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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ihren Lippen kleine Blasen. Er runzelte die Stirn. Selbst in der strahlenden Herrlichkeit dieses Augenblicks dachte er an sein Mantra gegen übersteigertes Selbstvertrauen.
    Dread stellte seine innere Musik leise, bückte sich und wälzte die Polizistin auf die Seite. Sie gab ein schwaches pfeifendes Geräusch von sich, doch zeigte ansonsten keine Reaktion, nicht einmal als er am Messer in ihrem Rücken wackelte. Eine Schande, sich ihr in den letzten Momenten nicht widmen zu können, aber er hatte jetzt größere Fische am Haken. Sie war sowieso nicht sein Typ – er mochte die Stämmigen nicht. Er langte in ihren Mantel und zog die Glock aus dem Pistolenhalfter. Er setzte der Polizistin den Lauf an die Schläfe, doch dann fiel ihm ein, daß ihr Todeskampf von den Überwachungskameras des Loft aufgezeichnet wurde, auch wenn er wieder im Netzwerk war.
    Warum sich einen langsamen Tod durch die Lappen gehen lassen? sagte er sich. Dulcys Ende war leider doch enttäuschend rasch ausgefallen.
    Er überlegte kurz, dann schüttete er die Kugeln aus der Pistole der Polizistin und aus Dulcys zusammengestecktem Teil und verstaute beide Waffen in den Taschen seines Bademantels. Er faßte noch einmal in die Brusttasche der Frau und fand ihr Polizeipad. Tut mir leid. Süße, keine Anrufe. Er zerstampfte es mit der Ferse, bis er das Innere brechen hörte, und beförderte es dann mit einem Fußtritt durchs Zimmer.
    Sterbende Frauen soll man nicht in Versuchung führen, dachte er vergnügt. Frauen konnten Versuchungen einfach nicht widerstehen – hübschen Sachen, bunten Farben, falschen Hoffnungen. Da waren sie wie Tiere.
    Er stieg wieder auf das Komabett und bemerkte stirnrunzelnd das Blut, das er auf die makellos weißen Oberflächen schmierte. Läßt sich nicht ändern. Editier ich hinterher raus. Andererseits wäre es vielleicht ein netter Effekt …? Er machte einen kurzen Check, um sicherzugehen, daß die Kameras alles aufnahmen, was in der Wohnung passierte, und daß er auch vom Netzwerk aus hin und wieder einen Blick darauf werfen konnte. Selbstsicher, großspurig, faul, tot, was? Alle vielleicht, aber ich nicht.
    Dread drehte seine Musik wieder auf, ein Anschwellen triumphierender Streicher und Pauken. Der Chor setzte ein, Hunderte von Stimmen, die in seinen Schädelknochen sangen, während er sich zurück in das Universum begab, das er erobert hatte.
     
     
    > Paul konnte nur stier die Stelle angaffen, wo Felix Jongleur eben noch gestanden hatte. Im einen Moment da, im nächsten einfach weg, puff, wie eine Seifenblase.
    T4b fand als erster die Sprache wieder. Er klang verängstigt und jünger als sonst, fand Paul. »Dann hat der alte Gralssack … gewonnen, äi? Aus … irgendwie? Alles aus?«
    Sam Fredericks weinte. Orlando Gardiner legte ihr einen muskulösen Kriegerarm um die Schulter. »Ich hab’s gewußt!« sagte sie zum vierten oder fünften Mal. »Sowas von ätzig! Wir waren alle so doof! Er hat bloß drauf gewartet!«
    Paul konnte nur dumpf vor sich hinnicken. Ich hätte es kommen sehen müssen, hätte ahnen müssen, daß ein Gerät wie das Feuerzeug für jemanden wie Jongleur einen Wert hat. Doch er hatte sich von Jongleurs ungewöhnlicher Redseligkeit einschläfern lassen, von der Offenherzigkeit, mit der er auf einmal seine Geheimnisse preisgab. Der alte Mann hatte sich wie einer verhalten, der keine Hoffnung mehr hatte. Paul hatte das Gefühl erkannt und es deswegen geglaubt.
    »Wir haben nur noch Augenblicke«, sagte Martine leise.
    »Es liegt in Gottes Hand«, meinte Bonita Mae Simpkins. »Wir kennen seinen Plan nicht.«
    »Es liegt jedenfalls nicht in unserer Hand«, entgegnete Martine. »Das ist alles, was wir mit Sicherheit sagen können.«
    Florimel stand auf. »Nein. Ich kann das nicht glauben. Ich werde mein Leben und das Leben meiner Tochter nicht kampflos aufgeben.«
    »Gegen wen willst du denn kämpfen?« Paul war so deprimiert, daß ihm das Sprechen schwerfiel. »Wir haben ihn unterschätzt. Jetzt ist er weg. Und selbst wenn irgendwas ihn daran hindern sollte, das System abzuschalten, bleibt immer noch der da.« Er deutete auf die Wolkenkuppel, hinter der sich Dreads Silhouette hin- und herbewegte wie ein Schattenspieldämon. »Den werden wir nicht los.«
    »Wo ist der Junge hin?« fragte Nandi. »Sellars’ Junge. Er hatte Angst. Er ist weggelaufen.«
    Orlando streckte die Hand aus. »Da drüben.«
    Paul sah Cho-Cho am Rand des Brunnens kauern, einen kleinen Schatten vor den flackernden

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