Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
wie ein Cartoonfurz. »Ein Softwareagent. Ich bin Gear. Ein Infosekt, ein virtueller Helfer, hergestellt von FunSmart Entertainment. Mensch, Ramsey, hast du ihr das nicht gesagt?«
    »Ich … ich hatte … Wir waren so in Eile …«
    »Einen Moment mal, bitte. Du … du läßt das alles von irgendeinem imaginären Wesen machen?« Da klingelte es bei ihr. »Ein Infosekt? Das ist doch ein Kinderspielzeug! Das haben wir bei Onkel Jingle verkauft. Vor Jahren schon!«
    »He, Lady, ich bin vielleicht nicht das neueste Gear im Regal, aber ich bin immer noch das beste.«
    »Herr Ramsey, ich fasse es nicht, daß du sowas mit mir machst.« Es kam ihr wie Verrat vor. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Meine Sicherheit einem Spielzeug anzuvertrauen!«
    »Frau Pirofsky … Olga.« Ramseys zerknirschtes Stammeln hörte sich an, als ob ein Junge beim Stibitzen ertappt worden wäre. »Es tut mir leid, ganz ehrlich. Du hast recht, ich hätte dich informieren sollen, und ich hätte dich auch informiert, aber es ist alles so schnell gegangen. Beezle ist kein Kleinkindergear, er hat jede Menge Upgrades. Und ich arbeite jetzt schon eine ganze Weile mit ihm …«
    »Er ist ein Kinderspielzeug, Herr Ramsey! Wir haben die verdammten Dinger in meiner Sendung verkauft. Herrje, die waren in einem Karton mit einem Bild von einem kleinen Jungen drauf, der ausrief: ›Geil! Mein neuer bester Freund!‹ Wenn du einen Mandanten hättest, bei dem es um Leben und Tod geht, würdest du dann deine Ermittlungen von einem Richter-Jingle-Spiel führen lassen? Wohl kaum. Aber von mir erwartest du, daß ich mein Leben diesem … Scherzartikel in die Hand gebe?«
    »Yeah, war mir auch ein Vergnügen, dich kennenzulernen, Lady.«
    »Hör zu, so ist es nicht, Olga, ehrlich.« Ramsey hörte sich ziemlich betroffen an, was ihren Ärger ein wenig milderte. Er gab sich solche Mühe. Bei aller Unbeholfenheit war er im Grunde ein netter junger Mann, immer noch in einem Alter, in dem man meinte, das Leben durch Argumente auf die richtigen Bahnen bringen zu können.
    Aber das Leben antwortet nicht mit Argumenten, dachte sie sich. Es rollt über dich hinweg wie die Flut, wieder und wieder, und gräbt dir jedesmal ein Stückchen mehr ab.
    »Ach, was stelle ich mich so an?« sagte sie und lachte beinahe. »Ich bin hergekommen, weil ich innere Stimmen gehört habe, Geisterkinder, die mit mir redeten. Ich schleiche hier rum wie ein Spion. Wir werden das Haus des reichsten Mannes der Welt abbrennen, wenn der Zufall es will. Warum sollte da nicht ein Kinderspielzeug die Operation leiten? Auf, machen wir’s.«
    »Wie gesagt, Olga, es tut mir furchtbar leid.« Ramsey verstand ihren Stimmungsumschwung falsch, faßte den Galgenhumor als reinen Sarkasmus auf. »Ich kann dir helfen, aber nur wenn Beezle …«
    »Ich sage doch, wir machen es, Herr Ramsey. Warum nicht?« Jetzt lachte sie wirklich. Beinahe ein gutes Gefühl. »Lieber riskieren, sich den Hals zu brechen, als nie zum Himmel aufzuschauen, hat mein Vater immer gesagt.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. »Weißte was, Lady«, sagte Beezle bewundernd, »du hast echt Klasse.«
    »Und das ist im Moment leider alles, was ich habe. Trotzdem vielen Dank.«
    »Heißt das … wir machen weiter?« Ramsey klang immer noch, als hinkte er ein paar hundert Meter hinterdrein. »Wir zünden die … den Rauchwerfer?«
    »Die Bombe. Ja. Warum nicht?«
    »Wir werden gut aufpassen, Olga. Wir haben die Lüftungsdiagramme – wir werden alles genau im Auge behalten …«
    »Bitte, Herr Ramsey. Catur. Mach’s einfach, bevor ich wieder den Mut verliere.«
    »Klar. Natürlich.« Er holte tief Luft. »Dann ab die Post, Beezle.«
    »Okay, los geht’s. Drei, zwei, eins – Bingo!« Er verstummte, als ob er etwas beobachtete. Olga fragte sich, was ein Softwareagent sehen mochte – Gestalten? Farben? Oder las er einfach Rohdaten, die er durch sich hindurchfließen ließ, so wie eine See-Anemone die Meeresströmungen filterte? »Jawoll. Das Ding hat gezündet!« verkündete der Agent vergnügt.
    Olga schloß die Augen und wartete.
    »Wäre ich nicht besser schon vorher in einen der Aufzüge gestiegen?« fragte Olga, als sich die Tür hinter ihr schloß. »Um Zeit zu sparen?«
    »Wir ham jetzt Rauch auf drei Etagen, Boß«, meldete Beezle. »Zieht rasch weiter nach oben. Und die paar Sperrventile, die auf den Diagrammen gekennzeichnet waren, hab ich ausgeschaltet.«
    »Zu riskant«, sagte Ramsey als Antwort auf Olgas Frage. »Aus dem Grund

Weitere Kostenlose Bücher