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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Jiun nur verstärken. »Selbstverständlich. Ich hatte eigentlich vorgesehen, daß wir bei der Zeremonie alle gemeinsam den Becher leeren, aber für einen, der mir – und dem Projekt natürlich – zum entscheidenden Zeitpunkt soviel Unterstützung gewährt hat, ist kein Gefallen zu groß.«
    Jiun neigte das Haupt. »Du bist ein wahrer Freund.«
    Jongleur war sich nicht ganz sicher, was er sich hatte abhandeln lassen, aber er wußte genau, was er dafür bekommen hatte – die praktisch bombenfeste Zusage Jiuns, ihn im Fall einer Konfrontation mit Wells zu unterstützen. Er war darauf gefaßt gewesen, sehr viel mehr zu opfern, und dennoch keineswegs sicher, daß er bekommen würde, was er wollte.
    Den Rest der Stunde über plauderten sie in der wohlwollend unverbindlichen Art von Jägern, die mehrere Generationen von Fuchshunden beurteilen, über Enkel, Urenkel und Ururenkel. Auf Geschäftliches kam das Gespräch nicht mehr, denn alles Wesentliche war geregelt. Noch mehrere Spatzen ließen sich auf dem Zweig nieder, auf dem schon der erste saß, und waren damit zufrieden, in einem Raum zu sitzen und sogar zu schlafen, wo das einzige Geräusch das Murmeln des Wassers und die ebenso leise Unterhaltung zweier alter Männer war.
     
     
    > »Was soll das?« protestierte Orlando, als Bonita Mae Simpkins ihn, Fredericks und die Wolke winziger schwefelgelber Primaten wieder die Treppe hinunterführte. »Da gehen wir bestimmt nicht hin, mitten in einen Haufen Soldaten rein. Das scännt doch, Mensch!«
    »Werd mir ja nicht pampig, Junge«, versetzte sie. »Sonst hast du ganz schnell gar keine Freunde mehr in dieser Stadt.«
    »Aber das ist doch Irrsinn! Du hast selbst gesagt, wir dürften uns von diesen Osiristypen nicht erwischen lassen. Warum sollten wir ihnen dann direkt in die Arme laufen?« Er wandte sich zu Fredericks um, aber der war sichtlich genauso perplex und zuckte bloß mit den Schultern.
    »Es würde dir nichts schaden, ein bißchen Geduld zu lernen.« Missus Simpkins legte den Kopf schief. »Ah, er ist da.«
    »Wer ist da?« fragte Orlando, aber sie eilte bereits geschäftig den Hauptflur hinunter. Er und Fredericks folgten ihr, die Affenwolke im Schlepptau wie die visuelle Darstellung eines wilden Radaus. In der Tür blieben alle stehen. Auf der langen Rampe, die von der Außenpforte zur erhöhten Hauptetage des Hauses führte, kam eine der absonderlichsten Erscheinungen angewatschelt, die Orlando je gesehen hatte, ein winziger Mann, weniger als einen Meter groß, mit dicken, mißgebildeten Gliedmaßen. Sein Gesicht war noch merkwürdiger und so grotesk mit seinem breiten Fischmaul und seinen vorquellenden Augen, daß er eine Maske aufzuhaben schien, aber trotz dieses deformierten Äußeren waren die wache Intelligenz und das spöttische Funkeln in dem glotzenden Blick nicht zu übersehen.
    »Sehr freundlich, daß du kommst«, sagte Missus Simpkins und verblüffte dann Orlando und Fredericks, indem sie sich vor dem bizarren Zwerg verbeugte. »Wir stehen in deiner Schuld.«
    »Noch nicht«, erwiderte dieser und bleckte dann sein mächtiges Pferdegebiß zu einem breiten Grinsen. »Aber ich sag Bescheid, wenn’s soweit ist.«
    »Dies«, sagte sie zu den Jungen an ihrer Seite, »ist Bes. Er ist ein wichtiger Gott – und ein gütiger dazu.«
    »Ein Hausgott«, winkte der Vorgestellte bescheiden ab, »ein kleiner Gott des Herdes und häuslicher Dinge.«
    »Dies sind Thargor und Pithlit«, erklärte sie mit einem warnenden Blick auf die beiden. »Sie sind Kriegsgötter von einer kleinen Insel im Großen Grünen.«
    »Kriegsgötter?« Bes richtete seine Glotzaugen auf Fredericks. »Muß wirklich klein sein, die Insel – der Dünne da sieht eher so aus, als würde er sich im Hintertreffen weitaus wohler fühlen als an der Front. Wie ist es, darf ich jetzt reinkommen, oder soll ich hier draußen in der Mittagssonne schmoren, bis ich so schuppig wie Sobek bin?«
    Missus Simpkins bat ihn eilig herein und führte ihn nach unten in den größten Raum der Privatgemächer. »Sehr großzügig von dir, daß du uns hilfst«, sagte sie.
    »Ich habe nur gesagt, daß ich bereit wäre, drüber nachzudenken, Mütterchen.« Der Zwerg fuhr fort, Orlando und Fredericks zu mustern, während er die Affen, die sich auf Orlandos Schultern versammelt hatten und den Neuankömmling mit unverhohlener Neugier betrachteten, praktisch nicht zu bemerken schien. »Erst müssen diese beiden wenigstens eines von meinen Rätseln lösen.« Er drehte

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