenden Wellen erhaschte. Daß er weder Kraft noch Gelegenheit hatte, sich seine ganzen Fehlschläge vor Augen zu führen, war das einzig Gute an seiner verzweifelten Lage. Im besten Fall gelang es ihm, das Kinn etwas höher über Wasser zu heben und sich für kurze, dunkle Dämmermomente in wirre Traumfragmente zu verlieren. In einem beugte sich sein riesengroß wirkender Vater zu ihm herunter und sagte in einem Ton leiser Verachtung: »Wenn du bloß irgendwelche x-beliebigen Buchstaben einträgst, wirst du das Rätsel bestimmt nicht lösen, oder?« Die Brillengläser seines Vaters warfen das Licht zurück, so daß Paul keine Augen sah, nur reflektierte Neonröhren von der

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