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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Auseinandersetzungen gab. Als wir uns endlich auf den Weg zum Gipfel machten, war der Durchgang schon lange wieder geschlossen. Wie kamst du dann durch, ohne daß wir dich sahen?«
    »Willst du behaupten, daß ich lüge?« Azador machte Anstalten aufzustehen, doch als !Xabbu beschwichtigend die Hand hob, setzte er sich gleich wieder, als ob die heftige Reaktion nicht wirklich ernstgemeint gewesen wäre.
    »Vielleicht – aber vielleicht auch nicht.« !Xabbu trat ein paar Schritte näher und setzte sich neben die rauchenden Überreste des Lagerfeuers. Azador rutschte ein kleines Stück zurück. Sam starrte wie gebannt auf die Szene. Was wußte !Xabbu , oder was vermutete er? Azador sah tatsächlich eingeschüchtert aus. »Ich glaube dir, daß du hinter uns herkamst«, sagte !Xabbu , »und es könnte sein, daß du uns ehrlich sagst, woran du dich erinnerst – aber ich glaube nicht, daß es sich wirklich so zutrug.«
    »Wieso verschwenden wir unsere Zeit mit solchen Spielereien?« knurrte Jongleur.
    »Falls du den Fluß überqueren möchtest, bevor diese Welt verschwindet«, gab !Xabbu kühl zurück, »schlage ich vor, daß du den Mund hältst.«
    Als ob diese Bemerkung an ihn gerichtet gewesen wäre, klappte Azador abrupt seine herunterhängende Kinnlade hoch. »Was willst du damit sagen?« ereiferte er sich nach kurzem Zögern. »Daß ich verrückt bin? Daß ich nicht weiß, was wirklich geschehen ist? Oder bist du jetzt doch der Meinung, daß ich schlicht und einfach ein Lügner bin?«
    »Wie konntest du einen Durchgang passieren, der sich schon geschlossen hatte, es sei denn, er hätte sich für dich wieder geöffnet? Wie konntest du durch dieses graue Nichts den Weg vom Berg hinunter finden, wenn ich dazu die ganze Pfadfinderkunst benötigte, die sich mein Jägervolk in Tausenden von Generationen erwarb? Wie konntest du dein Floß gegen den Strom fortbewegen, um uns einzuholen? Und was das merkwürdigste ist, wieso bist du bekleidet, während wir anderen alle nackt hier ankamen? Wie lassen sich diese Fragen anders beantworten als damit, daß du nicht zum erstenmal hier bist?« !Xabbu machte eine Pause. »Ob du dich daran erinnerst oder nicht, ist eine andere Frage.«
    »Genau!« sagte Sam, der es allmählich dämmerte. »Scänblaff! Daran hab ich überhaupt nicht gedacht. Er hat was an!«
    »Das ist lachhaft!« blubberte Azador, doch er hatte wieder den gehetzten Blick in den Augen. »Da wäre es vernünftiger, du nennst mich gleich einen Lügner.«
    »Wenn du willst«, erwiderte !Xabbu schlicht. »Doch es gibt noch andere Fragen. Erzähle mir von den Roma, Herr Azador. Erkläre mir, warum ihr den Gadschos nicht eure Geheimnisse verratet, wie du einst sagtest. Wie du mit deinen Zigeunerfreunden auf dem Romamarkt zusammenkommst, um Geschichten und Informationen auszutauschen.«
    Jetzt wirkte Azador wie vom Donner gerührt und starrte !Xabbu an, als ob dieser auf einmal in Zungen redete. »Was soll das heißen? Ich habe nie etwas dergleichen zu dir gesagt. Es war das Mädchen, das mit diesem Zigeunerquatsch angefangen hat.«
    Sam merkte plötzlich, daß ihr Herz wie rasend hämmerte. Selbst Jongleur schien über die Szene die Sprache verloren zu haben.
    !Xabbu schüttelte den Kopf. »Nein, Azador. Du hast damit angefangen. In der Gefängniszelle, in der wir uns das erste Mal begegneten. Dann auf dem Schiff auf einem Fluß in Kansas. Erinnerst du dich wieder? Du nanntest mich Affenmann, weil ich den Körper eines Pavians hatte …«
    »Du!« Azador fuhr so ungestüm auf, daß die letzte Glut des Feuers in alle Richtungen stob. »Du und deine elende Freundin – ihr habt mein Gold gestohlen!« Er sprang auf !Xabbu zu, doch dieser trat nur einen Schritt zurück.
    »Stop!« kreischte Sam. Der schrille, panische Ton war ihr unangenehm, aber nicht sehr. Sie zerrte den Stumpf von Orlandos Schwert aus dem Bund. »Wenn du ihn anrührst, schlitz ich dir den Bauch auf!«
    »Ich brech dir den Hals, Mädchen«, fauchte Azador, ließ es aber lieber nicht darauf ankommen. Jongleur war ebenfalls aufgestanden, und einen Moment lang standen sich alle angespannt in einem Viereck allseitigen Mißtrauens gegenüber.
    »Bevor du etwas unternimmst«, meinte !Xabbu , »sage mir erst, was wir dir stahlen.«
    »Mein Gold!« schrie Azador, doch sein Gesicht wirkte verstört, beinahe ängstlich. »Mein … Gold.«
    »Du kannst dich nicht mehr erinnern, was es war, stimmt’s?«
    »Ich weiß, daß ihr es mir gestohlen habt!«
    !Xabbu

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