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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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schicken wir dich auch von ziemlich hoch oben los. Wir wollen jedes unnötige Aufsehen vermeiden, deshalb warten wir ab, bis wir wissen, daß die Wächter die Brandschutzmaßnahmen eingeleitet haben. Hat schon jemand Alarm geschlagen, Beezle?«
    »Jo, einige. Aber Sellars hat ein paar Viren gepflanzt, die Verwirrung stiften sollen – die Codes der Alarmmeldungen verändern und sie an die falsche Stelle schicken oder ’ne falsche Standortangabe machen. Die Meldung ist noch nicht mal bei der Feuerwehr unten in der Militärbasis angekommen. Es wird mindestens ’ne Viertelstunde dauern, ehe jemand außerhalb der Insel mitkriegt, was los ist, vielleicht noch länger.«
    Ein quäkender Ton begann durch die Wände zu pulsen, ein rhythmischer Schreckensschrei aus Automatenmund, als ob das Gebäude selbst den Rauch gewittert und Angst bekommen hätte.
    »Los jetzt«, sagte Ramsey. »Drück die Etage, Olga. Wollen hoffen, daß wir deine Marke richtig hingekriegt haben.«
    Sie drückte und hielt sich dann die Ohren zu. Der Alarmton war lauter und durchdringender geworden. »Ich kann dich kaum noch verstehen!« Ihr war, als erzitterten die Mauern von dem Ton, und sie stellte sich vor, wie der Rauch durch die unteren Geschosse wallte und wie das Wochenendpersonal entsetzt die Flucht ergriff, die wenigen verbliebenen Servicearbeiter – der arme, einfältige Jerome …! »Was passiert mit den Leuten dort unten?« fragte sie besorgt. »Du hast gesagt, der Rauch wäre nicht giftig, aber wie sollen sie atmen, wenn er sich überall ausbreitet?«
    »So schlimm wird’s nicht werden«, knurrte Beezle mit seiner Reibeisenstimme. »Ich laß was abziehen – macht auch optisch ’nen bessern Eindruck. Der Sicherheitsdienst kriegt schon Anrufe von der ganzen Insel.«
    »Du fährst«, bemerkte Ramsey erleichtert, als der Aufzug sich nach oben bewegte.
    »Ich weiß.«
    »Natürlich, entschuldige. Ich verfolge es nur mit. Höher, höher, höher.« Er hörte sich beinahe überschwenglich an. Olga war zumute, als ob ihr Magen nicht mitkäme.
    »Sind noch Leute in der Wachzentrale?«
    »Sieht nicht so aus«, antwortete Ramsey. »Sie sind wahrscheinlich schon dabei, die Leute aus dem Gebäude zu schaffen.«
    »Unten viel los, auf den Monitoren im Wachgeschoß gar nichts los«, teilte Beezle mit. »Aber wenn die Tür aufgeht, wart noch ’nen Moment, klar?«
    Ich lasse mir von einem Spielzeug Befehle erteilen, dachte sie. »Klar.«
    Während sie im fünfundvierzigsten Stock im Fahrstuhl wartete, fühlte sie Ramsey und Beezle an ihrer Seite wie unsichtbare Engel. Der Alarm schrillte immer noch ohrenbetäubend. Die brauchen nicht noch extra alarmiert zu werden auf dem Festland, dachte sie. Den Ton hört man in ganz Louisiana.
    »Nichts rührt sich«, verkündete Beezle. Die Tür zischte auf.
    In dem geschmackvoll beleuchteten Empfangsbereich war niemand, aber auf dem Bildschirmtisch waren die idyllischen Waldszenen durch einen Plan des Stockwerks mit rot blinkenden Ausgängen ersetzt worden. Der Alarm war hier gedämpfter, als ob der obere Teil des Gebäudes aus einem schwereren, schalldichteren Material gebaut worden wäre, doch ein zweiter Alarm säuselte durch die Luft, eine aufreizend ruhige Frauenstimme, die etwaige Anwesende aufforderte, sich »direkt zu euerm bezeichneten Notausgang« zu begeben.
    Tja, einige von uns haben keinen Notausgang bezeichnet bekommen, Schätzchen. Die Seitentür ein Stück weiter hinten las ihre veränderte Marke und klickte auf. Trotz Beezles Versicherung trat sie hindurch wie eine Dompteuse, die sich in den Käfig eines besonders unberechenbaren Raubtiers begab.
    Der Wachbereich war leer. Die leuchtenden Datenhieroglyphen an den Plexiglaswänden kamen ihr vor wie die Höhlenmalereien einer ausgestorbenen Rasse. Die ruhige Frauenstimme beredete sie unaufhörlich, sich zu ihrem Notausgang zu begeben, doch inzwischen fiel es Olga leichter, sie zu ignorieren.
    Sie präsentierte dem Lesegerät in der dicken Plastikwand ihre Marke. Die Tür ging augenblicklich auf, wie erfreut über den Besuch. Rasch schritt sie durch den verglasten Raum zu dem breiten schwarzen Fibramicschacht, den sie beim erstenmal gesehen hatte. Jawohl, da war eine diskrete Fahrstuhltür und daneben ein schwarzes Lesefeld. Sie atmete tief ein und hielt ihre Marke hoch. Sofort glitt die Tür auf und gab den Blick auf das Kabineninnere und die teure Lederverkleidung frei.
    »Es hat geklappt!« Ramsey klang, als hätte er den Atem

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