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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auf Jongleurs System. Ich ruf sie einfach auf und kopier sie nochmal runter, und beim nächstenmal bin ich dann vorsichtiger…
    Da erst begriff sie langsam die Bedeutung der blinkenden Kommunikationsmarker. Erschrocken brach sie die Verbindung ab, doch es war schon zu spät. Der eingebaute Datenfresser war eine Extremmaßnahme, denn er war dafür gedacht, nicht nur die entwendete Datei zu zerstören, sondern zudem automatisch zurückzurufen und mit der Stammdatei genauso zu verfahren, wahrscheinlich nachdem er dem Eigentümer eine hochdringliche Alarmmeldung geschickt hatte, um ihm die Gelegenheit zum Gegenbefehl zu geben.
    Aber wenn Jongleur weg vom Fenster ist, dann ist das ganze Ding jetzt futsch. Futschikado. Und wenn nicht, dann habe ich ihm soeben mitgeteilt, daß jemand eine seiner bestgehüteten Dateien gekapert hat.
    Eine rasche Überprüfung vermehrte ihre wachsende Bestürzung noch. Die fragliche Stammdatei existierte offiziell nicht mehr.
    »Scheiße!« rief sie. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    »Was ist dir denn über die Leber gelaufen, Süße?«
    Dulcy schrie auf, und das Pad rutschte ihr vom Knie und schlug auf den Teppichboden. Dread stand neben ihr, braun, muskulös und nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, so daß er aussah wie eine vom Sockel gestiegene Statue. Sie hatte ihn überhaupt nicht gehört.
    »Mensch, h-hast du mich erschreckt!« Doch die bloße Tatsache seines plötzlichen Auftauchens war nicht die einzige Ursache für ihr Herzstottern. Das Pad lag mit dem Bildschirm nach oben auf dem Boden, voll von belastenden Daten. Sie ging auf die Knie, hob es auf und brabbelte derweil konfuses Zeug, um ihre wahre Angst zu verbergen. »Ich wußte nicht … Ich dachte, du wärst … Es ist so still hier drin, aber ich hab dich gar nicht gehört …«
    Ein amüsiertes Grinsen zuckte um seinen Mund, während er zusah, wie sie hastig den kleinen Bildschirm ausstellte. »War nicht meine Absicht, daß du ’nen Herzinfarkt kriegst«, sagte er. »Was ist los?« Er beäugte ihr Pad. »Warum nimmst du nicht die Wand?«
    »Meine Augen … Ich kriege … Kopfschmerzen davon, manchmal.«
    Er nickte. »Und wieso bist du so stinksauer?«
    »Was?« Aufgeregt überlegte sie, was wohl noch offen war und weiter an ihr Pad übertragen wurde. Was tun, wenn er jetzt in sein System hinein wollte? »Och, bloß … so Probleme mit den Sicherheitsvorkehrungen bei einigen von Jongleurs Dateien. Bankzeugs und so.« Soweit sie sich erinnerte, waren Dreads Kontendaten noch in der Leitung, wartete ihr Gear auf weitere Suchbefehle. Sie verfluchte sich, daß sie so unvorsichtig gewesen war, die Dateien, die sie überprüfte, nicht auf ihr eigenes System zu überspielen. Sie hatte das ungute Gefühl, daß sie Schlimmeres zu befürchten hatte als die in solchen Fällen übliche Kündigung, wenn er dahinterkam. Sie bemühte sich, ihre bebende Stimme zu beruhigen und einen lockeren Ton anzuschlagen. »Ich mach das jetzt schon seit Stunden und bin total durch den Wind. Wirst du eine Weile auf sein?«
    Er legte den Kopf schief. »Warum?«
    »Einfach so. Könnten wir nicht irgendwohin was essen gehen? Bloß mal ein oder zwei Stunden hier raus?«
    Etwas zuckte in seinen dunklen Augen. Sie betete, daß sie ihn nicht in seiner mißtrauischen Stimmung erwischt hatte. »Okay«, sagte er nach einem Moment. »Warum nicht? Lädst du mich ein?«
    Sie zwang sich zu lachen. »Klar. Ich mach hier bloß noch schnell klar Schiff…«
    Während Dread sich anzog, schloß und sicherte Dulcy alles und aktivierte dann ihr Aufräumgear. Sie zitterte so sehr, daß sie ihr Pad auf den Tisch stellen mußte, damit sie es nicht noch einmal fallen ließ.
    Wie kann er sich so leise bewegen? Er ist hinter mir von dem Ding aufgestanden und durch den ganzen Raum gegangen, ohne daß ich was gehört hab. Vielleicht ist er wirklich ein Vampir. Es war kein sehr guter Witz, zumal in der Situation. Sie beendete die Spurenbeseitigung und schaltete das Pad aus, dann wischte sie sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Der Raum war kühl, aber sie schwitzte.
    Vielleicht sollte Renfield über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken…
     
    Während des Essens war Dread die Liebenswürdigkeit in Person, strahlte sie mit seinen weißen Zähnen an und übertrieb scherzhaft seinen Aussie-Machismo, um sie zum Lachen zu bringen. Wenn es ihr erstes Zusammensein mit ihm gewesen wäre, hätte er Dulcy mit seinen Geschichten von den ungewöhnlichen Orten und noch

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