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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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angehalten. »Ihr könnt euch ein Taxi nehmen, einen Zug, was ihr wollt. Aber haut bloß ab!«
    »Ron, dank dir, Mann, danke.« Sorensen half seiner Tochter aussteigen. Die beiden jungen Soldaten, die sich alle Mühe gegeben hatten, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen, als drei Männer und ein Mädchen, von Kopf bis Fuß violett bepudert, aus dem Fahrstuhl gekommen waren, setzten sich etwas gerader hin.
    »Ich will nichts wissen«, sagte Parkins bissig. »Aber selbst wenn ich deswegen meine Streifen verliere, ich … ich konnte einfach nicht…«
    »Ich glaube nicht, daß du je wieder was davon hören wirst, Ron. Wenigstens nicht über die offiziellen Kanäle.« Er bürstete etwas von dem Pulver aus Christabels Haaren, und sie blickte rasch auf, wie um sich zu vergewissern, daß es seine Hand war, nicht die eines Fremden. »Glaub mir, du willst bestimmt nicht mehr über diese Angelegenheit wissen, als du mußt.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Ramsey stieg neben ihnen aus. Er konnte es immer noch nicht fassen, daß er am Leben und wieder in Freiheit war. »Vielen Dank, Captain. Du hast uns das Leben gerettet.«
    Parkins warf entnervt die Hände in die Luft. »Herrrr-je!« Er wandte sich an Sorensen. »Macht… Mike, gib auf deine Frau und dein Töchterchen acht. Wenn ich mir’s recht überlege, kann es sein, daß ich eines Tages doch eine Erklärung von dir verlangen werde. Was meinst du?«
    Major Sorensen nickte. »Sobald ich selber durchblicke, bist du der erste, der es erfährt.«
    Christabel zitterte trotz der warmen Sonne vor dem Bahnhof. Als das Militärfahrzeug abfuhr, zog Ramsey seine Windjacke aus, schüttelte eine bunte Staubwolke heraus und legte sie ihr über die Schultern. Erst als er den beiden zum Taxistand folgte, merkte er, daß er genauso heftig zitterte wie das Mädchen.

Kapitel
Gestörte Tierwelt
    NETFEED/INTERAKTIV:
    IEN, Hr. 4 (Eu, NAm) – »Backstab« (»Dolchstoß«)
    (Bild: Yohira bekommt Implantat eingesetzt)
    Off-Stimme: Shi Na (Wendy Yohira) ist Gefangene in der neuguineischen Kultzentrale des finsteren Doktor Methusalem (Moische Reiner). Kann Stabbak (Carolus Kennedy) sie befreien, bevor sie den rituellen Massenselbstmord der Kultgemeinschaft mitvollzieht? Gesucht 28 Kultanhänger, 5 Ureinwohner, 2 Adjutanten von Doktor Methusalem. Flak an: IEN.BKSTB.CAST
     
     
    > Abermals hatte ihn die Erinnerung wie ein Blitz getroffen. Es war, als ob die Decke einer alten Krypta eingestürzt und zum erstenmal seit Jahrhunderten Sonnenlicht hereingeströmt wäre. Gleichzeitig fühlten sich die Erinnerungen neu und empfindlich roh an, wie vom Schorf befreite nachwachsende Haut.
    Aber natürlich bekam er nicht viel Gelegenheit, darüber nachzudenken …
     
    Dicht vor der ersten Assel, die gerade mit ihren mißgebildeten Greifern haarscharf neben sein Bein geschnappt hatte, sprang Paul den glitschigen Laubmulchberg hinauf. Er konnte sich kaum auf den Füßen halten: Die von den Blättern übriggebliebenen Gerippe waren größer als er, und über sie hinwegzusteigen war, als kletterte man auf einem Elefantenfriedhof herum. Weitere zehn, zwölf Asseln wühlten sich am Hang ins Freie, und alle bewegten sich auf dieselbe täuschende torkelnde Art. Ihre verunstalteten Beine mochten unterschiedlich lang sein, aber auf solchem Gelände war das kaum hinderlich, und ihre Dutzende von kleinen grapschenden Händen waren wie eigens gemacht für die Jagd auf eine stolpernde zweifüßige Beute.
    Paul zog sich auf eine große gewundene Wurzel empor, die aus dem Blättersumpf ragte wie der Rücken eines durch die Wellen schneidenden Wales. Es war offensichtlich, daß selbst dann, wenn er den noch etwa hundert Schritt entfernten Fuß des Stammes erreichte, der einzige Fluchtweg auf der anderen Seite einen weiteren Abhang aus dem gleichen halb verrotteten Mulchmaterial hinunterführte, und auch der war von den Körpern schlafender Kugelasseln übersät, die in ihrem zusammengerollten Zustand wie gestreifte Ostereier aussahen. Trotzdem hastete er weiter.
    »Komm zurück!« ächzte eine der Kreaturen hinter ihm, und einige ihrer Gefährten stimmten mit ein. »Huuuunger! Fressen!«
    Trotz der erkennbaren Wörter waren die Stimmen so vollkommen unmenschlich, daß Verzweiflung ihn überströmte wie ein kalter Regenguß. Falls er tatsächlich entkam, würde ihn irgendwann etwas anderes erwischen. Er war allein in einem feindlichen Land, einem feindlichen Universum. Ob er noch zehn Minuten oder zehn Tage lebte, er

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