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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Gesicht huschte, bestätigte Paul, daß er recht hatte.
    »Hör mal, kannst du mir nicht wenigstens sagen, ob du weißt, wo meine Freunde sind? Du bist ihnen schon mal begegnet, hier und in der Hauswelt.«
    Kunohara schnaubte. Es war schwer zu sagen, ob das Geräusch Belustigung oder Unwillen ausdrückte. »Du bist also einer von Atascos Truppe«, sagte er. »Da reut es mich fast, daß ich dich gerettet habe. Du und deine Freunde, ihr seid mein Verderben.« Mit einer verächtlichen Kopfbewegung kehrte er sich wieder ab. »Such dir deinen Weg zur Hölle alleine.«
    »Was redest du da? Sag mir wenigstens, ob du sie gesehen hast! Sind sie hier irgendwo?«
    Kunohara wandte sich um, und sein zorniger Blick wurde ein wenig nachdenklicher, wenn auch nicht unbedingt freundlicher. »Ich habe dich bis jetzt noch nie mit diesen andern Narren zusammen gesehen – und in meiner Welt warst du, glaube ich, bisher auch noch nicht. Wer bist du?«
    Paul fühlte, daß die Situation auf der Kippe stand. Dieser Kunohara war auf Renie und die anderen offensichtlich nicht gut zu sprechen, und Paul war aus gutem Grund vorsichtig damit, Fremden seinen Namen zu verraten. Aber Kunohara war offensichtlich auf dem Absprung – jeden Moment konnte der Mann fort sein, und dann war Paul allein in einer Umgebung, in der er nicht größer als eine Ameise war.
    »Nein, ich bin hier noch nie gewesen«, bestätigte er. »Ich heiße Paul Jonas.«
    Kunoharas Augenbrauen gingen in die Höhe. »Also deinetwegen hat Jongleur das System auf den Kopf gestellt. Wieso will er dich haben? Du siehst nicht wie jemand Besonderes aus.« Er zog resigniert die Schultern hoch. »Na schön, komm mit.«
    »Mitkommen … wohin?«
    »In mein Haus im Fluß.« Zum erstenmal lächelte Kunohara, aber es war kaum mehr als ein flüchtiges Zucken. »Vielleicht sollte ich dir ein paar Fragen stellen, bevor ich dich wieder den einheimischen Krustazeen überlasse.« Er nickte kurz, und alles um sie herum verschwamm so rasch und unerwartet, daß Paul einen Moment lang meinte, ihm wäre buchstäblich der Boden unter den Füßen weggerissen worden. Gleich darauf wurde es schlagartig wieder klar, und Paul starrte verblüfft die birnenförmige Welt an, in der er sich mit einemmal befand.
    Der Himmel krümmte sich über ihm wie eine schillernde Schale, und die riesigen Bäume, die vorher wie die Säulen des Himmels in die Höhe geragt hatten, waren jetzt gebeugt wie besorgte Passanten über ein Unfallopfer. Paul fühlte festen Boden unter den Füßen, und als er sich langsam umdrehte, sah er einen großen, mehrgeschossigen Raum hinter sich, sparsam, aber ansprechend eingerichtet mit Wandschirmen und niedrigen Möbeln. Hinter der Einrichtung, den Stufen und den verschiedenen Wohnebenen sah die Welt dann wieder verformt aus, aber statt von Bäumen und Himmel war die andere Hälfte des weitläufigen Innenraums von einer gebogenen Wand aus schäumendem Wasser überwölbt.
    Der Effekt war so bizarr, daß Paul erst nach mehreren Sekunden den Grund für die Krümmung von Himmel, Bäumen und Wasser erkannte. Der Raum war nämlich …
    »Eine große… Luftblase?«
    Kunohara betrachtete ihn sichtlich amüsiert. »So groß ist sie gar nicht. Sie wirkt nur so, weil du und ich klein sind. Die Blase treibt in einer Rückströmung zwischen zwei Katarakten im Fluß.« Er deutete auf die Wasserwand, die über der Hinterseite seines Blasenhauses aufragte. »Da, siehst du den Fluß herunterstürzen? Es ist überaus erholsam, seine Bewegung zu beobachten. Turbulenz hat paradoxerweise etwas Beruhigendes, wohingegen zuviel Regelmäßigkeit einen verrückt machen kann.«
    »Da komm ich nicht mit.« Paul sah sich nach der Seite des Hauses um, die ihm vorne zu sein schien, der Seite mit den vornübergebeugten Bäumen und dem breiten, wenn auch verzerrten Flußpanorama, das sich unterhalb des Wasserfalls entfaltete; dann wandte er sich wieder dem gischtenden Wasservorhang zu. Er spürte, wie der brodelnde Fluß stetig gegen die Blase stieß, doch die Bewegung, in die er das Haus versetzte, war erstaunlich sanft, nicht stärker als das Wiegen eines vor Anker liegenden Segelbootes. »Wenn das hier bloß eine Luftblase ist und hinter uns die Massen herunterdonnern, warum treibt es uns dann nicht über den nächsten Wasserfall?«
    »Weil das meine Welt ist.« Kunohara hörte sich schon wieder leicht verstimmt an. »Es ist ziemlich einfach, es so einzurichten, daß die Blase an einem Ort bleibt und sich abseits der

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