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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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mit ihren Häusern, ein heller Lehmziegelkasten am anderen, so daß man meinen konnte, eine extrem ausgeuferte Auslage rechteckiger Töpferwaren vor sich zu haben.
    Die linde Brise wechselte die Richtung, und ein Tumult von Stimmen scholl plötzlich zu ihnen herüber, überraschend nicht zuletzt deshalb, weil er von so weit her kam. Eine riesige Menschenmenge drängte sich um ein Gebäude am Rand der Tempelhügel, einen mächtigen pyramidenförmigen Bau aus aufgeschichteten Steinblöcken; er sah älter aus als fast alle anderen Bauten im Umkreis. Orlando konnte nicht erkennen, was den Massenandrang auslöste, auch nicht, wie viele Leute es waren, aber es war keine ruhige und friedliche Menge; er sah sie in Wellen anbranden und wieder zurückweichen, ganz als ob sie lose von etwas zusammengehalten würde.
    »Was ist da los?« fragte Fredericks. »Hat das was mit den Unruhen in den Straßen bei unserer Ankunft zu tun?«
    »Hat es«, bejahte Missus Simpkins und schrie dann so plötzlich los, daß Orlando und Fredericks beide zusammenzuckten: »Kommt sofort hier aufs Dach zurück, ihr Affen!« Die gelben Übeltäter flatterten maulend wieder in den Schatten des Sonnendaches. »Das ist der Tempel des Re dort drüben, wo die Menschenmenge ist«, erklärte sie, ohne die Proteste der Bande zu beachten. »Seht ihr den Bau, der aussieht wie zwei zusammengeschobene Treppen? Euer Freund ist da drin.«
    »Unser Freund?« Orlando begriff gar nichts mehr. Das von den zahllosen Dächern der Lehmziegelstadt abstrahlende Licht verschlimmerte seine Kopfschmerzen.
    »Meinst du den Typ mit dem Wolfskopf?« fragte Fredericks. »Upsi-Dupsi, oder wie er hieß?«
    »Upuaut, ja«, erwiderte Missus Simpkins leicht säuerlich. Sie konnte Witze nicht leiden, wenn sie nicht von ihr waren. »Seine Rebellion ist in die Hosen gegangen, aber er hat Zuflucht im Tempel des Re genommen. Tefi und Mewat können den Tempel so eines wichtigen Gottes nicht entweihen, indem sie ihn einfach dort rausholen – jedenfalls nicht ohne das Einverständnis ihres Herrn und Meisters, und Osiris ist noch nicht wieder zurück. Aber vorsichtshalber haben viele aus der Arbeiterschaft und einige der kleineren Götter, die auf Upuauts Seite sind, sich zu einer Art lebendiger Schutzmauer zusammengeschlossen, um die Soldaten vom Tempel fernzuhalten. Im Augenblick herrscht also eine Pattsituation.«
    Orlando spürte mittlerweile die Wirkung von zuviel grellem Licht recht deutlich. »Also dahin hat’s ihn verschlagen. Das ist … ähem … das ist interessant. Aber du hast gesagt, wir müßten schnell hier weg, und mir geht’s auch nicht besonders gut, weshalb stehen wir dann hier und gaffen irgend so ’nen Tempel an?«
    »Deshalb«, sagte Missus Simpkins, während sie ihn am Ellbogen faßte und zur Rampe herumdrehte, »weil das der Ort ist, wo ihr hinwollt.«
     
     
    > Obwohl es seine eigene Gestalt war, die ihn aus dem Spiegelfenster ansah – das Gesicht hartkantig wie vor hundert Jahren, die silbernen Haare etwas länger, aber makellos frisiert –, fühlte Felix Jongleur sich so gedemütigt wie damals in dunklen Kindheitstagen, wenn er auf dem Boden knien und mit anhören mußte, wie die älteren Jungen seine Bestrafung beratschlagten. Er war es nicht gewohnt, einen anderen Körper als den des Gottes Osiris zu tragen oder gar seine persönlichen virtuellen Domänen zu verlassen, und Veränderungen in seiner Routine waren ihm zutiefst zuwider.
    Aber er hatte keine Wahl. Der älteste und möglicherweise mächtigste Mann auf Erden wurde man nicht, ohne einige der härteren Lektionen des Lebens zu lernen, und eine davon war, daß es Zeiten gab, in denen man den Stolz hintanstellen mußte. Er atmete tief ein, beziehungsweise eine Reihe kybernetisch geregelter Pumpen tat es für ihn, doch kurz bevor er hindurchtrat, signalisierte ihm ein Blinken am Rand seines Gesichtsfeldes einen Anruf auf einer der Notfalleitungen.
    »Was gibt es?« herrschte er den Priester-Ingenieur an, der im Fenster erschien. »Ich habe jetzt gleich eine wichtige Sitzung.«
    »Der … das … System«, stammelte der kahlköpfige Gottesdiener, der auf den besonders bissigen Ton seines Herrn nicht vorbereitet gewesen war. »Seth, meine ich. Er … es … gibt ein Problem.«
    »Schon wieder?« Jongleurs Ärger war mit einer kräftigen Dosis Furcht durchmischt, aber vor einem seiner Lakaien ließ er sich das natürlich nicht anmerken. »Berichte!«
    »Seth ist jetzt seit vierzig Stunden im K-Zyklus. Den

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