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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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fallen lassen.
    Liebe Güte, ich hin Renfield. Der Typ, der die Fliegen und Spinnen frißt. Und es ist mein Job, auf Graf Dracula aufzupassen.
     
    Nach einer kurzen Dusche fühlte sie sich etwas besser, doch sie hatte beschlossen, für den Rest des Tages ein Koffeinmoratorium einzulegen.
    Dracula? Werd bloß nicht zu morbid, Anwin, sagte sie sich, als sie sich wieder vor die Jongleurdateien setzte. Dennoch, wenn ihr Boß jetzt aus seinem summenden Sarg aufsteigen und ihr auf die charmante Art kaum verhüllte sexuelle Avancen machen würde, wie er es manchmal tat, würde sie kaum sehr empfänglich darauf reagieren können.
    Sie gab sich alle Mühe, mit ungeteilter Aufmerksamkeit das Jongleurmaterial zu durchforsten, das nicht in die erste Auswahl gekommen war, aber dennoch nützliche Daten über das Gralsnetzwerk enthalten konnte. Eine Stunde verging, und sie fühlte sich langsam wieder wie sie selbst, nahm sich sogar ein paar Minuten für einen erneuten Versuch, Jongleurs unheimliche Uschebti-Datei zu öffnen, doch nachdem Dulcy beim erstenmal nicht den richtigen Schlüssel gefunden hatte, den Code oder das Paßwort, blieb das Ding jetzt stumm und verschlossen wie eine Auster.
    Sie sind genau dieselbe Sorte, die beiden Scheißkerle! Kein Wunder, daß Jongleur ihn angeheuert hat… Sie erstarrte. Unfaßbar, daß sie vor lauter Dummheit nicht schon früher darauf gekommen war. Na klar, Mensch, sein Arbeitgeber! Wenn irgend jemand Informationen über unsern Dreadyboy hat, dann Jongleur!
    Sekundenschnell hatte sie die Jongleurdateien wieder auf das Paddisplay übertragen und die Suche gestartet. Die Eingabe »Dread« erbrachte nichts Brauchbares, was sie nicht sonderlich erstaunte, ebensowenig »Sydney«, »Cartagena«, »Isla del Santuario« oder sonst etwas, das ihr in den Sinn kam. Wie sollte man Informationen über jemanden suchen, wenn man so gut wie keine Informationen als Ausgangsbasis der Suche hatte?
    Die Kiefermuskeln vor Konzentration so verkrampft, daß sie später mit Kopfschmerzen rechnen mußte, nahm Dulcy sich die unfaßbar große Datenbank mit den Buchungsunterlagen der J Corporation vor und ließ Dutzende verschiedener Spezialgears nach Anomalien suchen, während sie gleichzeitig dieselbe Operation an Jongleurs persönlichen Dateien durchführte. Der Kerl muß doch bezahlt werden, dachte sie. Egal, wie sie’s nennen, es muß eine Verbindung geben. Sie holte noch Dreads System dazu, das sie bereits komplett durchforscht hatte bis auf den verborgenen Speicher, »das verbotene Zimmer«, wie sie es mittlerweile nannte – ein irgendwoher genommener Ausdruck, der ein leises Alarmsignal in ihr auslöste, aber zu leise, als daß sie in ihrem Eifer darauf hätte achten können. Es war langweiliger Allerweltskram, aber sie erhoffte sich dort keine große Offenbarung, nicht in den Daten, die sie bereits überprüft hatte. Sie hoffte auf eine wenn auch noch so entlegene Übereinstimmung, eine Stelle, wo ein loser Faden auf der Jongleurseite sich mit einem ähnlichen auf Dreads Seite verknüpfte.
    Es dauerte fast zwei Stunden, aber dann hatte sie ihn. Eine kurze Zahlenreihe in einem einzelnen Posten der gigantischen Betriebsunkosten der J Corporation , geschleust durch mehrere kleinere Firmen ohne erkennbare Verbindung zu dem Konzern, eine in Nordafrika, die anderen in der Karibik, deckte sich mit einer Zahlenreihe auf einem Konto, das zwar auf den Namen eines anscheinend fiktiven Unternehmens geführt wurde, aber dennoch auf Dreads privatem System verzeichnet war. Nach den Zeitangaben zu urteilen handelte es sich wahrscheinlich um einen Teil der Ausgaben für die Vorbereitung des Überfalls in Kolumbien. Es schien eine Sondererstattung von irgendwie fehlgeleiteten Geldern zu sein, und nur aus dem Grund war sie überhaupt darauf gestoßen.
    Es sind immer die kleinen Fehler, die einem den Hals brechen, dachte sie hämisch.
    Mit diesem winzigen Fädchen in der Hand arbeitete sie sich in der Adressenkette zurück, was teils mit einfachen Schritten und teils nur mit intuitiven Sprüngen ging, bis sie sich schließlich wieder langsam die Verbindung hinaufbewegte, die sie vorher zwischen der J Corporation und Jongleurs Privatsystem entdeckt hatte. Ihre Hände schwitzten, ihr Herz flatterte.
    Die Stränge führten alle zu einer Dateiengruppe in Jongleurs System, die unter »Entsorgung« lief – ein kleiner Scherz des alten Mannes, wie sie zuerst meinte, doch bei näherer Untersuchung stellte sie fest, daß es sich

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