Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
hinter ihm fiel die Fliegengittertür ins Schloss.
„Guten Morgen“, begrüßte er sie und nickte ihr höflich zu. „Ich hörte die Tür. Sie sind früh wach, Faith, wollten Sie die gute Morgensonne genießen?“
Seinen Gruß erwidernd nickte sie und lächelte zögerlich.
„Ich habe so selten Gelegenheit diesem Laster zu frönen, dass ich es einfach ausnutzen musste. In Brisbane ist, wegen der vielen Hochhäuser, kaum etwas von diesem Schauspiel zu sehen. Ich fürchte, die meisten Städter wissen gar nicht, wie schön es ist einen Sonnenaufgang zu beobachten.“
Ians Augenbrauen hoben sich erstaunt.
„Zugegeben, von Ihnen hätte ich das auch nicht erwartet, Faith.“
Sie lachte leise und verschränkte die Arme vor der Brust. Den Blick auf ihre nackten Füße gerichtet, schob sie mit dem Zeh einen kleinen Stein beiseite.
„Ja, ich kann es verstehen. Ich bin ja schließlich in einer Großstadt aufgewachsen ... aber wenn ich ehrlich bin habe ich mich dort nie besonders wohl gefühlt. Meine Großmutter wohnte auf dem Land. In den Ferien gab es nichts Schöneres für mich, als meine Zeit bei ihr zu verbringen.“ Sie zwinkerte ihm entschuldigend zu. „Im Grunde meines Herzens bin ich wohl ein Landei.“
Und was für eins, schoss es Ian durch den Kopf.
Bekleidet mit ausgefransten Shorts und einem alten T-Shirt, das den Aufdruck einer ihm unbekannten Rockband trug, strahlte sie mehr Sinnlichkeit aus als jedes Mannequin im Abendkleid. Dem taten auch die paar Pfund mehr keinen Abbruch. Sie war die pure Verführung, wie sie da barfuss und mit nackten Beinen vor ihm stand. Er fragte sich unwillkürlich, ob ihr zerzaustes Haar und ihre Haut sich so weich anfühlten, wie sie aussahen.
Es war unglaublich, aber seine Mutter hatte Recht. Faith gefiel ihm und in jedem Moment, den er in ihrer Gegenwart verbrachte, schien sie einen noch stärkeren Reiz auf ihn auszuüben. Allein die Bewegung, die sie mit ihrem Fuß ausführte als sie den Stein berührte, erregte ihn mehr als alles andere. Sie wirkte gleichzeitig verrucht und unschuldig. Eine sehr erotische Kombination.
Er schloss für einen Moment die Augen. War er verrückt geworden? Offenbar war er wirklich schon zu lange ohne Frau.
Sie war Sams Lehrerin, nicht sein Date. Marilyn hatte sie engagiert. Was gleichzeitig bedeutete, dass sie in denselben Kreisen verkehrten. Im Augenblick mochte Faith wirken, als fühle sie sich wohl auf der Ranch, doch er durfte nicht vergessen, dass sie in ein paar Wochen wieder in ihr altes Leben zurückkehren würde.
Für sie war das hier nur ein Zwischenspiel.
Ian war kein Mann für kurzlebige Affären, dafür hatte er weder die Zeit noch das Interesse. Zudem war er nicht auf der Suche nach einer Frau, auch wenn er liebend gern von diesen schönen Lippen gekostet hätte. Faith gehörte nicht hierher und daran würde sich auch nichts ändern. Er wollte keine Wiederholung des Fiaskos, das er mit Marilyn erlebt hatte.
„Geht es Ihnen gut, Ian?“ Er hob den Kopf und begegnete ihrem fürsorglichen Blick. „Sie sind ein bisschen blass um die Nase.“ Ian räusperte sich kurz.
„Ich bin okay. Sie sollten sich besser Schuhe anziehen. Man hat sich trotz der tagtäglichen Wärme ziemlich schnell eine Erkältung eingefangen, wenn man mit nackten Füßen in der kühlen Morgenluft steht.“
Sie lachte und er starrte sie verzückt an.
„Ja. Das Gleiche hat meine Großmutter mir auch ständig gesagt, aber ich habe mich trotzdem immer wieder barfuss nach draußen geschlichen und mir den Sonnenaufgang angesehen. Das war wohl für mich schon die höchste Form der Auflehnung.“ Lächelnd schüttelte sie den Kopf und sah über die Schulter hinweg zu den Koppeln. „Sie sind hier aufgewachsen, nicht wahr?“
Ihr plötzlicher Themenwechsel irritierte ihn, aber er verkniff sich die Frage nach weiteren Einzelheiten zu ihrer eigenen Person. Sie hatte in den letzten Minuten schon mehr von sich Preis gegeben, als am Vorabend.
„Ja, das bin ich. Mein Urgroßvater hat diese Ranch vor über hundert Jahren aufgebaut.“ Faith kam näher und ließ sich zu seinen Füßen auf den Verandastufen nieder. Die Beine angezogen und die bloßen Arme um die Knie geschlungen, blickte sie in die Ferne. Er folgte ihrem Beispiel und machte es sich neben ihr bequem. Als er sie von der Seite anblickte, schien sie mit den Gedanken weit weg zu sein. Sie roch nach frischem Gras und einer blühenden Sommerwiese. Er atmete tief ein.
„Es muss schön gewesen sein,
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