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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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von uns, mehr noch, wir machten aus einem Straßentier einen Menschen – oder immerhin ein lebensechtes Simulakrum.« Jongleur lachte scharf auf. »Wie gesagt, selbst ich habe ihn unterschätzt, wir müssen also gute Arbeit geleistet haben.«
    »Und er hat diese … Kraft … in deinem Auftrag benutzt?«
    »Nur gelegentlich. Auch als er gelernt hatte, sie zu richten, seine schlummernden Fähigkeiten kontrolliert zu entfesseln, konnte er dennoch damit nur kleine Wunder verrichten, Sachen, die sich in den meisten Fällen auch mit profaneren Methoden hätten erreichen lassen. Er selbst nutzte sie dazu aus, Überwachungsanlagen auszutricksen. Doch ich entdeckte, daß er noch in anderer, direkterer Hinsicht brauchbar war. Er ist vollkommen gewissenlos, und er ist intelligent. Er war ein außerordentlich nützliches Werkzeug. Bis vor kurzem.«
    !Xabbu wartete eine Weile, bevor er etwas sagte. »Und … das Betriebssystem? Das Ding, das manche den Andern nennen?«
    Jongleurs Augen wurden schmal. »Das ist jetzt irrelevant. Dread beherrscht es, und damit beherrscht er das Netzwerk.«
    »Aber diesen Teil des Netzwerks beherrscht er nicht, auch wenn wir nicht wissen, was es damit auf sich hat.« !Xabbu deutete auf die surrealen dunklen Bäume. »Sonst hätte er uns hier ausfindig gemacht, nicht wahr?«
    Der alte Mann zuckte mit den Achseln. »Vielleicht. Ich weiß nach wie vor nicht, wo ›hier‹ ist. Aber unser wahrer Feind ist John Dread.«
    !Xabbu legte die Stirn in Falten. »Ich glaube, wenn dieser Dread das Netzwerk über das Betriebssystem beherrscht, dann könnte es wichtig sein, mehr über dieses Betriebssystem zu wissen – wie es funktioniert, wie Dread es zwingt, für ihn zu arbeiten.«
    »Sei es, wie es mag, ich habe alles gesagt, was ich sagen werde.«
    !Xabbu blickte ihn durchdringend an. »Wenn Renie hier wäre, wüßte sie, glaube ich, was für Fragen zu stellen wären. Aber sie ist nicht hier.« Sein Blick driftete kurz ab. »Nein, ist sie nicht.«
    »Heißt das, wir sind hier voll lahmgelegt, basta?« Sam bemühte sich, ihren Zorn zu bezähmen, doch mit mäßigem Erfolg. Die Erinnerung daran, wie tapfer Orlando sich durch seine letzten Stunden geschleppt hatte, während dieses alte Ekel in seinem goldenen Haus saß und Unsterblichkeitspläne schmiedete, brannte in ihr. »Alles ist volle Panne, keine Chance, was dran zu machen? Und was soll das heißen, ›unser Feind ist Dread‹? Unser Feind? Soweit ich sehen kann, bist du genauso unser Feind wie er.«
    !Xabbu betrachtete sie mit ernsten, nachdenklichen Augen. »Du hast harmlose Wesen vertrieben, die uns hätten helfen können«, sagte er zu Jongleur. »Du und deine Helfer, ihr habt viele Male versucht, uns umzubringen. Sie hat recht – warum sollten wir uns weiter mit dir abgeben?«
    Einen Moment lang sah es so aus, als ob der alte Mann wieder die Fassung verlieren würde. Die Falten um seinen Mund strafften sich. »Ich habe gesagt, daß es ein Fehler war. Meinst du, ich krieche vor euch im Staub? Das werde ich nicht tun. Niemals!«
    !Xabbu seufzte. »In der ganzen Zeit, seit ich das Delta verließ, war mir noch nie so klar wie jetzt, daß Verstehen etwas anderes ist als dieselbe Sprache sprechen. Wir legen keinen Wert auf Entschuldigungen. Was du uns und Menschen, die uns lieb sind, angetan hast, läßt sich durch Entschuldigungen niemals gutmachen. Wir denken genauso … praktisch wie du. Was kannst du für uns tun? Wieso sollten wir dir trauen?«
    Jongleur schwieg eine ganze Weile. »Ich habe dich schon wieder unterschätzt«, sagte er schließlich. »Ich hätte mich aus meiner Zeit in Afrika daran erinnern sollen, daß es unter den dunklen Völkern viele gibt, die im Handeln und Feilschen beinhart sind. Na gut.« Er breitete die Hände aus, wie um ihnen zu zeigen, daß er unbewaffnet und ungefährlich war. »Ich schwöre, daß ich euch helfen werde, von hier wegzukommen, und daß ich euch nichts tun werde, auch wenn sich mir die Gelegenheit dazu bietet. Ich werde euch zwar nicht ohne weiteres alles mitteilen, was ich weiß – womit könnte ich sonst handeln? –, aber dennoch kann ich euch mit Informationen nützlich sein, über die ihr nicht verfügt. Ihr braucht mich. Ich wäre allein in großer Gefahr, also brauche ich euch auch. Was meint ihr dazu?«
    »Nicht, !Xabbu «, sagte Sam. »Er ist ein Lügner. Man kann ihm nicht trauen.«
    »Wenn ihr nicht handeln wollt, was wollt ihr dann tun?« fragte Jongleur. »Mich umbringen? Wohl kaum. Ich werde

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