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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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paar Schritte, dann blieb er stehen. »Nein«, sagte er mit einem seltsam entrückten Ton in der Stimme. »Erst… erst müssen wir etwas sagen.«
    Sie warteten gespannt.
     
»Ele mele mink mank«,
     
    murmelte Azador, und ein Gefühl, das Sam sich nicht zu deuten wußte, machte ihm hörbar die Kehle eng,
     
»Pink pank
    Use buse ackadeia
    Rille ralle rüber.«
     
    Nach kurzem Zaudern schaute er sich zu ihnen um und schritt dann hinaus auf den steinernen Pfad über dem glitzernden, träge fließenden Wasser. Betroffen erkannte Sam, daß die Augen des Mannes jetzt, von der Binde befreit, tränennaß waren.

Kapitel
Fliegen und Spinnen
    NETFEED/NACHRICHTEN:
    Geruch – letztes Neuland der Simulationstechnik
    (Bild: WeeWins olfaktorisches Testlabor)
    Off-Stimme: Der euro-asiatische Spielzeughersteller WeeWin hat angekündigt, »das erste echte Duftübertragungssystem« für Netzbenutzer ohne Neurokanülen auf den Markt zu bringen. Nach Angaben des Unternehmens kann das System NozKnoz (von englisch »noseknows«, Nase-weiß) mit einer Ausgangspalette der wesentlichen olfaktorischen Reize Millionen verschiedener Gerüche erzeugen.
    (Bild: Dougal Craigie, PR-Chef von WeeWin)
    Craigie: »Viele Leute benutzen keine Neurokanülen – nicht nur weil sie sich keine leisten können, sondern auch aus medizinischen und religiösen Gründen. Daher sind wir hocherfreut, ja ich darf sagen, außerordentlich stolz, verkünden zu dürfen, daß niemand mehr eine direkte Eingabe ins Gehirn braucht, um die vielen Gerüche des Netzes genießen zu können. NozKnoz ist keines von diesen billigen Schokolade-Käse-Mischmaschsystemen – unsere Nasenstöpsel bringen Ergebnisse, die von neurokanulärer Stimulation nicht zu unterscheiden sind.«
     
     
    > Dulcy warf ihrem still daliegenden Auftraggeber abermals einen verstohlenen Blick zu, auf irgendeiner irrationalen Ebene ihres Wesens davon überzeugt, daß er selbst in seinem todesähnlichen Schlaf in der Lage sein mußte, ihre Schuldgefühle zu spüren – doch wenn er das konnte, war ihm jedenfalls äußerlich nichts davon anzumerken. Sie wandte sich wieder dem kleinen Bildschirm ihres Pads zu, für den sie sich entschieden hatte, weil er ihr unauffälliger vorkam als der breite Wandbildschirm.
    Dreads verborgener Speicher hatte ihren Bemühungen eisern widerstanden. Sie hatte das Ding mit jedem erdenklichen Entschlüsselungs- und Codeknackgear bombardiert und dabei festgestellt, daß sein einziger Schutz ein simples Paßwort war, nichts Quantenkryptographisches oder sonst etwas Ausgefallenes, aber die schier unvorstellbare Menge von Zahlen- und Buchstabenkombinationen, die ihr Gear durchprobiert hatte, war ohne Erfolg geblieben.
    Himmel Herrgott! Es ist bloß ein beschissenes Paßwort! Wieso kann ich das nicht knacken?
    Klar, bei Paßworten war es immer nicht schlecht, wenn man etwas über die Person wußte, bei der man einsteigen wollte.
    Widerstrebend gab sie es auf, in die Geheimnisse ihres Auftraggebers einzudringen, koppelte sich von Dreads System ab und ließ dann ein Aufräumgear durchlaufen. Sie bezweifelte, daß Dread oder sein Sicherheitsprogramm clever genug waren, um ihren Zugriff zu bemerken, aber es war besser, sie ging kein überflüssiges Risiko ein.
    Wütend auf sich, nachdem ihre vorherige Draufgängerlaune zunehmend den Sorgen und Bedenken gewichen war, öffnete sie die Jongleurdateien und machte sich an die Arbeit, zu der sie befugt war – sofern man zu einem vorsätzlichem Datendiebstahl befugt sein konnte. Sie fluchte, als die Symbole den winzigen Bildschirm füllten, und übertrug den Vorgang auf den Wandbildschirm – es war schwer genug, sich in zwei Dimensionen zu orientieren, da mußte sie sich nicht auch noch einen Bildschirm antun, der nur Zentimeter groß war. Aber weiter ging sie nicht: Aus irgendeinem Grund war ihr nicht wohl bei dem Gedanken, sich in ein 3D-Environment zu begeben, obwohl sie in voller Immersion viel effektiver arbeiten konnte.
    Ich habe Angst, hilflos in einer VR zu sein, während ich mit Dread im selben Raum bin, wurde ihr klar. Nicht Straßengangster oder Einbrecher sind es, die ich fürchte … sondern er. Das ist echt toll, Anwin! Nach zwei Wochen kommt die Erkenntnis ein bißchen spät.
    Sie betrachtete die dunkle Linie seines Profils, das sich jetzt, wo das Bett ihn massierte, ganz leicht auf und ab bewegte, und plötzlich sprang ihr ein Bild aus ihrer Lektüre als junges Mädchen ins Gedächtnis. Sie hätte beinahe ihren Kaffee

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