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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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angestrengt und konnte dann bestätigen, eine zierliche Schwarzhaarige in einer blauen Thermojacke gesehen zu haben. Sie hatte auf dem gegenüberliegenden Gehsteig gestanden – halb nach Osten blickend, aber offenbar nach Westen unterwegs, die leere Fahrbahn mit einer Mischung aus Optimismus und Hoffnungslosigkeit betrachtend. Die klassische Anhalterpose. Kurz vor acht Uhr hatte der Ladenbesitzer dann eine große flaschengrüne Limousine nach Westen fahren sehen. Er beschrieb sie als Vaughans Streifenwagen sehr ähnlich, wenn man sich die ganze Polizeiausrüstung wegdachte.
    »Ein Grand Marquis«, sagte Reacher. »Dieselbe Plattform. Derselbe Wagen. Derselbe Kerl.«
    Der Ladenbesitzer hatte nicht mitbekommen, wie der Wagen gehalten hatte oder die junge Frau eingestiegen war. Aber was abgelaufen sein musste, war klar. Vaughan und Reacher fuhren die fünf Meilen an die Stadtgrenze. Ohne bestimmten Grund. Dort gab es nichts zu sehen.
    »Ist sie in Gefahr?«, fragte Vaughan.
    »Keine Ahnung«, antwortete Reacher. »Aber für sie ist dies wahrscheinlich nicht der schönste Tag ihres Lebens.«
    »Wie kommt sie zurück?«
    »Darüber wollte sie sich später Gedanken machen, vermute ich.«
    »Mit diesem Wagen können wir dort nicht rüberfahren.«
    »Was haben Sie noch?«
    »Nur den Chevy.«
    »Besitzen Sie eine Sonnenbrille? Ohne Windschutzscheibe ist’s verdammt zugig.«
    »Zu spät. Ich habe ihn bereits abschleppen lassen zum Reparieren.«
    »Und anschließend waren Sie in der Bibliothek? Schlafen Sie denn nie?«
    »Nicht mehr so viel.«
    »Seit wann? Seit was passiert ist?«
    »Darüber möchte ich nicht reden.«
    »Ihr Mann?«
    »Ich will nicht darüber reden.«
    Reacher sagte: »Wir müssen Maria finden.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wir könnten zu Fuß gehen.«
    »Das wären zwölf Meilen.«
    »Und zwölf Meilen zurück.«
    »Unmöglich. In zwei Stunden habe ich wieder Dienst.«
    Reacher meinte: »Sie ist in Hope ansässig. Zumindest vorübergehend. Jetzt ist sie verschwunden. Das Hope Police Department müsste berechtigt sein, mit einem Dienstwagen hinüberzufahren und Nachforschungen anzustellen.«
    »Sie stammt aus San Diego.«
    »Nur formaljuristisch.«
    »Formalien sind wichtig.«
    »Sie hat ihren Wohnsitz nach Hope verlegt.«
    »Mit ein Mal Unterwäsche zum Wechseln?«
    »Was könnte schlimmstenfalls passieren?«
    »Despair könnte auf Gegenseitigkeit bestehen.«
    »Die hat es schon beansprucht. Seine Deputys waren gestern Abend hier.«
    »Ein doppeltes Unrecht ergibt kein Recht.«
    »Behauptet wer?«
    »Versuchen Sie, mich unter Druck zu setzen?«
    »Sie sind die mit der Pistole.«
    Vaughan überlegte, schüttelte den Kopf, seufzte und sagte: »Scheiße.« Dann trat sie das Gaspedal durch, und der Crown Vic schoss vorwärts. Auf dem Asphalt von Hope hatten die Reifen noch Bodenhaftung, die sie auf dem Rollsplitt von Despair verloren. Die Hinterräder drehten aufheulend durch, und der Wagen schien sich aufzubäumen, bevor er beschleunigte und in einer bläulichen Rauchwolke nach Westen davonraste.
    Sie fuhren elf Meilen weit in die untergehende Sonne hinein, ohne mehr tun zu müssen, als die Augen zusammenzukneifen. Die zwölfte Meile war anders. Weit vor sich im Gegenlicht erkannte Reacher die vertrauten Bilder, alle mit scharfen Umrissen und verkürzter Perspektive. Vage Smogschichten am Horizont. Das unbebaute Grundstück auf der linken Straßenseite. Das leer stehende Motel, einsam und verlassen. Die Tankstelle auf der rechten Seite. Etwas weiter das Haushaltswarengeschäft in dem ersten Klinkergebäude.
    Und noch etwas anderes.
    Aus einer Meile Entfernung sah es wie ein Schatten aus. Als hätte sich eine einzelne Wolke vor die Sonne geschoben und würde einen unregelmäßigen Schatten auf die Erde werfen. Reacher verrenkte sich den Hals und schaute zum Himmel auf. Aber dort war nichts zu sehen. Der Himmel war klar – bis auf das Graublau des herabsinkenden Abends.
    Vaughan fuhr weiter.
    Eine Viertelmeile weiter veränderte der Schatten seine Dimension. Er nahm an Breite, Tiefe und Höhe zu. Die Sonne leuchtete hinter ihm und blitzte an den Rändern hervor. Er wirkte wie eine niedrige breite Ansammlung von etwas Dunklem. Als hätte ein gigantischer Laster Erde oder Asphalt auf Fahrbahn und Bankette gekippt, sodass sie jetzt ganz mit einer dunklen Masse bedeckt waren.
    Die Masse schien fünfzehn Meter breit, sechs bis acht Meter tief und knapp zwei Meter hoch zu sein.
    Aus einer halben Meile Entfernung schien

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