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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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…?«
    »Kinder … die Kinder in deinen Träumen. Ich denke, sie sind seine Stimme, mit der er dich zu erreichen versucht.«
    Olga drohte das Herz auszusetzen. »Er … er kennt mich?«
    »Nicht richtig. Aber ich vermute, daß er irgend etwas Bezeichnendes an dir wahrgenommen hat. Hast du nicht erzählt, du wärst anfangs dadurch mißtrauisch geworden, daß die betroffenen Kinder allesamt keine Zuschauer deiner Sendung waren? Dein Sohn ist den Fesseln des Otherlandnetzwerks schon vor einiger Zeit entkommen und hat viel herumgeforscht, und ich vermute, daß er besonders von den Kindern angezogen wurde, die deine Sendung guckten, so wie von andern Kindern auch. Was er in dir wahrgenommen haben könnte, weiß ich nicht, aber er hat möglicherweise eine tiefe Verbundenheit gefühlt, eine … Ähnlichkeit mit sich. Wortlos und unreflektiert verlor er sofort jedes Interesse an deinen kindlichen Zuschauern. Statt dessen versuchte er in seiner nur halb bewußten Art … Kontakt aufzunehmen. Mit dir.«
    Sie schluchzte konvulsivisch, aber ihre brennenden Augen blieben trocken, als ob sie so viel geweint hätte, daß sie nie wieder eine Träne vergießen konnte. Diese fürchterlichen Kopfschmerzen, die verwirrenden Stimmen, sie waren gar kein Fluch gewesen, sondern … »Mein K-Kind! Mein Junge! Er w-w-wollte mich finden!«
    »Die Zeit drängt, Olga. Wir haben nur noch Minuten, dann wird es für alles zu spät sein. Ich werde versuchen, dich zu ihm zu bringen, dich selbst mit ihm sprechen zu lassen. Fürchte dich nicht allzusehr.«
    »Ich würde mich niemals vor meinem eigenen …«
    »Warte ab. Warte ab, bis du mit ihm gesprochen hast. Er ist von Geburt anders, und zusätzlich wurden seine natürlichen menschlichen Anlagen von kalten, selbstsüchtigen Männern geformt. Und jetzt hat ihm ein anderer, noch grausamerer Mann furchtbar mitgespielt und ihn mißbraucht, so daß er praktisch kapituliert hat. Möglicherweise ist es schon zu spät. Aber wenn du mit ihm sprechen kannst, ihn beruhigen kannst, kann das viele Menschenleben retten.«
    »Ich verstehe immer noch nicht. Wo ist er?« Sie blickte sich hektisch um und stellte sich ein unförmiges Frankensteinmonster vor, das plötzlich aus den unergründlichen Schatten des riesigen Raumes auftauchte. »Ich will zu ihm. Es ist mir egal, was er ist, wie er aussieht. Laß mich zu ihm!«
    »Du mußt mir genau zuhören, Olga.« Sellars klang jetzt noch angestrengter. Man hatte den Eindruck, daß er sich nur mit den Fingernägeln am Rand eines Abgrunds festklammerte. »Die Zeit ist knapp. Es gibt noch vieles, was ich dir nicht gesagt habe, Dinge von größter Wichtigkeit …«
    »Dann sag sie mir doch!«
    Und während sie in dem Lichtkreis des großen, dunklen Saales saß, wo sich außer ihr nichts bewegte, erzählte er ihr so schonend wie möglich, wo ihr Sohn war und was er machte. Dann ließ er sie allein, damit er sich um die übrigen Punkte seines schier übermenschlichen Aufgabenkatalogs kümmern konnte.
    Olga war der Meinung gewesen, sie hätte sich vollkommen ausgeweint. Sie hatte sich geirrt.
     
     
    > Die Frau sprach immer noch mit jemandem – mit einer Person, die Jongleur nicht sah. In seinem Konservierungsbad schwimmend wand er sich vor ohnmächtiger Wut. Er wollte die Sprechanlage des Raumes betätigen, doch abermals mußte er feststellen, daß er blockiert wurde, daß die Befehle außer Kraft gesetzt waren. Er wußte, das alles mußte auf das Konto seines früheren Untergebenen gehen, aber warum sollte dieser Straßenkiller einen solchen absurden Aufwand treiben, bloß um ihn zu erschrecken?
    Jongleur starrte auf den Bildschirm wie ein tollwütiges Tier, ein alter Falke, der nur noch dafür lebte, alles anzugreifen, was sich regte. Die Lippen der Frau bewegten sich – was mochte sie sagen? Verdammt nochmal, redet sie mit Dread?
    Er beobachtete, wie die Frau abermals weinte, wie ihr Körper bebte und sie sich ins Gesicht krallte, und sein automatenbetriebenes Herz wurde wieder eiskalt. Sie wußte Bescheid. Irgendwie hatte sie es herausgefunden. Was bedeutete, daß sein Feind es ebenfalls wußte, denn wer sonst hätte es ihr sagen können?
    Wieso zieht er diese Frau mit rein? Was meint er, daß sie ausrichten kann?
    Sie stand jetzt unmittelbar vor seinem Behälter – vor seinem Behälter, nur wenige Meter von den kläglichen Überresten seines lebenden Körpers entfernt. Er wechselte die Kameras, damit er ihr Gesicht sehen konnte: Es war ganz verzerrt vor Wut und

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