Outback
auf einen Bücherschrank, der die ganze Wand ausfüllte und bis zur Decke reichte.
Andy nahm wahllos ein paar Bände heraus, blätterte sie durch und stellte sie wieder zurück.
„So macht man das!“ Mit beiden Händen riss Brady die Bücher aus dem Regal und warf sie auf den Boden.
„Bei uns gab’s nur die Bibel! Mein Dad hat jeden Tag vor dem Essen daraus vorgelesen. Diesen ganzen Scheiß braucht keiner!“ Er riss das ganze Regal von der Wand, dass es mit einem dumpfen Krachen auf dem Bücherhaufen aufschlug.
Mike stand auf einmal in der Tür.
„Hände hoch!“, schrie er und zielte mit de r Pistole auf Andy.
„Du Wichser, du sollst doch die Finger davon lassen!“ Brady stürzte auf seinen Bruder zu. „Gib die Knarre her!“ Brady versuchte Mike zu Boden zu werfen. Da krachte es so laut, dass Andys Ohren piepsten. Brady steckte die Waffe in den Gürtel.
„Blödmann!“, knurrte er. „Wäre fast daneben gegangen. Los, schnappt euch den Fernseher und hauen wir ab!“
Als sie wieder im Auto saßen und zurückfuhren redete sich Andy ein, dass er gar nicht aus dem Auto ausgestiegen war.
Shane
Ted Stein, der Privatdetektiv aus London hatte sich gemeldet. „Pass auf, Shane“, näselte er in seinem britischen Akzent, „dieser Frank Copeland war ein ziemlich windiger Hund! Sophie Winterson, die Chefin der Wochenendbeilage des Daily Herold hat wegen ihm seinen Job verloren und ist in der ganzen Branche unten durch. Also, wenn man Copelands Leiche hier unter einem Supermarkt-Parkplatz gefunden hätte, wären Sophie Winterson sicher schon die fiesesten Cops auf den Fersen.“
Er berichtete Folgendes: Frank Copeland hatte bis vor einem Jahr in London als freier Journalist für namhafte Tageszeitungen und Journale geschrieben. Spezialisiert hatte er sich auf Porträts und Lebensgeschichten. Seit fünf Jahren war er geschieden. Die Ehe war kinderlos. Seine Karriere endete jäh vor einem Jahr. Es kam heraus, dass er einige seiner Porträts erfunden, dass er die Personen, über die er berichtet hatte, nie getroffen hatte. Er provozierte einen Skandal, der die Chefin der Wochenendbeilage mit in den Abgrund riss. Copeland hatte verspielt und bekam keinen einzigen Job mehr. Daraufhin reiste er nach Australien.
„Ich wünsch dir viel Glück“, sagte Ted zum Abschied.
„Danke, Ted.“
„Schon gut, wenn du mal wieder eine heiße Nummer aufreißt und keine Zeit hast, dann sag mir Bescheid!“
Als Shane auf den Bildschirm sah, bemerkte er, dass ihm die Brisbaner Kollegen eine Mail geschickt hatten. Es waren die personenbezogenen Daten von Betty Williams’ Mutter Lily Thunder:
Geboren ca. 1945. Vom 4.7.1946 bis 18.2.1962 in der Cherbourg-Mission, 1963 Heirat mit Herb Graham, Viehtreiber, wohnhaft in Charleville. Gestorben am 17.3.1997 in Charleville.
In der Cherbourg-Mission meldete sich eine krächzende Stimme.
„Das kann jeder sagen, dass er von der Polizei ist. Da müssen Sie schon vorbeikommen und sich ausweisen!“ Shane legte auf. Das würde ein Kollege übernehmen müssen.
Wenn Frank Copeland so skrupellos gewesen war und Interviews gefälscht und erfunden hatte, wie sicher konnte man dann sein, dass er nicht auch die Vergewaltigung erfunden hatte? Verfolgte er, Shane, eine Spur, die irgendwo im Nichts endete?
Er lehnte sich in dem alten Bürostuhl zurück und dachte nach. War es nicht überhaupt höchst fadenscheinig, dass Frank das Buchprojekt aufgegeben hatte, um mit einer anderen Frau zu verschwinden? War Frank nach seinem Rausschmiss in London nicht daran interessiert gewesen, sich beruflich zu rehabilitieren?
Wenn Shane das alles genau betrachtete, stank die ganze Geschichte mit Bettys Selbstmord und Franks Verschwinden immer mehr. Welche Rolle spielte John Morgan – und was war mit Moodroo? Er rief Jeff an.
„Haben Sie sich jetzt endlich mal meine Sendung angehört?“, fragte Jeff sofort. Es gab keine neuen Hinweise, aber um Informationen über Bettys Mutter zu bekommen riet ihm Jeff: „Fragen Sie in Charleville bei der Aborigine-Community an, aber seien Sie ein bisschen diskret. Johns Bruder Donald kann sehr ungemütlich werden, wenn man ihm ans Bein pisst.“
Shane rief dort an. Doch es war Mittagspause, und es schaltete sich ein Band an. Er hinterließ eine Nachricht. Kaum hatte er aufgelegt, klingelte sein Telefon, und Jeff war noch mal dran.
„Mir ist eingefallen, dass vor vier Jahren Coocooloora sein fünfzigjähriges Bestehen gefeiert hat. Da gab es eine Broschüre,
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