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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ziehen zwangsläufig die Aufmerksamkeit auf sich – sie werden sich immer bekämpfen. Die Kleinen und Stillen verstecken sich und überleben.«
    »Aber haben wir das Recht, sowas zu machen?«
    Er zuckte mit den Achseln, aber er schmunzelte immer noch. »Diese Lichter, die Informationslebensformen, wie Kunohara sie nannte, hatten sie das Recht, sich die Geschichten meines Volkes zu eigen zu machen? Wer weiß, jedenfalls hat sich die Welt dadurch geändert. Wem willst du trauen, Renie? Diesen Leuten, unseren Freunden … unserem Stamm … oder Leuten, die noch nie hiergewesen sind und nicht zusammen ums Überleben gekämpft haben wie wir?«
    Sie nickte, aber ihre Zweifel waren nicht ganz ausgeräumt.
    »Wie steht es mit dir, Herr Sellars?« fragte sie und brachte damit die letzten debattierenden Stimmen zum Schweigen. »Ich glaube, daß du ein guter Mensch bist. Ist dir wohl bei dem Gedanken, soviel Verantwortung zu übernehmen? Du kannst uns gern den Status einer Stiftung verleihen, aber letztendlich sind wir alle auf dich angewiesen. Weil wir nicht über deine Macht verfügen. Du wirst in diesem neuen Universum der Gott sein.«
    »Nur vorübergehend«, entgegnete er. »Ich arbeite nämlich derzeit daran, gewissermaßen meinen Posten wegzurationalisieren.« Er hielt eine verkrümmte Hand hoch. »Habt ihr euch vielleicht gefragt, warum ich mir kein ansprechenderes Äußeres zugelegt habe, obwohl ich über alle Betriebsmittel des Otherlandnetzwerks verfüge? Weil dies der wahre Patrick Sellars ist – verbrannt, gelähmt, so gut wie tot. Oder er war es, bis ich einen Weg fand, meinen verkrüppelten Körper abzulegen. Aber ich möchte ihn nicht vergessen. Ihr werdet mich nicht als Blitze schleudernden Zeus erleben.« Er grinste. »Bloß nicht! Ich würde mich totlachen. Aber du hast eine ernste Frage gestellt, Renie, und die einzige ehrliche Antwort ist … nein, mir ist nicht wohl dabei, soviel Macht zu haben, und wenn es nur die Macht über ein Universum ist, von dem sehr wenige Menschen jemals erfahren werden. Aber ich kenne auch sonst niemanden, dem ich guten Gewissens eine solche unumschränkte Macht anvertrauen würde. Deshalb brauche ich euch alle, damit ihr mit mir entscheidet.«
    »Wieso ich?« wollte Bonnie Mae wissen. »Ich gehöre nicht zu deiner Truppe.«
    »Du bist nicht nur ein gläubiger, sondern auch ein guter Mensch«, antwortete er. »Wir brauchen das, was du beizutragen hast. Und am liebsten wäre es mir, du könntest Nandi Paradivasch überreden, zum nächsten Treffen mitzukommen. Wir brauchen auch ihn.«
    »Er leidet, Herr Sellars.« Sie seufzte. »Er hat zu mir gesagt, er will zur Verbrennungsstätte zurückkehren, was immer das heißen mag. Er will nochmal von vorn anfangen.«
    »Wir brauchen ihn«, wiederholte Sellars mit Nachdruck. »Teile ihm das bitte mit.« Er hob seinen vernarbten Kopf. »Wie gesagt, ich möchte mich wirklich überflüssig machen. Sobald alles läuft, brauchen diese neuen Welten keinen Gott mehr, weder den gekreuzigten Schmerzensmann der Gralsbruderschaft noch einen göttlichen Verwalter wie mich. Außerdem habe ich andere Pläne.«
    Selbst Kunohara und Ramsey schienen darüber zu staunen. »Andere Pläne …?« fragte Hideki Kunohara.
    »Ihr habt die andern fortgehen sehen«, sagte Sellars. »Die neuen Wesen. Sie sind auf dem Licht in das große Unbekannte geflogen. Tja, ich bin jetzt auch ein Informationswesen. Eines Tages, wenn ich nicht mehr gebraucht werde, wird es mir eine Freude sein, wieder frei zu fliegen.«
    Renie wußte nicht so recht, warum Catur Ramsey lachte. Sie fand es sehr bewegend, was Sellars da sagte. »Und … und was soll diese Otherland-Stiftung machen?« fragte sie. »Über Sachen abstimmen?«
    »Ja – überhaupt, es gibt etwas, worüber wir gleich abstimmen müssen.« Sellars blickte zu Sam und Orlando hinüber, die miteinander flüsterten. »Orlando, würdest du dich bitte erheben?«
    Renie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er hörte sich an wie ein Oberlehrer.
    Orlando stand auf, eine eigenartige Mischung aus heldischer Festigkeit und jugendlicher Unsicherheit. »Hast du dich entschieden, wie du dich nennen willst?« fragte Sellars ihn.
    »Ich glaube ja.«
    »Aber er hat doch schon einen Namen!« Offensichtlich hatte Sam Fredericks nicht gewußt, daß so etwas kommen sollte, was es auch darstellen mochte.
    »Einen Namen hat er«, erklärte ihr Sellars, »aber er braucht einen Titel. Was auch geschehen mag, die Welten des Netzwerks werden

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