Outback
Mike McHugh ein Häufchen Elend gemacht. Mit gesenktem Blick und zitternden Händen hockte er auf dem harten Stuhl vor Shanes Schreibtisch.
„Kennst du den?“, Shane hielt ihm das Phantombild unter die Nase. „Sieht dir verdammt ähnlich, findest du nicht?“
Mike schwieg.
„Woher hast du die Kreditkarte?“
Mike schluckte und stammelte:
„Ich wollte doch nur was fürs Rodeo am Samstag haben, wollte da mal wieder hin.“
„Woher habt Ihr die Kreditkarte?“ Shane war ungehalten.
„Gefunden. Wir haben sie gefunden.“
„Und wo? Komm schon, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“
Mike schluckte wieder. „Ich... und Brady, wir haben sie gefunden.“
Shane beugte sich zu ihm. „Es ist die Kreditkarte eines Toten. Ich bin mal gespannt, wie ihr euch da raus redet! Du und dein Bruder steht unter Mordverdacht!“
Mike zitterte. „Ich... muss mal...“ Shane nickte Webster zu, der den mit Handschellen gefesselten Mike zur Toilette begleiten sollte, doch kaum war Mike aufgestanden, stürzte er vorwärts. Webster warf sich blitzschnell auf ihn. Mike kotzte ihm auf Hemd und Hose.
„Scheiße!“, fluchte Webster.
Zehn Minuten später begann Mike zu reden.
Am Ende der Straße, die zum Parkplatz führt, befindet sich eine tiefe Schlucht. Wenn man sein Auto loswerden will, fährt man dorthin, steigt aus und gibt dem Auto einen Schubs. Wenn man Autoteile braucht, fährt man auch dorthin und klettert den steilen Abhang hinunter. Das war es, was Brady und Mike taten.
Ihren Wagen parkten sie ganz am Ende der Straße. Der Abstieg hinunter in die Schlucht war beschwerlich. Es hatte geregnet, und sie mussten aufpassen, dass sie nicht auf dem glitschigen Grund ausrutschten. Endlich erreichten sie eines der Autos. Das letzte Mal, als sie in der Schlucht waren, hatte der beigefarbene Holden noch nicht dagelegen. Überhaupt sah er ziemlich neu aus. Der Wagen befand sich in einem guten Zustand, bis auf die Tatsache, dass er den Abgrund hinuntergestürzt war und auch von dort nicht mehr geborgen werden konnte.
Sie stemmten die Motorhaube auf. Während Mike Verteiler, Batterie und andere Teile ausbaute, versuchte Brady eine Tür zu finden, die sich öffnen ließ. Er rüttelte an der Fahrertür, die schließlich aufsprang. Sitze, Lenkrad, Gangschaltungsknauf waren es wert, ausgebaut zu werden. Nachdem er mit dieser Arbeit fertig war, bückte er sich, um die Schrauben des Fahrersitzes zu lockern. Gerade wollte er den Schraubenzieher ansetzen, als er da im Fußraum, halb unter einer Matte eine Visa Kreditkarte entdeckte. Sie war auf den Namen Frank Copeland ausgestellt und noch gültig.
Sie benutzten die Karte zum ersten Mal beim Tanken in St. George. Sie hatten keine Ahnung, wie viel Geld sich auf dem Konto befand und wie hoch der Kreditrahmen war. Es ging gut. Brady und Mike dachten zuerst nicht darüber nach, doch dann fanden sie es seltsam, dass die Karte nicht gesperrt worden war. Der Besitzer musste die Abbuchungen von seinem Konto doch bemerkt haben. Dann tauchte die Leiche auf und kurz darauf die Polizei. Von diesem Moment an rührten sie die Karte nicht mehr an, bis vor ein paar Tagen. Da konnte sich Mike nicht zurückhalten, weil er unbedingt was fürs Rodeo haben wollte.
„Und warum habt ihr Betty Williams erschossen?“, fragte Shane ungerührt. In dem Moment kam Paddy herein und setzte sich wortlos an seinen Schreibtisch.
„Was?“ Mikes Gesicht hatte eine grünliche Färbung angenommen. Shane hielt ihn für nicht besonders intelligent.
„Natürlich habt ihr Betty Williams erschossen – und bei den Smiths eingebrochen. Wir haben Reifenspuren von eurem Wagen sichergestellt. Wo ist die Walther?“
Aus Mike war kein Wort mehr herauszubringen. Shane stand auf.
„Gut, dann werden wir uns mal deinen Bruder vornehmen.“
„Wenn der ... erfährt, dass ich Ihnen alles ...“, stammelte Mike.
Webster brachte ihn in die Zelle zurück. Wenige Minuten später kam er mit Brady ins Büro. Shane war klar, dass es sich bei ihm um einen härteren Brocken handelte.
„Mike hat uns alles gestanden.“
„Das glaub ich nicht“, erwiderte Brady trotzig und wollte einen Anwalt sprechen. Als Shane ihm gerade das Telefon hinschob, reagierte er nicht.
„Paddy“, rief Brady, „sagen Sie dem Detective, dass Mike und ich unschuldig sind. Er hat uns ja nur festgenommen, weil wir schon mal saßen. Einmal schuldig, immer schuldig. Stimmt doch, Paddy?“
Paddy ging schwerfällig zur Kaffeemaschine, goss sich
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