Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
angehalten.
    »Woher weißt du das? Die Tür hat doch gar kein Geräusch gemacht.«
    »Dein Ring. Ich habe den Kameraring auf Sendung gestellt, weil wir ihn brauchen werden. Ich habe die Tür aufgehen sehen.«
    Die besagte Tür hatte sich aber schon wieder geschlossen, diesmal mit ihr im Innern, und der Fahrstuhl stieg empor wie eine Feder. Drei Sekunden, fünf, zehn …
    »Ich dachte, es ist bloß ein Stockwerk«, sagte sie. »Wieso dauert es so lange?«
    »Saudicke Zwischendecke«, antwortete Beezle. »Übrigens, falls es euch interessiert, sie evakuieren gerade einen Haufen Leute unten durch den Haupteingang. Immer noch keine Feuerwehr im Anmarsch. Ich hab den Verdacht, Sellars hat noch was anderes veranstaltet, um sicherzugehen, daß tatsächlich alle Leute rausgeschafft werden.«
    »Was denn?« fragte Ramsey.
    »Ich sag’s dir, sobald ich’s weiß.«
    Der Fahrstuhl hielt an. Die Tür ging auf, und davor war eine Luftschleuse. Automatische Durchsagen mit Sicherheits- und Reinraumvorschriften konkurrierten kurz mit der Aufforderung, sich zu den Notausgängen zu begeben, doch verstummten, sobald der nächste Leser ihre Marke überprüft hatte und die innere Tür zur Seite glitt. Olga trat hinaus.
    Ihr erster Eindruck war, daß sie in einen Netzfilm geraten war, einen Science-fiction-Thriller mit voller Immersion. Es bedurfte einiger Selbstüberzeugungsarbeit, bevor sie glauben mochte, daß die Szene real war. Die ganze Etage war ein einziger offener Raum mit nur wenigen Stützpfeilern auf einer Grundfläche, die aussah wie mehrere zehntausend Quadratmeter groß, und diese Fläche schien fast ausschließlich von Maschinen eingenommen zu sein. Die Maschinenhalle hatte keine Fenster, nur einen ganz rundherum gehenden gekrümmten weißen Wandbildschirm, auf dem im Augenblick die Fluchtwege das normale Programm verdrängt hatten. Bis auf die leise Roboterstimme war es in dem ungeheuren Raum still wie in einem Museum bei Nacht. Es war unwirklich.
    Aber es war wirklich.
    »… begebt euch direkt zu euerm bezeichneten Notausgang! Ich wiederhole, dies ist keine Übung…«
    »O Gott«, sagte Olga. »Das ist ja riesig!«
    »Heb den Ring«, forderte Ramsey sie mit scharfer Stimme auf, hörbar angespannt. »Wir sehen nichts weiter als den Fußboden.«
    Sie machte eine Faust, streckte den Arm aus und richtete ihn wahllos auf die endlosen Reihen hochgetürmter stummer Apparate. Schon der Maschinenpark unten war ihr gigantisch erschienen, aber hiergegen war er wie ein Toaster im Vergleich zum Maschinenraum eines Ozeandampfers. »Was … was soll ich jetzt tun?«
    »Ich weiß es nicht. Beezle?«
    »Bilder lesen ist nicht meine Stärke«, schnarrte der Agent. »Massenhaft Übersetzungseffekte so rum und so rum. Aber ich tu, was ich kann. Geh einfach los. Und schwenk langsam den Arm hin und her, ja?«
    Wie geführt von ihrer eigenen vorgereckten Faust marschierte Olga zwischen den Reihen hindurch, vorbei an schimmernden Apparaten, die Milliarden Kredite wert sein mußten. Erst fünf, dann zehn Minuten verstrichen, und je länger sie so dahintrottete, um so mehr wurde ihr Arm steif und schmerzte. Es ging ihr durch den Kopf, ob wohl die Feuerwehrmänner inzwischen im Gebäude waren, und wie lange es dauern mochte, bis die Sicherheitsdienstler wieder an ihren Bildschirmen saßen. Zweimal trat sie über Sachen, die darauf hindeuteten, daß Angestellte den Raum erst kurz vorher in Eile verlassen hatten – ein teuer aussehendes, sehr kleines Pad mitten in einem Gang, das Kabel noch irgendwo eingesteckt, und zwanzig Meter weiter die Scherben einer Kaffeetasse und eine schwach dampfende Pfütze.
    Gerade war sie auf ein drittes Indiz gestoßen, ein formloses Stück Synthetikstoff, in dem sie eine Art Reinraumkopfbedeckung vermutete, als Beezle sagte: »Ich denke, das isses, Boß.«
    Sie blickte in die Richtung ihrer Faust und sah einen Geräteturm, der sich von vielen anderen kaum unterschied, nur daß eine überdurchschnittlich große Zahl von dicken Glasfaserbündeln in die Kabelrohre im Boden ging. »Das?«
    »Versuchen können wir’s ja mal«, meinte Ramsey. »Wird irgendwas Schlimmes passieren, wenn du dich irrst, Beezle?«
    »Dann fliegt alles in die Luft. War bloß’n Witz.«
    »Zum Totlachen«, sagte Olga gereizt. Die unheimliche Situation schlug ihr langsam aufs Gemüt, ganz zu schweigen von der idiotischen Stimme, die immer noch den Evakuierungsaufruf vor sich hinleierte.
    »’tschuldigung. Orlando mag so Sachen.« Nach

Weitere Kostenlose Bücher