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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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müßte mit diesem grausamen, athletischen Mann auf Leben und Tod kämpfen. Sie stellte sich breitbeinig hin, streckte ihm den Klingenstumpf möglichst gerade entgegen und hoffte, daß er ihre weichen Knie nicht bemerkte. »Das mein ich ernst!«
    Jongleurs Augen weiteten sich. Er blickte langsam von ihr zu !Xabbu , als könnte er sich nicht erklären, wieso er einen Remote Area Dweller aus dem Okawangodelta am Arm hängen hatte, dann machte er sich mit einem Ruck los. Er kehrte ihnen beiden den Rücken zu und stapfte davon.
    Sam setzte sich rasch hin, um nicht einfach auf der Stelle umzukippen. !Xabbu eilte sofort zu ihr.
    »Hast du dir was getan?«
    »Ich?« Sie lachte etwas zu laut. »Dir hätte er beinahe den Kopf abgerissen. Ich bin ja gar nicht in seine Nähe gekommen.« Die Absurdität der Situation wurde ihr einmal mehr bewußt. Wie kam Sam Fredericks dazu, sich unter derartigen Umständen beinahe einen Messerkampf mit dem rücksichtslosesten, reichsten Mann der Welt zu liefern? Sie sollte zuhause sein und lernen oder Musik hören oder mit Freunden im Netz chatten. »O je«, stöhnte sie, »das ist der blockigste Blockmist aller Zeiten!«
    !Xabbu tätschelte ihr die Schulter. »Du warst sehr tapfer. Aber ich wäre kein so leichtes Opfer gewesen, wie er vielleicht dachte.«
    »Jetzt komm mir nur nicht mit der Harter-Mann-Nummer, okay?« Sam versuchte zu lächeln. »Du bist keiner von den Typen. Deswegen liebt dich Renie ja.«
    !Xabbu starrte sie einen Moment lang perplex an, dann kniff er die Augen zusammen. »Was machen wir jetzt?«
    »Weiß ich nicht. Ich glaube nicht, daß ich diesen Kerl noch länger ertragen kann. Hast du ihn gesehen? Er ist… ich weiß nicht, was er ist. Scän hoch zehn.«
    »Abgesehen davon, daß er jemanden angegriffen hat, der unser Gast war«, sagte !Xabbu , »hätten wir von diesen Kindern vielleicht auch einiges erfahren können.«
    »Kindern?«
    »Da bin ich sicher. Weißt du noch, was Paul Jonas uns erzählt hat? Von dem kleinen Gally und seinen Gefährten, wie sie darauf warteten, den Weißen Ozean zu überqueren?«
    Sam nickte langsam. »Genau. Und das kleine Eichhörnchen, oder was es sonst war … es hat irgendwas über Hoppelpoppel gesagt! Das ist so ’ne Netzshow für Mikros im RL!« Sie warf !Xabbu einen kurzen Blick zu. »Mikros heißt Kinder, weißt du, kleine Kinder.«
    Er lächelte. »Das hatte ich schon vermutet.« Die heitere Miene verflog wieder. »Wie gesagt, wir hätten wahrscheinlich einiges in Erfahrung bringen können …«
    Jetzt war es an Sam, dem kleinen Mann mitfühlend über den Arm zu streichen. »Wir werden schon rauskriegen, was hier los ist. Und Renie finden wir auch.«
    »Ich gehe noch etwas Holz sammeln«, erklärte !Xabbu . »Du solltest dich hinlegen und versuchen zu schlafen. Ich werde aufpassen, denn ich werde bestimmt eine ganze Weile nicht einschlafen können.«
     
    Trotz !Xabbus gutgemeintem Rat lag Sam eine Stunde lang ruhelos wach. Plötzlich ließ eine Bewegung im Gebüsch sie auffahren. Ihre Finger legten sich um den Griff des kaputten Schwerts und umklammerten ihn fest, als sie Jongleurs Raubvogelgesicht auftauchen sah.
    »Was willst du? Denkst du, das war geduppt, als ich dich vorhin gewarnt hab …?«
    Jongleur blickte grimmig, aber irgendwie war sein Ausdruck anders als sonst. Er breitete die Hände aus. Sie zitterten. »Ich bin gekommen …« Er zögerte, dann wandte er das Gesicht ab, so daß Sam seine Worte erst nicht richtig zu verstehen meinte. »Ich bin gekommen, um zu sagen, daß ich einen Fehler gemacht habe.«
    Sam sah !Xabbu an, dann wieder Jongleur. »Was?«
    »Du hast mich gut verstanden, Kind. Soll ich vielleicht angekrochen kommen? Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe mich von meiner Wut beherrschen lassen und eine Gelegenheit verdorben, etwas zu erfahren, vielleicht etwas Wichtiges.« Sein Blick wurde wieder hart, aber er war auf niemanden gerichtet, wenigstens auf niemand Sichtbaren. »Das war eine Dummheit.«
    !Xabbu legte den Kopf schief. »Heißt das, du bittest um Verzeihung?«
    Sam sah, wie ein deutlicher Schauder über den nackten Oberkörper des Mannes lief. »Ich bitte nicht um Verzeihung. Ich habe noch nie um Verzeihung gebeten. Niemanden! Aber das heißt nicht, daß ich einen Fehler nicht zugeben kann. Und das war einer.« Als ob der Feuerschein ihm zuwider wäre, trat er zurück, bis er beinahe wieder im Dunkeln stand. »Die Art… wie sie redeten, hat mich so aufgebracht. Wie sie von meiner Erfindung

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