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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nicht?«
    »Wir kommen von weither«, sagte !Xabbu rasch. »Vielleicht ist unser Name anders als eurer. Du meint… du meinst den Einen, der dies alles geschaffen hat?«
    Er nickte erleichtert. »Ja, ja! Der Eine, der uns alle geschaffen hat. Der uns über den Weißen Ozean gebracht hat. Uns ernährt. Uns Familien gibt.«
    Die kleineren Tiere, die unterdessen leise gemurmelt und gezwitschert hatten, verstummten jetzt ehrfurchtsvoll. Einige nickten mit ihren winzigen Köpfchen und lächelten entrückt, träumten selig von einer fürsorglichen Gemeinschaft.
    Felix Jongleur jedoch lächelte nicht. Im Gegenteil, erkannte Sam, er sah aus, als wollte er vor Wut gleich jemanden beißen. Die Besucher schienen das ebenfalls zu merken und hielten sich auffällig fern von ihm, obwohl sie sich inzwischen in dichten Scharen um das Feuer drängten.
    Vom vielen Sitzen an einem Platz taten Sam langsam die Glieder weh. Sie streckte sich, und die Bewegung löste eine Welle des Erschreckens unter ihren kleinen Gästen aus. Ein paar Vögel flatterten auf und ließen sich erst auf ihren Zweigen nieder, als Sam sich wieder still hielt.
    Die ganze fremdartige Zuschauerschaft wurde ihr allmählich fast zu toll. Sam mußte ein Kichern unterdrücken. »Es ist genau wie in … wie hieß nochmal diese megascänneröse Kindersendung? Hoppelpoppel auf dem Folterplaneten? Jeden Moment werden sie anfangen zu singen: ›Hoppelohren, Poppelnäschen hat das Hoppelpoppelhäschen …‹«
    »Halt den Mund, Kind!« herrschte Jongleur sie an. »Wie soll man bei diesem ganzen Geplapper denken?«
    »Sprich nicht in diesem Ton mit ihr!« sagte !Xabbu .
    »Keine Bange, ich beachte ihn gar nicht. Ich …« Sam wurde von einem kleinen, eichhörnchenartigen Wesen unterbrochen, das unversehens ein paar Schritte auf sie zutrat, sich auf die Hinterbeine stellte und sie durchdringend ansah.
    »Er sagt immer, ich häng zuviel am Netz«, verkündete es mit einem dünnen Stimmchen. »Bloß weil er meint, Hoppelpoppel ist blöd und hat kein zierischen Wert.« Danach blickte es sie erwartungsvoll an, als hätte es ein großartiges Angebot gemacht und wartete jetzt auf das Gegenangebot. Nach ein paar Sekunden wurde sein Gesichtchen ganz traurig, und es kroch zu seinen Gefährten zurück.
    »Wer sagt das immer?« Sam war ganz durcheinander. »He, hast du das gehört? Es hat voll geredet! Von Hoppelpoppel!« Sie bemühte sich, nicht zu kichern, als sie sich !Xabbu zuwandte, aber es hatte ihr auch einen Schreck versetzt. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das … ist das Geisterleben«, sagte Hans Kuckeldiluff mit neuerlich erwachter Sorge. »Habt ihr denn keines gehabt, als ihr hier angekommen seid? Der Eine gibt es allen. Aber vielleicht habt ihr eures vergessen, als ihr euern Ort gefunden hattet. Das kommt vor.«
    Bevor sie oder !Xabbu etwas erwidern konnten, beugte sich Jongleur plötzlich über das affenartige Wesen. »Der … Eine, sagst du? Er hat dich geschaffen?« Er rückte noch näher. »Das alles hier?«
    Hans Kuckeldiluff hielt sich die langen Arme schützend über den Kopf. »Natürlich! Der Eine hat alles geschaffen. Dich auch.«
    »Ach ja?« Jongleurs Stimme war leiser und schärfer geworden, als ob man einen Brenner auf eine giftige blaue Flamme heruntergestellt hätte. »Na, dann bringst du mich jetzt zu diesem Einen.« Seine Hand schoß mit verblüffender Schnelligkeit vor und schloß sich um ein dünnes, pelziges Handgelenk. »Dann wollen wir mal sehen, wer wen geschaffen hat!«
    Hans Kuckeldiluff stieß einen Schrei aus, als ob er sich verbrannt hätte. Seine Schützlinge flohen unter wildem Geflatter und Getrappel von der Lichtung, und nur der gefangene Känguruhaffe blieb zurück und versuchte sich verzweifelt aus Jongleurs Griff zu befreien. Beim Anblick des nackten Entsetzens in dem kleinen Gesicht krampfte sich Sam der Magen zusammen.
    »Laß ihn los!« schrie sie. »Du mieser alter Kotzblocker, laß ihn los!«
    !Xabbu sprang vor, packte Jongleurs freien Arm und verdrehte ihn. Hans Kuckeldiluff riß sich los und floh mit weiten Sprüngen über die Lichtung. Jongleur blitzte !Xabbu aus schmalen Augen wütend an und machte Miene, ihn zu schlagen.
    Da stürzte Sam vor und schwenkte Orlandos abgebrochenes Schwert. »Wenn du ihm ein Haar krümmst, dann … dann schneid ich dir die Eier ab, du alter Drecksack.« Jongleur fauchte sie an wie ein wildes Tier, und einen furchtbaren Augenblick lang dachte sie, er wäre jetzt vollkommen verrückt geworden, und sie

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