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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Sebastian Superstar’ umzubenennen. Christ will das Projekt abblasen, aber die bereits vom Netzwerk empfangenen Zahlungen zurückgeben möchte er nicht. Es läuft wohl auf einen Prozeß hinaus.«
    (Bild: Christ in einer Pressekonferenz)
    Christ: »Ein Verfahren? Wißt ihr, was die von International Entertainment mich mal können? Die können mich mal kreuzweise, können die mich …«
     
     
    > »Wie Schule, äi«, jammerte T4b.
    Pauls Schulzeit lag lange zurück, aber er wußte, was der Goggleboy damit meinte.
    Sie mußten schon Stunden in der Blase eingeschlossen sein, hatte Paul das Gefühl, vielleicht einen halben Tag. Unter anderen Umständen wäre die abenteuerliche Fahrt auf dem reißenden Fluß faszinierend gewesen, denn sie hatten dabei einen großen Teil von Kunoharas Dschungel bewundern dürfen, riesige Mangrovenbäume mit tief ins Wasser greifenden Wurzeln, phantastisch verflochtene Strukturen aus Rinde, die im Vergleich zu ihnen so groß waren wie ganze Städte. Ungeheure Fische hatten sie angestupst, aus dem Flußschlamm heraufgekommene neugierige Leviathane, aber zum Glück hatte keiner die eigenartige Blase für wert befunden, geschluckt zu werden. Vögel mit Flügelspannweiten wie Jumbojets und bunt wie eine Explosion in der Feuerwerksfabrik des Herrgotts persönlich, eine Ratte von der Größe eines Lagerhauses, Wasserkäfer so groß wie Motorboote – sie waren an Wundern aller Art vorbeigetragen worden. Aber sie waren zu viert in einer Kugel gefangen, in der sie kaum Platz hatten, die Beine zu strecken, und sie waren steif und elend und langweilten sich.
    Zu allem Überfluß hing auch noch Renies unbeendeter Hilferuf in der abgeschotteten Luft der Blase wie eine Giftgaswolke. Sie war irgendwo in Gefahr, und ihre Freunde konnten nichts unternehmen.
    Da sie nichts anderes tun konnten als dösen und sich unterhalten, hatten sie stundenlang gerätselt und debattiert, und dennoch, fand Paul, waren sie jetzt im nachhinein kein bißchen näher dran, eine der Fragen zu lösen, die sie bedrängten. Er hatte alles berichtet, woran er sich bis dahin von seinem Leben in Jongleurs Turm erinnerte, doch obwohl die anderen interessiert gelauscht hatten, waren sie auch auf keine Idee gekommen, was die Fragmente bedeuten mochten.
    »Und was nu?« unterbrach T4b schließlich das lange Schweigen. »Einfach so schwuppdiwupp immer weiter?«
    Paul lächelte traurig. Er persönlich hatte an Zwinkel, Blinkel und Nuß und ihre Fahrt im Holzschuh gedacht, aber die Assoziation war im wesentlichen die gleiche.
    »Wir fahren in die nächste Simulation hinüber«, erklärte Florimel matt. »Wenn wir an das Gateway kommen, wird Martine versuchen, es so zu betätigen, daß wir zurück nach Troja kommen und von dort vielleicht an den Ort, wo Renie und die andern sich befinden. Das haben wir doch schon alles beredet.«
    Paul sah Martine an, die im Augenblick nicht den Eindruck machte, etwas Komplizierteres als ein Handtuch oder einen Löffel betätigen zu können. Die Blinde schien ihr früheres Selbstvertrauen verloren zu haben, wenigstens für den Augenblick, und war völlig in sich zusammengesunken. Ihre Lippen bewegten sich, als führte sie Selbstgespräche. Oder betete.
    Ich hoffe, sie macht uns nicht schlapp, dachte er mit jäher Furcht. Jetzt, wo Renie weg ist, ist sie unsere treibende Kraft. Florimel ist klug und tapfer, aber sie denkt nicht voraus wie diese beiden, sie wird wütend und mutlos. T4b – na ja, er ist ein Teenager, und zudem einer mit ziemlich wenig Geduld.
    Und was ist mit mir? Allein bei dem Gedanken, für das Leben dieser Menschen Verantwortung zu übernehmen, wurde ihm mulmig. Ja, aber das ist lachhaft, Mann, und das weißt du auch genau. Du hast in den letzten Wochen Sachen mitgemacht, die niemand – niemand! – in der wirklichen Welt je erlebt, geschweige denn überlebt hat. Von Ungeheuern gejagt, in dem scheiß Trojanischen Krieg gekämpft. Warum solltest du nicht die Führung übernehmen, wenn es nötig ist?
    Weil es schon schwer genug ist, einfach Paul Jonas zu sein, antwortete er sich selbst. Weil mir ein großes Stück meines Lebens fehlt und ich schon damit kaum zurechtkomme. Weil ich hundemüde bin, darum.
    Irgendwie hörten sich diese Ausreden nicht sehr überzeugend an.
    Martine richtete sich mühsam aus ihrer kraftlosen Haltung auf. »Es quält mich«, sagte sie. »So vieles quält mich.«
    »Wen nicht?« schnaubte Florimel.
    »Weil du denkst, daß Kunohara einen Informanten unter uns

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