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Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Titel: Outback: Unter australischer Sonne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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an.
    „Ich weiß.“
    „Sie hat rechts ein Grübchen, wenn sie lächelt.“
    „Ich weiß.“
    „Unter ihrem linken Ohr befindet sich ein kleines, herzförmiges Muttermal.“
    Stirnrunzelnd zuckte Ian mit den Schultern.
    „Ja, auch das ist mir bekannt.“
    Selbst in dem Zwielicht seines Zimmers konnte Ian erkennen, dass Faith kalkweiß im Gesicht war. Sie trat neben das Bett und griff nach einem Bilderrahmen, den sie offenbar bei ihrem Eintreten auf dem Nachttisch abgelegt hatte. Wortlos reichte sie ihm diesen und Ian spürte den eigenen Herzschlag bis in den Hals hinein, als er ihn annahm. Während er ihn umdrehte und das Foto eines Babys betrachtete begann sein Puls sich zu beschleunigen.
    Er kroch zu Faith hinüber, schaltete die Lampe auf dem Schränkchen ein und starrte immer noch auf das Bild in seinen Händen als er die Beine über die Bettkante schwang. Es war das Foto eines neugeborenen Mädchens mit weichen, honigfarbenen Löckchen in einem rosafarbenen Strampelanzug, das schlafend in ihren Kissen lag. Unter ihrem linken Ohr war ein winziges, herzförmiges Muttermal, genau dort wo ihr Puls pochte.
     
    „Mir ist klar, dass ich Hirngespinsten hinterher jage“, flüsterte Faith und musterte Ian im warmen Schein der Lampe.
    Er starrte immer noch wortlos auf die Aufnahme in seinen Fingern.
    „Vielleicht sind es nur Zufälle. Der gleiche Geburtstag und die Ähnlichkeiten, aber ... ich weiß auch nicht, wahrscheinlich bin ich einfach nur verzweifelt und die wirren Gedanken in meinem Kopf nehmen überhand.“ Mit einem Seufzen schüttelte sie den Kopf, sank vor Ian auf die Knie und blieb auf dem Teppich hocken. Er hob den Blick und starrte einen Moment lang durch Faith hindurch, ohne sie wirklich anzusehen.
    „Du denkst Sam ist deine Tochter?“, fragte er heiser. „Das Kind das du begraben hast.“
    Mit jedem seiner Worte erschienen ihr ihre eigenen Überlegungen absonderlicher. Ihre Schultern sanken herunter. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
    Verzweifelt starrte sie auf ihre ineinander verflochtenen Finger. In ihrem Kopf war ein wirres Durcheinander. Bilder, Erinnerungen, Gesprächsfetzen. Der alte Schmerz bohrte sich mit Gewalt durch ihren Leib und rammte sein Schwert in ihr Herz.
    Ihre Unterlippe zitterte und sie spürte wie die Tränen ihr in der Kehle empor stiegen. Tiefe Verzweiflung überflutete sie von einer Sekunde auf die andere und kalte Leere griff nach ihr. Sie hatte sich vor vierzehn Jahren zum letzten Mal so elend gefühlt. Sie brachte keinen Ton heraus.
    „Wenn ich von dem ausgehe, was du mir erzählt hast, würde das bedeuten, deine eigene Mutter hätte dein Kind zur Adoption frei gegeben.“
    Faith sackte noch weiter in sich zusammen und wagte kaum Ians durchdringendem Blick stand zu halten. Die Arme um die Leibesmitte geschlungen, krümmte sie sich unter dem Schmerz, der in ihr tobte.
    „Es tut mir leid, es tut mir leid. Ich weiß wie verrückt das klingt.“ Die Hände vor das Gesicht schlagend schüttelte sie den Kopf. „Großer Gott. Ich hätte das gar nicht andeuten dürfen.“
    „Sie hätte dir vorgegaukelt dein Kind sei gestorben, um es dir wegzunehmen und es gegen deinen Willen in die Obhut fremder Menschen zu geben. Sie wäre so weit gegangen dass sie sogar eine Beerdigung inszeniert hätte, nur damit du nicht nachfragst.“
    Entsetzt über sich selbst hob Faith den Kopf und sah, wie er erneut das Bild in seinen Fingern betrachtete. Sein Gesicht drückte grenzenlose Fassungslosigkeit aus.
    Ihr Herz zog sich zusammen und schien einfach mit dem Schlagen aufzuhören, während er den Gedanken weiter spann. Sie wusste, er würde sie fort schicken. Es war zu verrückt gewesen, was in ihrem Kopf vor sich ging.
    Faith hatte eine Grenze überschritten, die ihr nicht zustand.
    Was hatte sie nur getan?
    „Die Schlussfolgerung all dessen wäre, dass deine Mutter billigend in Kauf nahm, dass du dich zweimal umbringen wolltest. Statt dir nach deinen Selbstmordversuchen jedoch die Wahrheit zu sagen und dir den Schmerz zu nehmen, steckte sie dich in eine psychiatrische Klinik und hielt diese Scharade aufrecht. Sie riskierte, dass ihre eigene Tochter traumatisiert wird oder sich letztendlich doch noch das Leben nimmt, nur weil eine siebzehnjährige Teenager-Mutter nicht in ihr Weltbild passte.“
    Sorgfältig stellte Ian den Bilderrahmen auf den Nachttisch und warf einen letzten Blick auf das Kinderfoto. Dann sah er Faith an. Purer Schmerz lag in seinen Augen.
    Sachte schüttelte er

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