Outback
Kopf. Shane sah sich um. Der Ort war nicht besonders groß. Vielleicht hatte Copeland hier gegessen oder etwas gekauft. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als alle Läden abzuklappern. Nach einer halben Stunde standen sie vor dem Motel Eulo-Queen.
Shane legte Copelands Foto vor der Frau mit dem altmodisch toupierten Haar auf die Theke. Sie betrachtete es, reichte es Shane zurück und sagte klar und deutlich:
„Ja, das war er.“
„Haben Sie die Anmeldungen?“
„Sicher. Bei mir geht alles nach Vorschrift.“ Sie holte einen dicken Ordner hervor und blätterte: „Hier am dreiundzwanzigsten. Und vom dreißigsten April auf den ersten Mai.“
Shane erinnerte sich, dass Betty am ersten Mai gestorben war.
„War er allein?“
„Nein, er kam mit einer Frau.“
„Können Sie die Frau beschreiben?“
„Das habe ich mir gedacht, dass Sie das jetzt fragen!“ Sie setzte die Brille ab und putzte sie, als könnte sie sich mit sauberen Gläsern besser an die Frau erinnern. „Mein Gott, wie sah sie aus? Blond, attraktiv... Wie soll ich eine Frau beschreiben?“
„Sie war also blond und attraktiv. Groß? Klein? Dick? Dünn? Augenfarbe? Kleidung?“
„Jesus! Wie soll ich das noch wissen? Blond und attraktiv, das ist alles. So groß wie er.“
„Wann sind sie gekommen?“
„Sie wollen es ja ganz genau wissen! Hier steht es doch!“ Sie deutete auf den Anmeldungszettel in ihrem Aktenordner.
„Samstag, um fünf Uhr nachmittags. Abgereist am Sonntag.“
„Wie hat er gezahlt?“
Sie blätterte in ihren Unterlagen. „Er hat bar bezahlt. Ach, ja, er hat ein bisschen mehr gezahlt, weil er länger bleiben wollte. Beim zweiten Mal hatte er nicht genug Bargeld dabei und wollte dann mit seiner Kreditkarte bezahlen, ich erinnere mich noch. Und dann war er ganz aufgeregt, weil er sie nicht finden konnte. Die Frau hat daraufhin bar bezahlt.“
„Mit welchem Auto kamen sie?“
„An was soll ich mich denn noch erinnern?“, erwiderte sie unwirsch.
„Haben sie was gegessen, getrunken?“
„Sie quetschen einen ja ganz schön aus. Ich spioniere meinen Gästen nicht nach. Keine Ahnung, was sie gegessen und getrunken haben. Verhungert sind sie ja offensichtlich nicht!“
„Moment noch – waren die beiden ein Liebespaar?“
„Vielleicht haben sie sich ja das Wochenende über zum Schachspielen in dem Zimmer eingeschlossen.“
Wer war die Frau, mit der Frank Copeland zwei Wochenenden im Motel verbracht hatte? Die Beschreibung der Motelbesitzerin passte auf zwei Frauen, die Shane in Coocooloora kannte.
Es wurde langsam dunkel. Eine lange Fahrt durch Känguru-Gebiet stand ihnen bevor. Nachts fuhren nur die Lebensmüden und die Trucks. Shane waren schon ein paarmal Kängurus ins Auto gelaufen. Er war froh, dass Webster am Steuer saß. Er selbst stellte sich den Sitz nach hinten und versuchte zu dösen. Im Halbschlaf fielen ihm oft Zusammenhänge auf, die er im Wachzustand nicht bemerkt e . Wer war die Frau, die Frank Copeland begleitet hatte? Hatte sie etwas mit dem Tod des Journalisten zu tun? Hatten die McHugh-Brüder die Waffe wirklich in Copelands Auto gefunden oder gehörte sie ihnen? Hatte Webster Recht mit seiner Annahme, dass die Waffe Copeland gehört hatte, dass er Betty Williams erschossen hatte und dann selbst ermordet worden war? Welche Rolle spielte Moodroo? Wo war er? Warum war er verschwunden? Shane warf sich vor, Moodroo nicht beobachtet und ihn vornherein als unschuldig eingestuft zu haben. Das war das ewige Problem: Wenn es sich um einen Aborigine handelte, neigen die einen dazu, ihn gemäß ihres Vorurteils zu behandeln, die anderen waren versucht, ihm einen Bonus zuzugestehen, weil er ja unter besonders schwierigen Verhältnissen lebte. Wie man sich verhielt, war es falsch.
Andy
Die Sonne begann, sich hinter den Büschen und Eukalyptusbäumen zu verstecken, als er in die Richtung ging, in der Bradys und Mikes Haus lag. Die Polizei war noch nicht im Laden gewesen. Jo hatte ihm erzählt, dass Brady und Mike noch immer im Gefängnis saßen. Kookaburras krähten. Von seinem Traum vom großen Glück war nichts mehr übrig geblieben.
Shane
Am nächsten Morgen lagen drei Nachrichten auf seinem Schreibtisch. Eines vom Fingerprint Bureau, eines von der Ballistik und eines von Eliza Lee. Ohne Zögern griff er zuerst zu ihrem.
Formal, ohne jeglichen persönlichen Gruß, bestätigte sie noch einmal, dass es sich bei dem Schädel um den von Frank Copeland handelte. Der Vergleich mit den zu Beginn
Weitere Kostenlose Bücher